
Armin Grein war jemand, der nicht viel Aufhebens um seine Person gemacht hat, sagte Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident von Bayern und Vorsitzender der Freien Wähler, über den Verstorbenen bei der Trauerfeier am Freitag in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Über die vielen Menschen, die gekommen waren, um Abschied zu nehmen, hätte sich Grein sicherlich dennoch gefreut.
Der Politiker Armin Grein ist am 11. Februar im Alter von 84 Jahren gestorben. Er war zwölf Jahre lang Bürgermeister der Stadt Marktheidenfeld und 24 Jahre Landrat in Main-Spessart. Er gilt zudem als Gründervater der Freien Wähler. Was er seiner Familie bedeutet und wo er noch Spuren hinterlassen hat, das brachten zahlreiche Rednerinnen und Redner bei der Trauerfeier in der St.-Josef-Kirche zum Ausdruck. Die Beisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt im Familienkreis statt.
Armin Grein ist in die Politik gegangen, um etwas zu bewirken
Mit ihren mehr als 600 Sitzplätzen war die Kirche voll besetzt. Dass Armin Grein viel geleistet habe, davon zeuge die große Trauergemeinde, sagte Pfarrer Hermann Becker zu Beginn. Es sei für den Verstorbenen selbstverständlich gewesen, sich mit seinen Begabungen für andere Menschen einzusetzen und für sie da zu sein. Bei allem Engagement sei er stets er selbst geblieben, getragen von seiner Frau und seiner Familie, gehalten von seinem Glauben.
Monsignore Gerold Postler zelebrierte mit Becker die Trauerfeier. Er und Grein kannten sich seit der gemeinsamen Schulzeit und waren gute Freunde, erzählte er. In seiner Ansprache umriss Postler das Leben von Armin Grein abseits der politischen Bühne, erzählte Anekdoten aus der Jugend und von späteren Begegnungen.
Greins Kinder erinnerten daran, wie Armin Grein als Vater und Großvater war: bis zuletzt orientierungssicher im Landkreis, musikalisch begabt und bekannt für harte Aufschläge im Tennis. "Selbst aussichtslose Bälle hat er nicht verloren gegeben", sagte Greins Sohn, wohl nicht nur im Hinblick auf das Tennisspiel des Vaters. In die Politik sei Grein gegangen, weil er etwas bewirken wollte.
Für Kultusministerin Anna Stolz war Armin Grein ein Mentor und Vorbild
Dass ihm das gelungen sei, bescheinigte Hubert Aiwanger. Er würdigte Grein als jemanden, dem die Familie, die Kultur und die Politik wichtig gewesen seien. Müsste er Grein mit einem Wort charakterisieren, würde er "gütig" wählen, so Aiwanger. Er habe immer dafür gekämpft, einen Ausgleich zu finden, nahm nichts persönlich und konnte verzeihen.

Kultusministerin Anna Stolz berichtete von ihrer ersten persönlichen Begegnung mit Grein. Nach ihrer ersten Neujahrsansprache als Bürgermeisterin habe er zu ihr gesagt: "Das haben Sie gut gemacht, ich werde Sie im Auge behalten." Dieses Versprechen habe er gehalten und sie begleitet als Mentor und Vorbild, dessen politisches Vermächtnis sie weitertragen und weiterentwickeln wolle.
Landrätin: Main-Spessart profitiert noch heute von Armin Grein
"Von Armin ging eine natürliche Autorität aus. Er hatte stets ein Ziel vor Augen, blieb dennoch immer ausgleichend", sagte Bezirkstagspräsident Stefan Funk. Grein gehörte von 2003 bis 2018 dem unterfränkischen Bezirkstag an.
Im Namen aller Bürgerinnen und Bürger von Main-Spessart verabschiedete sich Landrätin Sabine Sitter von dem Alt-Landrat. Grein habe es sich zum Ziel gemacht, den Landkreis nach der Gebietsreform zu einen. Von den Verbesserungen der Infrastruktur, die Grein angestoßen hat, profitiere der Landkreis noch heute.

Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm sagte: "Als Hädefelder sind wir stolz auf sein Lebenswerk." Armin Grein war ein gern gesehener und häufiger Gast bei der Rudergesellschaft – auch wenn er selbst nie gerudert sei und höchstens zweimal in einem Boot gesessen habe. Grein habe den Kontakt zu den Menschen gesucht und ihnen auf seine charmante Art Wertschätzung geschenkt.
Förderung von Kindern und Jugendlichen war eine Herzensangelegenheit
Sichtlich gerührt erinnerte Christoph Vogel im Namen der Freien Wähler Main-Spessart an Grein. Er sei einer der tatkräftigsten und ideenreichsten Menschen, den er je kennengelernt habe. Greins Art sei es gewesen, in der Sache hart und klar zu kommunizieren, immer begleitet jedoch von Humor.
Als Glücksfall für die Lebenshilfe Marktheidenfeld bezeichnete Vorsitzender Thomas Klein seinen Vorgänger. 45 Jahre lang führte Grein den Verein ehrenamtlich. Er habe im Laufe der Zeit viel bewirkt und sich als aktiver Gestalter verstanden.
Viel Musik für den musikalischen Politiker
Die Liebe zur Musik, die Grein begleitete, kam in der Trauerfeier ebenfalls zur Geltung: Ein Enkel spielte ein Stück am Klavier. Michael Zöller (Orgel) und das Bläserensemble Marktheidenfeld gestalteten die Feier mit. Der Spielmannszug Esselbach gab Grein das letzte Geleit.
Marlies Grollmann, begleitet von Thomas Grön am Klavier, trug unter anderem das Lieblingslied des Verstorbenen vor: "Die Uhr" von Carl Loewe. Darin heißt es über das Leben: "Ich wollte, sie wäre rascher gegangen an manchem Tag; ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag."