Da ist Damien Battenfield, der sagt: "Der Schreinerberuf taugt nicht dafür, mit halbem Herzen reinzugehen."
Da ist Moritz Zink, der ergänzt: "Wer richtig Bock hat, Schreinerarbeiten zu machen, der wird auch irgendwann ein guter Schreiner."
Und da ist Sophie Fröhlich, die erklärt: "Klar sollte man körperlich stabil sein, aber das kriegt man alles hin und auch gelernt. Einfach ausprobieren, dann sieht man schon, ob man das Feingefühl dafür hat."
Vor den grünen Toren der Kitzinger Berufsschule warten am vergangenen Samstagnachmittag neun Lehrlinge auf Einlass. Sie alle fiebern auf den ersten Teil ihrer Gesellenprüfung, den Praxisblock, bei dem die jungen Azubis eine Arbeitsprobe nach bayernweiten Vorgaben herstellen müssen. Moritz, Damien und Sophie sind drei von ihnen.
Die Stimmung ist gut, als sich die schweren Türen zu den Werkräumen öffnen. Nach ein paar lockeren Sprüchen zwischen Ausbildern und Lehrlingen und einer kurzen Einweisung in die Rahmenbedingungen der Prüfung geht es los.
Für die Abschlussprüfung gilt es ein "Homeoffice" zu fertigen
Die Arbeitsprobe, die es für die Prüfung zu fertigen gilt, ist auf der Höhe der Zeit und trägt den Namen "Homeoffice" – ein ausklappbarer Arbeitsplatz – und vereint mehrere Techniken, die während der Ausbildungszeit erlernt werden sollten. So erklärt es Markus Richter, Berufsschullehrer im Bereich Holztechnik. Knapp bemessen sei die etwa vierstündige Prüfungszeit, aber auf jeden Fall machbar.
Inmitten der anschwellenden Geräuschkulisse steht der Innungsschreiner und Berufsschullehrer Alfred Hörr und beobachtet gelassen die Szenerie. Alles in allem, sagt er, sei er zufrieden mit den Auszubildenden, er lobt sie für ihre Disziplin.
Hörr kennt die Geschichten von Schreinermeister Eder – und wehrt sich gegen das verstaubte Image solcher Erzählungen. "Wir sind hier keine Pumuckl-Schreinereien mehr", sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Was er damit meint, lässt sich bei einem kleinen Rundgang durch die Werkstätten besichtigen.
Wenige Minuten nach Prüfungsbeginn stehen die angehenden Handwerkerinnen und Handwerker nicht nur an ihren Werkbänken, sondern sie flitzen zwischen teils hochmodernen Maschinen umher. Hörr sieht darin die größte Veränderung, wenn er an seine Zeit als Schreinerlehrling zurückdenkt: Die Digitalisierung erleichtert die traditionelle Arbeit in einigen Bereichen zunehmend und macht sie sicherer.
Fachkräftemangel ist am Standort Kitzingen noch kein Thema
Was den Fachkräftemangel angeht, habe die Ausbildungsstätte Kitzingen im Vergleich zu anderen handwerklichen Berufen keine Probleme. Noch gebe es jedes Jahr genug Schreinernachwuchs. "Wir sind mit dem Angebot an Lehrlingen zufrieden, weil wir momentan garantieren können, dass jeder, der die Gesellenprüfung hat, auch einen Arbeitsplatz in der Region bekommt", so Hörr. 23 Auszubildende standen dieses Jahr vor ihrer Abschlussprüfung, ein Teil musste bereits eine Woche zuvor für die Prüfung schwitzen.
Nach beendeter Prüfung steht den Azubis die Freude auf den Feierabend ins Gesicht geschrieben. Damien, Moritz und Sophie nehmen sich noch ein bisschen Zeit, um ihre Erfahrungen während der Ausbildung zu teilen. Warum sie sich für die Schreinerlaufbahn entschieden haben? Weil sie Gefallen am Werkstoff Holz haben und Interesse an der kreativen Arbeit mit den Händen. Besonders schätzen sie die praktischen Erfahrungen, die sie aus ihrer Ausbildung mitnehmen. Damien etwa sagt, er könne sich Kosten beim Umzug sparen, Sophie hat neben der Ausbildung bereits den eigenen Bus umgebaut.
Wichtig ist aus ihrer Sicht vor allem die Wahl des Betriebs. So liegt ein Schwerpunkt in Sophies Ausbildungsbetrieb auf der Arbeit mit Flexformen. Traditionelle Massivholzarbeiten sind bei ihr dagegen nicht an der Tagesordnung. Diese müssten bei Interesse auf eigene Faust in der Freizeit geübt werden.
Wie ist das als Frau in einem so männerdominierten Beruf?
Auf die Frage nach ihrer Erfahrung als Frau in einem so männerdominierten Beruf zuckt Sophie lässig mit den Schultern – weder im Betrieb noch in der Schule hatte sie das Gefühl, benachteiligt zu sein. Alle drei haben zudem unterschiedliche Vorerfahrungen mit dem Schreinerhandwerk.
Moritz ist durch die Schreinerei seines Vaters in den Beruf hineingewachsen, Sophie wurde in einer Winzerwirtschaft groß, hat ihre handwerkliche Begabung jedoch schon früh entdeckt. Und Damien outet sich ganz nebenbei als Grobmotoriker. Eins ist allen gleich: Sie haben es bis zur Abschlussprüfung geschafft.