Lange schon gab es Gemunkel, dass sich beim Lagerhaus Weimann in der Gemündener Ladestraße ein Supermarkt ansiedeln möchte. Schon 2013 plante ein Supermarkt, sich dort niederzulassen, aber die Pläne zerschlugen sich. Jetzt will ein Investor das ganze Areal an der B26 auf den Kopf stellen. Offenbar wollen Lidl und dm aus Langenprozelten dorthin umziehen, der bestehende Getränkehandel kommt weg und soll in der Nähe der Shell-Tankstelle wieder neu entstehen. Fußgänger sollen zudem Ampelübergänge erhalten. Den Weg frei für diese große Lösung hatte der Agrarhandel Weimann durch die Verlagerung seines Getreidehandels ins neue Karsbacher Industriegebiet gemacht.
Nachdem der Gemündener Osten, der Ortsausgang Richtung Wernfeld, lange Jahre einkaufstechnisch eher ein Problemfall war und alles sein Heil in der Würzburger Straße in Langenprozelten suchte, hat sich der Wind nun gedreht. Aldi hat neu gebaut, das einen traurigen Eindruck machende, 1998 gebaute Gebäude mit Comet/E-Center/Netto wurde zugunsten eines neuen Rewe abgerissen – und jetzt versprechen sich auch Lidl und dm im Osten mehr Kundschaft. Der Umzug der beiden wird jedoch in Langenprozelten zu Leerständen führen, die der Stadt aber wenige Sorgen machen, wie am Montag im Stadtrat deutlich wurde.
Bebauungsplan "Nahversorgungszentrum Ladestraße"
Der Stadtrat befasste sich am Montag öffentlich mit der Aufstellung des Bebauungsplans "Nahversorgungszentrum Ladestraße" und machte so die Pläne für das Gelände rund um Weimann, die generell begrüßt wurden, bekannt. Zuvor war das Ganze offenbar immer wieder nichtöffentlich Thema im Stadtrat gewesen, wie aus Wortmeldungen von Stadträten hervorging. Was letztendlich in die neuen Gebäude einziehe, sei noch nicht endgültig klar, hieß es. Statt Lidl und dm könnten auch andere Händler einziehen. Von der ans Areal angrenzenden Fläche Richtung Wernfeld, wo zur Zeit etwa ein Autofolierer tätig ist, soll es eine neue Ausfahrt auf die B26 geben.
Die Würzburger Projektentwicklungsgesellschaft ROSBO Gmbh, inzwischen laut Co-Geschäftsführer Wolfgang Rosentritt Eigentümer des Areals, hatte die Einleitung eines Bauleitverfahrens beantragt. Demnach soll auf dem Gelände zwischen der Wernfelder Straße (B26) und der Bahnstrecke ein Discounter mit maximal 1500 Quadratmeter Fläche, eine Drogerie mit maximal 800 Quadratmetern und ein Getränkemarkt mit rund 1100 Quadratmetern entstehen. Dafür sollen bestehende Gebäude abgerissen werden. Was aus dem denkmalgeschützten Ensemble des ehemaligen Güterbahnhofs werden soll, ist noch nicht klar. Das kleine denkmalgeschützte Haus zwischen Shell und Weimann ist von den Plänen nicht berührt.
"Einfallstor von Gemünden" soll ordentlich aussehen
Peter Interwies vom Bauamt machte bei der Vorstellung der Pläne klar, dass die Stadt sich davon erhofft, dass "der kleine Schandfleck" wegkomme und "das Einfallstor von Gemünden ordentlich aussieht". Der Stadt entstünden keine Kosten, die trage sämtlich der Investor. Bürgermeister Jürgen Lippert hob die Entschärfung des Kreuzungsbereichs an der B26 durch die zwei geplanten Fußgängerampeln hervor. Vor elf Jahren war dort der 83-jährige Diakon Otto Hüttmeyer, der abends auf dem Weg zur Postfiliale im Weimann-Markt war, von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden.
Ferdinand Heilgenthal (SPD) nannte die Pläne eine "gute Sache" und verband damit die Hoffnung, dass der innerstädtische Verkehr vom Osten Gemündens nach Langenprozelten geringer wird. Lippert befürchtet, dass sich der Verkehrsstrom umkehrt und die Katze wieder auf den alten Füßen stehe. Hans-Joachim Schüßler (Öko-Kreis) befürchtet eine Schwächung des Gewerbegebiets Würzburger Straße. Er regte an, die Drogerie auf dem Discounter zu bauen, um möglichst wenig Fläche zu versiegeln. Außerdem solle darüber nachgedacht werden, die Parkflächen mit Photovoltaik zu überdachen.
Leerstände in Langenprozelten nur kurz?
Peter Interwies glaubt, dass es keine langfristigen Leerstände in Langenprozelten werde, da solche Flächen gefragt seien. Photovoltaik sei angedacht, aber er finde es auf den Gebäuden sinnvoller als über den Parkplätzen. Würden zwei Gebäude übereinander gebaut, gab er zu bedenken, wären die Kosten für die Barrierefreiheit ungleich höher. Auf eine Frage von Miro Blaic (FW/FB), ob die Fußgängerampeln barrierefrei werden, sagte Lippert, dass dies wegen dem steilen Anstieg rund um die Bergstraße nicht möglich sei.
Matthias Risser (CSU) brachte den ehemaligen Güterbahnhof als Ersatz für die Scherenberghalle ins Spiel, was im Gremium für ein Raunen sorgte. Interwies sieht hierbei Kostenschwierigkeiten, Lippert sagte, er stelle es sich schwierig vor. Klaus Strohmenger (BfB) wollte noch einmal für die Öffentlichkeit angesprochen haben, warum es Ampeln und keinen Kreisverkehr, wie offenbar von den Stadträten gewünscht, gebe. Laut Interwies wäre für einen Kreisverkehr zu wenig Platz, ein Teil der Mauer gegenüber müsste weg, zudem sei die Steilheit zur Bergstraße hin ein Problem. Nicht zufrieden geben wollte sich damit Wolfgang Remelka (BfB), der sich weiter für einen Kreisel aussprach.
"Weiterer Sargnagel für die Innenstadt?"
Remelka findet die Pläne für das Areal einerseits gut, findet aber, sie seien "ein weiterer Sargnagel für die Innenstadt". Er wollte wissen, was mit der Postfiliale ist (bleibt wohl), regte E-Ladestellen und eine Bushaltestelle an. Er sprach auch an, dass eine Wohnung über dem Weimann-Markt wegfalle und dass das Gelände noch auf Fliegerbomben abgesucht werden muss. Robert Lampert (CSU) möchte, dass die Stadt aktiv die zu erwartenden Leerstände in Langenprozelten behebt.
Mit 23:2 Stimmen beschloss der Stadtrat die nötige Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung des Bebauungsplans mit einer Gesamtgröße von 1,67 Hektar. Einstimmig fiel der zweite Beschluss, für das bauleitplanerische Verfahren das beschleunigte Verfahren ohne die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung anzuwenden und dass das Rathaus die vertraglichen Regelungen mit der ROSBO abstimmt.
Mit den Bauarbeiten könnte es Mitte/Ende kommenden Jahres losgehen, hofft ROSBO-Geschäftsführer Wolfgang Rosentritt.