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Main-Spessart
12 Jahre Bürgermeister, 24 Jahre Landrat: Was bleibt Main-Spessart von Armin Grein?
Bürgermeister, Landrat, Politiker, Sportler, Naturliebhaber, Brückenbauer, Mensch: Main-Spessart trauert mit Armin Grein um einen außergewöhnlichen Landkreis-Bewohner. Am Freitag wird er auf einer Trauerfeier geehrt.
Armin Grein ist am 11. Februar gestorben, doch er wird Main-Spessart lange in Erinnerung bleiben – nicht zuletzt wegen der vielen Projekte, die er verwirklicht hat und die bis heute nachwirken.
Foto: Reinwarth | Armin Grein ist am 11. Februar gestorben, doch er wird Main-Spessart lange in Erinnerung bleiben – nicht zuletzt wegen der vielen Projekte, die er verwirklicht hat und die bis heute nachwirken.
Carolin Schulte
 und  Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 10.04.2024 02:47 Uhr

Immer zuvorkommend, offen, diskutierfreudig. Vorbild, Ratgeber, Freund. Wer auf die Suche nach Beschreibungen von Armin Grein geht, wird es schwer haben, ein Ende zu finden. Wenige Menschen aus Main-Spessart haben wohl so viel und so lange in der Öffentlichkeit gestanden wie der Marktheidenfelder. Mit Grein verbunden bleiben werden aber auch viele Projekte, Initiativen, Vorhaben, die er angeschoben, verwirklicht oder unterstützt hat. Eine Spurensuche im Landkreis. 

1. Landrad(t)s-Radtour

2003: In Bewegung bleiben und ins Gespräch kommen. Das gefiel dem Sportler Armin Grein und so erfand er die Landrad(t)s-Tour, die seitdem jährlich im September stattfindet. 
Foto: Köster | 2003: In Bewegung bleiben und ins Gespräch kommen. Das gefiel dem Sportler Armin Grein und so erfand er die Landrad(t)s-Tour, die seitdem jährlich im September stattfindet. 

Große Neujahrsempfänge geben und dazu ausgewählte Bürgerinnen und Bürger einladen? Davon hielt Armin Grein nichts. Ihm war es wichtig, die Menschen möglichst effektiv zur Begegnung zu bewegen und so erfand der begeisterte Sportler die Landrats-Radtour. Seit nun mehr 30 Jahren radelt der Landrat, die Landrätin immer am Ende der Sommerferien mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf der "Landrad(t)s-Tour" durch Main-Spessart, um unkonventionell ins Gespräch zu kommen. 

2. Armin-Grein-Haus an der St. Nikolaus-Schule

2021: Zusammen mit Thomas Klein (Vorsitzender der Lebenshilfe Marktheidenfeld, rechts) durchschneidet Ehrenvorsitzender Armin Grein das nach ihm benannte neue Gebäude der St.-Nikolaus-Schule.
Foto: Wolfgang Dehm | 2021: Zusammen mit Thomas Klein (Vorsitzender der Lebenshilfe Marktheidenfeld, rechts) durchschneidet Ehrenvorsitzender Armin Grein das nach ihm benannte neue Gebäude der St.-Nikolaus-Schule.

Zum Schulbeginn im Jahr 2021 wurde es fertig: Das Armin-Grein-Haus, in dem seitdem die komplette Berufsschulstufe der St. Nikolaus-Schule auf dem Lebenshilfe-Areal in Marktheidenfeld untergebracht ist. Mit viel Initiativgeist, einer guten Portion Hartnäckigkeit und diplomatischem Geschick hatte Grein um den Neubau gekämpft. "Sonst wären wir heute nicht hier", betonte Lebenshilfe-Vorsitzende Thomas Klein bei der Einweihungsfeier. 45 Jahre lang stand Grein als Vorsitzender an der Spitze der Lebenshilfe Marktheidenfeld. Zu seinen Projekten zählen der Neubau am Maradies 1982, der Aufbau der Frühförderung im gesamten Landkreis und die Generalsanierung 2008.

3. Neubau der Spessarttorhalle

2006: Armin Grein steht in der Spessarttorhalle in Lohr. Nach einer Überprüfung waren in der Dachkonstruktion feine Risse entdeckt worden. 
Foto: Wolfgang Dehm | 2006: Armin Grein steht in der Spessarttorhalle in Lohr. Nach einer Überprüfung waren in der Dachkonstruktion feine Risse entdeckt worden. 

En­de Ju­ni 1991 wurde sie ein­ge­weiht, seitdem profitiert der Schul- und Brei­tens­port von der Spess­art­tor­hal­le an der Loh­rer Lehms­kau­te, an deren Planung auch Grein als Landrat maßgeblich beteiligt war. In die Schlagzeilen geriet die Halle 2006: Nachdem in Bad Reichenhall das Dach einer Eislaufhalle eingestürzt war und 15 Menschen ihr Leben verloren hatten, wurden in ganz Bayern die Dächer von Sporthallen überprüft. Dabei wurde man auch im Dachgebälk der Spessarttorhalle fündig. Während der Sanierung blieb die Halle über ein halbes Jahr gesperrt. 

4. Regionale Sparkasse 

Auch in Sachen "regionale Sparkassen" erwies sich Landrat Grein als Ideengeber und Motor. So sprach Rudolf Fuchs, von 2001 bis 2013 Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken Würzburg, in seiner Rede anlässlich Greins Abschied als Landrat 2008 von einem harten Stück Arbeit, das zu leisten war, um die Sparkassen zukunftsfähig zu machen. Dass dies gelang, sei auch Grein zu verdanken, denn dieser habe die historische Chance genutzt, eine regionale Sparkasse zu schaffen. Fuchs dankte für die "vielen wertvollen Impulse" Greins, der damals Verwaltungsratsvorsitzender war.

5. Krankenhäuser

2008: Nach einem Tennis-Unfall testete Armin Grein, wie es sich anfühlt, als Patient ins Lohrer Klinikum zu kommen. Zu Besuch kamen (von links) Thomas Schiebel, Brigitte Riedmann und Heinz Nätscher. 
Foto: Wolfgang Dehm | 2008: Nach einem Tennis-Unfall testete Armin Grein, wie es sich anfühlt, als Patient ins Lohrer Klinikum zu kommen. Zu Besuch kamen (von links) Thomas Schiebel, Brigitte Riedmann und Heinz Nätscher. 

Gesundheitsversorgung bezeichnete Armin Grein stets als sein Steckenpferd. Besonders wichtig war ihm, die drei Krankenhäuser in Lohr, Karlstadt und Marktheidenfeld als Anlaufstellen für die Erstversorgung zu erhalten. 2003 beschloss der Kreistag eine Reform der Krankenhäuser in Main-Spessart. Nach dem ersten Jahr der Umstrukturierung zog Grein das Fazit: "Wir sind auf dem richtigen Weg." So konnte der Landkreis zunächst alle drei Krankenhausstandorte erhalten. Die Kehrseite: Die Reform kostete 62 Vollzeitstellen und hatte einen Bettenabbau von rund 21 Prozent zur Folge.

6. Förderverein Klinikum Main-Spessart 

2010: Der neue Förderverein des Klinikums mit seinem Vorsitzenden Armin Grein spendet der Klinik ein Cardio-fit-Gerät für die kardiologische Rehabilitation. 
Foto: Wolfgang Dehm | 2010: Der neue Förderverein des Klinikums mit seinem Vorsitzenden Armin Grein spendet der Klinik ein Cardio-fit-Gerät für die kardiologische Rehabilitation. 

2010 wurde Armin Grein zum Vorsitzenden des neu gegründeten Fördervereins des Klinikums Main-Spessart gewählt. Die rund 30 Gründungsmitglieder versprachen sich von dem Förderverein nicht nur eine Stärkung im operativen Geschäft, sondern vor allem eine stärkere Verankerung des Klinikums im Bewusstsein der Bürger. Neben ideeller Unterstützung sollten durch Spenden und regelmäßige Beiträge Anschaffungen möglich werden, die den Patienten der Krankenhäuser und den Bewohnern der Senioreneinrichtungen des Landkreises den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten.

7. Bau des Maradies

1983: Das Freibad Maradies wird eröffnet. Die neue Rutsche testet Armin Grein, damals Bürgermeister von Marktheidenfeld, selbst. 
Foto: Neumann/Privat | 1983: Das Freibad Maradies wird eröffnet. Die neue Rutsche testet Armin Grein, damals Bürgermeister von Marktheidenfeld, selbst. 

Was gibt es Schöneres, als ein Schwimmbad zu eröffnen? Zweimal konnte Grein das als Bürgermeister von Marktheidenfeld erleben: 1976 weihte er das Hallenbad Maradies ein. 1983 folgte die Eröffnung des Freibads, das er persönlich zur feierlichen Einweihung "einrutschte". Beide Bau-Entscheidungen waren in der Bevölkerung umstritten. Nach seiner Fertigstellung strömten Jahr für Jahr rund 250 000 Gäste ins Maradies. Die über 70 Meter lange Außenrutsche blieb die größte Attraktion des Bades. 

8. Gewerbegebiete und Infrastruktur in Marktheidenfeld

2001: Zusammen mit dem damaligen Marktheidenfelder Bürgermeister Leonhard Scherg und vielen Ehrengästen eröffnete Armin Grein als Landrat das Gewerbegebiet Schlossfeld in Marktheidenfeld-Altfeld. 
Foto: R.Geis | 2001: Zusammen mit dem damaligen Marktheidenfelder Bürgermeister Leonhard Scherg und vielen Ehrengästen eröffnete Armin Grein als Landrat das Gewerbegebiet Schlossfeld in Marktheidenfeld-Altfeld. 

Grein schuf in Marktheidenfeld eine bessere Infrastruktur mit dem Stadtring, erschloss das Gewerbegebiet auf dem Dillberg und neue Baugebiete, etablierte das Schul- und Sportzentrum und setzte mit seiner Stimme das Bad Maradies im Stadtrat durch. "Das war ein harter Kampf; die CSU war absolut dagegen", erinnert Grein sich. Seine Ziele von damals hören sich aktuell an: Arbeits- und Bauplätze schaffen, Marktheidenfeld attraktiv gestalten, damit die Stadt wachsen kann.

9. Naturpark Spessart

2006: Armin Grein und der erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Main-Kinzig, Günter Frenz, und Matthias Schlote, Geschäftsführer Zweckverband Naturpark Hessischer Spessart, überreichen die neue Karte des Naturpark Spessart.
Foto: Nicole Leuchtweis | 2006: Armin Grein und der erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Main-Kinzig, Günter Frenz, und Matthias Schlote, Geschäftsführer Zweckverband Naturpark Hessischer Spessart, überreichen die neue Karte des Naturpark ...

Armin Grein engagierte sich für den Naturpark Spessart, der 1960 als erster Naturpark in Bayern gegründet wurde. Er machte sich schon früh dafür stark, den "Naturpark Spessart als Ganzes zu sehen" und dessen Sonderstellung unter Europas Waldgebieten auszubauen. Er war auch der erste Vorsitzende des Vereins Naturpark Spessart e.V., den es seit 1963 gibt. In seine Zeit als Vorsitzender fielen wichtige Entwicklungen wie die Ausweisung von Naturschutzgebieten im Hafenlohrtal und im Sinngrund.

10. Regionaler Planungsverband

Grein war von 1984 bis 2008 Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes Würzburg. "Wer 24 Jahre lang ein solches Amt geführt hat, gibt es nicht ohne Wehmut auf", so verabschiedete sich Grein 2008. In ihrer Abschieds-Laudatio bezeichnetet seine Stellvertreterin Tamara Bischof ihn als Brückenbauer. Als wichtige Etappenziele während seiner Amtszeit bezeichnete er zum Beispiel die Annäherung an die Nachbarregion Main-Rhön.

Trauerfeier am Freitag

Am Freitag, 5. April, findet ab 11 Uhr in der Marktheidenfelder St.-Josef-Kirche eine öffentliche Trauerfeier statt. Trauergäste können am Alten Festplatz parken. Dieser ist von 9 bis 13 Uhr für die Allgemeinheit gesperrt. In dieser Zeit gilt in der Ringstraße zwischen der Baumhofstraße und der Ludwigstraße ein absolutes Halteverbot. Eingeschlossen in das Halteverbot sind die beiden Parkbuchten vor und gegenüber der Kirche.
(luc)
 
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