„So in etwa hat die heutige Grabfeldstraße hier in Großwenkheim einmal ausgesehen,“ sagt Karlheinz Geßner und zeigt auf seine Weihnachtskrippe. Auf einer Länge von vier auf einem Meter sind bis zu 60 Zentimeter hohe Fachwerkhäuser zu sehen und Menschen, die ihrem Tagwerk nachgehen.
Beim näheren Hinsehen entdeckt man dann noch mehr. Im Eingang eines Hauses ist die Heilige Familie mit dem Jesuskind zu sehen, ein paar Häuser weiter sind die Dreikönige bereits auf dem Weg zur Krippe.
Auch die Herbergsuche mit Maria und Josef und dem beleibten Wirt, der sie abweist, ist zu entdecken. Um den Ziehbrunnen und einem offenen Feuer am Dorfplatz scharen sich Schafe. Neben einem knorrigen Baum steht das Backhäuschen, aus dem eine Frau das Brot aus dem Ofen holt; ein Junge in Bäckerkleidung sortiert die Brote ins Regal.
Figuren aus Thüringen
Über viele Jahre hinweg hat der Großwenkheimer die Figuren von Dieter Frank , einem Bildhauer aus dem thüringischen Milz, schnitzen lassen. Dieser hat in der Region schon so manche Krippe in Kirchen mit den entsprechenden Figuren ausgestattet. Karlheinz Geßner kam 1997 mit ihm in Kontakt, als die Großwenkheimer bei Dieter Frank ein Vierzehnheiligenbild schnitzen ließen.
Ein lange gehegter Wunsch
Schon über viele Jahre hinweg schwebte dem Großwenkheimer eine Krippenlandschaft in größerem Ausmaß zu Hause vor. Die Entscheidung fiel im vergangenen Jahr. Nun ist sein Werk bis auf Kleinigkeiten fertig und wird erstmals im Wohnzimmer direkt neben dem Christbaum aufgestellt.
Schon als Kind hatte der Großwenkheimer mit seinem Bruder Konrad in den Wintertagen mit der Laubsäge Weihnachtsdarstellungen gebastelt. Es gab eine Krippe mit Gipsfiguren, die dem Onkel gehörte. Dafür bauten die Buben schon damals Ställe und ergänzten damit die Krippenlandschaft.
Dörfliches Leben ist zu sehen
Später hatte Karlheinz Geßner eine Weihnachtskrippe aus Naturwurzeln. Doch der Wunsch blieb, einmal eine große Krippe zu bauen. Bei seiner Schwester Ruth entdeckt er eine Krippe, die wie ein Dorf gestaltet war. „Das war aber eine gekaufte Krippe und da kam mir die Idee, so etwas doch selbst zu bauen.“
Gesagt, getan. Mittelpunkt ist das dörfliche Leben. Dazu gehörte einst das Backhäuschen, das in der Krippe in der Dorfmitte steht, so wie es wohl einst war. Allerdings kann Karlheinz Geßner heute nicht sagen, wo genau das war, „aber es gab eines.“
Fundamente und Treppen aus Sandstein
Karlheinz Geßner zeigt auf die Fundamente und Treppen, die, wie auch der Torbogen, aus echten Steinen von ihm behauen wurden. „Da ist nichts bemalt, das ist alles echt; jede Treppe und auch die Umfassung des Dorfbrunnens oder der Torbogen sind aus Sandstein.“ Fertig ist seine Krippe jedoch noch lange nicht.
So muss noch ein Mühlenrad angebaut werden und auch der Bach wird im kommenden Jahr dazu kommen. Was auch noch fehlt ist ein Ziegenstall; dieser soll eventuell rechtzeitig zum Heiligabend fertig sein. Direkt neben einem steinernen Torbogen soll er stehen.
Bewusst habe er bei seiner Krippe die Zeit gewählt, als noch mehr Fachwerk und die Landwirtschaft das Dorfleben prägten. Viel Zeit investierte Karlheinz Geßner unter anderem in mehr als 100 Schindeln auf einem Dach, die aus Lärchenholz sind. Fingerspitzengefühl und viel Ausdauer waren nötig.
Großer Zeitaufwand
Fragt man nach den Stunden, die Karlheinz Geßner in den Krippenbau verwendet hat, lacht der Großwenkheimer und stellt fest: „Das kann ich nicht sagen. Ich war oftmals bis in die Nachtstunden im Hobbyraum und habe die Zeit vergessen.“ Schließlich sollte die fränkische Krippenlandschaft bis Weihnachten fertig sein. Selbst der Tisch, auf dem die Krippe steht, ist Marke Eigenbau, denn das alles hat ein entsprechendes Gewicht.
Alles illuminiert
Im rückseitigen Bereich der Krippe findet sich versteckt die Technik: „Natürlich ist die gesamte Landschaft mit den Häusern beleuchtet.“ Selbst im Backofen meint man, dass in der Hitze des Ofens gerade Brot gebacken wird. Im hinteren Bereich sind 16 Steckdosen eingebaut und dazu ein Trafo, denn es soll ja in den Abendstunden auch so sein, wie in der Wirklichkeit.
„Ich kann mir vorstellen, dass unser Dorf einmal so ausgesehen hat. Orientiert hat sich der Bastler an einem historischen Bild im Gasthaus Adler. Darauf ist die Grabfeldstraße mit den Fachwerkhäusern zu sehen. Für Karlheinz Geßner war dies die ideale Vorlage für seine fränkische Dorfweihnachtskrippe .
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