Seit Beginn der Pandemie sind 1595 Menschen im Landkreis Main-Spessart positiv auf das Coronavirus getestet worden, das sind 148 mehr als am Freitag. Als genesen gelten 987, ein Plus von 113. Somit sind 558 Menschen derzeit akut mit dem Virus infiziert.
Mit einer laut Landesamt für Gesundheit Sieben-Tage-Inzidenz von 266 gehört der Landkreis Main-Spessart weiterhin zu den bayerischen Hotspots, in denen sich das Coronavirus derzeit am dynamischsten verbreitet. Ende November lag dieser Wert bereits bei 290. Durch den leichten Rückgang entspannt sich die Situation keinesfalls, denn es hat sieben neue Todesfälle gegeben: Insgesamt sind nun 50 Menschen im Landkreis an oder mit Covid-19 verstorben. Sie "gehörten altersbedingt einer Risikogruppe an", teilte das Landratsamt am Montagnachmittag mit. Ende November waren es 33 Verstorbene – innerhalb von nur einer Woche stieg diese Zahl um die Hälfte.
Täglich gibt das Landratsamt diese Zahlen bekannt. Zum Monatsende schlüsselt es die bekannten Fälle zusätzlich für jede Gemeinde im Landkreis Main-Spessart auf. Warum das nicht wöchentlich oder gar täglich geschehe, erklärt das Amt auf seiner Webseite: "Bei zu kurzen Abständen der Bekanntgabe" ließen sich "Rückschlüsse auf einzelne Personen ziehen". Das habe in der Vergangenheit zur Stigmatisierung Betroffener geführt.
- Corona aktuell von Sonntag, 6. Dezember: Inzidenzwert steigt
- Corona aktuell von Freitag, 4. Dezember: Sieben neue Todesfälle
- Corona aktuell von Donnerstag, 3. Dezember: 20 Patienten stationär
- Corona aktuell von Mittwoch, 2. Dezember: Drei weitere Todesopfer
Die tägliche Entwicklung der Fallzahlen und die monatliche Statistik für alle Landkreisgemeinden können allerdings nicht immer für die gewünschte Klarheit sorgen: Wo haben sich im vergangenen Monat mehr Menschen als in den Monaten zuvor infiziert, welcher Ort war, bezogen auf seine Einwohnerzahl, stärker betroffen und wie erklärt sich das?
Allein im November hat sich die Anzahl der bislang bekannten Infektionen im Landkreis Main-Spessart mehr als verdreifacht. Meldete das Landratsamt bis Ende Oktober 397 Fälle ab Beginn der Pandemie – am 9. März wurde der erste Fall im Landkreis Main-Spessart bestätigt –, so waren es Ende November bereits 1296: ein Anstieg innerhalb eines Monats um 899 Fälle oder um das 3,3-fache.
Aktuell sind es 1595 Fälle (Stand: 7. Dezember) – innerhalb der ersten Dezemberwoche hat es somit weitere 299 neue Fälle gegeben. Im Landkreis haben sich seit dem Ausbruch der Pandemie statistisch gesehen zwölf von 1000 Einwohnern mit dem Virus infiziert: nur drei von März bis Oktober, sieben im November und bislang zwei im Dezember.
Bis Ende November wurden in Karlstadt (184 Fälle), Gemünden (183) und Zellingen (130) die meisten Fälle gezählt. Es folgen Lohr (103), Marktheidenfeld (102) und Arnstein (93). Die sechs nach ihrer Einwohnerzahl größten Städte des Landkreises haben bei den absoluten Zahlen auch die meisten Fälle.
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die bis Ende November bestätigten Corona-Fälle ins Verhältnis zur Ortsgröße setzt. Relativ gesehen ist das 1800 Einwohner zählende Hafenlohr (insgesamt 42 Fälle) am stärksten betroffen: Auf 1000 Einwohner kommen dort 23 Fälle. In Gössenheim und Zellingen sind es 20 Fälle. Zum Vergleich: In Gemünden ergeben sich 18, in Karlstadt zwölf, in Marktheidenfeld neun und in Lohr sieben Fälle je 1000 Einwohner.
Ende November waren 482 Menschen im Landkreis akut an Covid-19 erkrankt. Ende Oktober hatte das Landratsamt gemeldet, dass 90 Menschen akut am Virus erkrankt seien. Die Zahl der akut Erkrankten im Landkreis steigt allerdings weiter an, da mehr Menschen erkranken als genesen gemeldet werden. Aktuell sind es sind 558 (Stand: 7. Dezember).
Die meisten Corona-Neuinfektionen im November wurden in Gemünden (136), Karlstadt (134), Zellingen (94) sowie Lohr (75), Arnstein (62) und Marktheidenfeld (60) festgestellt. Da es sich um absolute Zahlen handelt, verwundert es nicht, dass auch hier die sechs größten Städte im Landkreis die Liste anführen.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat es im November die meisten Neuinfektionen unter 1000 Einwohnern in Hafenlohr mit 21 Neuinfektionen und Gössenheim mit 18 Neuinfektionen gegeben. Dazu teilte das Landratsamt auf Anfrage dieser Redaktion mit: "In Hafenlohr lassen sich die Fallzahlen überwiegend auf den Ausbruch im Seniorenstift zurückführen." In Gössenheim habe es viele Einzelfälle und Ansteckungen innerhalb von Familien und Wohngemeinschaften, aber auch im beruflichen Umfeld gegeben.
Ein stärkeres Infektionsgeschehen gab es auch in Zellingen mit 15 Neuinfektionen je 1000 Einwohner: "In Zellingen sind viele Fälle der dortigen Senioreneinrichtung zuzuordnen. Allerdings gibt es auch dort viele Einzelfälle und Ansteckungen in Wohngemeinschaften." Ein paar wenige Fälle stünden im Zusammenhang mit einem ambulanten Pflegedienst.
Bis Ende Oktober hatte Eußenheim nur einen einzigen, bestätigten Corona-Fall. Im November explodierte diese Anzahl um rechnerisch 3400 Prozent. Innerhalb eines Monats kamen 34 Fälle hinzu. So ist mehr als ein Prozent der rund 3100 Einwohner Eußenheims inzwischen positiv auf das Virus getestet worden.
Erklären könne er sich das auch nicht, sagt Eußenheims Bürgermeister Achim Höfling. Er habe zwar von einigen positiv getesteten Mitbürgern gehört, aber nicht von einem speziellen Ereignis, das damit im Zusammenhang stehe.
"Die Corona-Fälle in Eußenheim lassen sich keiner bestimmten Einrichtung oder einem Ereignis zuordnen, das für die Fallzahlen allein verantwortlich ist", so das Landratsamt. Im ganzen Landkreis sei im November die Zahl positiv getesteter Menschen, die weder einem Ort noch einem Ereignis zugeordnet werden können, gestiegen.
Um das Siebenfache war die Anzahl der Corona-Fälle auch in Esselbach gestiegen, wenngleich noch auf niedrigem Niveau. Bürgermeister Richard Roos rief in der Gemeinderatssitzung zur Achtsamkeit auf: "Das Virus ist unter uns!"
Was der ganzen Berichterstattung dann noch das Krönchen der objektivität aufsetzten würde, wäre, wenn man dem geneigten Leser noch die Information mitgeben würde, dass die Zahlen fast ausschließlich kumulierte Zahlen sind, welche die seit Beginn der Corona-Pandemie Infizierten zusammenzählt. Eine Aussagekraft darüber, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, jemanden, der akkut zum jeweiligen Zeitpunkt infektiös ist, lässt sich aus keiner der Zahlen erschließen.