Aus Holz, das "nicht mal mehr zum Verbrennen taugt" baut Christian Inderwies aus Ruppertshütten in mühsamer Handarbeit Krippen. Seit über 25 Jahren sägt, feilt, nagelt, schraubt und klebt der 83-Jährige an den kleinen weihnachtlichen Holzhütten, die er verkauft und den Erlös an das Kinderhospiz Sternenzelt in Marktheidenfeld spendet - für Inderwies eine Herzensangelegenheit. Sein eigener Sohn starb im Alter von fünf Jahren.
Detailverliebte, aber nicht makellos
Beim Krippen bauen kann Inderwies abschalten, sagt er. "Ich bin dabei so vertieft, dass ich manchmal das Mittagessen vergesse." Wochenlang arbeitet er detailverliebt an einer Krippe. Die Beschläge und die kleinen Scharniere der Türen und Fenster stellt der Rentner selbst her. In Handarbeit entstehen auch die winzigen Türschlösser aus Holz, Hackklötze mit Beilen und die Vogelhäuser, die zu jeder Krippe gehören.
Bei so viel Liebe fürs Detail sind die Krippen allerdings eines nicht - makellos. "Da kann was krumm oder kaputt sein, das ist es, was es ausmacht." Christi Geburt war schließlich auch in einem einfachen Stall, sagt der Rentner.
Jede Krippe ist ein Unikat
Damit die Krippen authentisch werden, braucht Inderwies am besten "uraltes Bauholz, das nichts mehr wert ist, das im Dreck gelegen und wo es drauf geregnet hat". Das Holz bearbeitet der Rentner dann zuerst mit einer Drahtbürste, damit die Maserung noch besser zum Vorschein kommt. Manchmal geht er auch mit einem Gasbrenner über das Holz, damit es älter ausschaut. Holzstück für Holzstück entsteht dann die Krippe. Dabei muss er sich auch viele Gedanken machen, wie er die Krippen aufbaut und gestaltet. "Jede Krippe ist ein Unikat!" betont der 83-Jährige.
Die Krippen baut der Rentner in seiner eigenen Werkstatt. Es ist ein kleiner Raum, in dem die Werkzeuge ordentlich aufgereiht an der Wand hängen. Auf den Regalen sammeln sich der Holzstaub. Ein alter Holzofen sorgt selbst im Winter für eine angenehme Wärme. "Hier geht die Zeit so schnell rum", sagt Inderwies über den Raum, in dem er hunderte Stunden jährlich verbringt.
Ein Beitrag im Bayerischen Fernsehen aus dem Jahr 2012 habe zu einer großen Nachfrage geführt. Noch heute kämen die Menschen wegen des Beitrags zu ihm, sagt der Rentner. Von jung bis alt reiche die Kundschaft und bis nach Österreich, in die Schweiz und auch schon in die USA habe er seine Krippen verkauft. An bedürftige Familien oder Geflüchtete habe er auch schon Krippen verschenkt, sagt der 83-Jährige.
Solange es ihn gab, stand Inderwies mit seinen Krippen auf dem Weihnachtsmarkt auf der bayerischen Schanz. Inzwischen verkauft er sie hauptsächlich von Zuhause aus. Nicht mal den Mindestlohn verrechnet er für seine Arbeit. 60 bis 70 Stunden braucht er für eine der weihnachtlichen Holzhütten, verkauft werden sie für maximal 400 Euro, einfache Modelle gibt es auch schon für 100 Euro.
Ein Teil der Einnahmen gehen an das Kinderhospiz Sternenzelt
Inderwies holt ein laminiertes Stück Papier hervor und hält es in die Kamera. "Ich unterstütze das Kinderhospiz-Sternenzelt mit einem Teil meiner Einnahmen" steht darauf. "Das ist mir wichtig", sagt der 83-Jährige. Im Alter von fünf Jahren ist sein Sohn an Krebs gestorben. Das Schlimmste waren die Besuchszeiten. Nur zwei Stunden in der Woche hätten er und seine Frau ihren Sohn besuchen können. "Das war furchtbar, da könnte ich heute noch drüber weinen." Das Kinderhospiz Sternenzelt betreut erkrankte Kinder und die Familie und entlastet sie. "Das liegt mir nahe", sagt der 83-Jährige.
Mit dem Krippenbauen hat Inderwies als Rentner vor über 25 Jahren angefangen. Als er damals eine selbst gebaute Krippe gesehen hat, habe er sich gesagt, das probiere ich auch, erinnert sich der 83-Jährige. Mit einem Buch als Anleitung entstand die erste Krippe. Für den Weihnachtsmarkt stellte er auch Kerzen, Sterne und Bäume aus Holz her. Auch Hochbeete oder eine Kinderwippe hat er schon gebaut. Aber Krippen sind sein Hobby, betont Inderwies.
Die Arbeit mit Holz hat Inderwies schon in seiner Ausbildung als Küfer gelernt. Die Holzfässer, die er herstellte, wurden aber schon bald nicht mehr gebraucht und durch Plastikfässer ersetzt. Erfahrung mit Metall bekam Inderwies dann bei seiner Arbeit für den Stahlbaubetrieb Anderlohr in Lohr. So lernte der Rentner das nötige Handwerkszeug, um die Krippen herzustellen.
Das Krippenbauen ist nur eines von vielen Hobbys
Die Figuren zu den Krippen gibt es von Inderwies dagegen nicht. "Das wäre zu viel", sagt er. "Es ist nicht so, dass ich alle Zeit der Welt hätte", betont er. Schließlich spiele er noch Pauke und ist in vielen Vereinen aktiv. Im Kindergarten und im Pfarrheim ist er zudem Hausmeister. Auch die Kirchenkrippe in Ruppertshütten hätte er ein ganzes Jahr lang gebaut, damit sie zu der Größe der Figuren passe.
Von den kleinen Krippen, die er verkauft, hat der 83-Jährige etwa zehn bis 12 auf Vorrat zu Hause stehen. Verkauft er eine, baut er wieder welche nach. Ans Aufhören denke er nicht, sagt der Rentner. "Mir tut jede Krippe leid, die ich verkaufe, aber ich verkaufe sie gerne", so der 83-Jährige. Solange er noch könne, baue er auch weiter, ist sich Inderwies sicher.
Kontakt: Christian Inderwies, Tel.: (09355) 1796.