Wie groß seine Chance ist, Landrat zu werden? Hubert Fröhlich zuckt mit den Schultern. "Wir sind sechs, einer wird es machen", sagt der 52-Jährige. Er als Kandidat der FDP sehe es sportlich, wolle den Leuten mit seiner Person ein Angebot machen und ist daher im Oktober ins Rennen um die Nachfolge von Landrat Thomas Schiebel eingestiegen.
Seine Mutter habe ihm daraufhin scherzhaft gesagt: "Sag nichts, was die Leute nicht hören wollen." Daran hat er sich nicht gehalten. Als Landrat müsse man Stellung beziehen, meint er, beispielsweise zum umstrittensten Thema des Wahlkampfs, nämlich zum Bau der B 26n. "Sie wird für die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises gebraucht", sagt er und meint damit nicht nur den in der Planung weit fortgeschrittenen Abschnitt von Arnstein nach Karlstadt, sondern auch den neuen Zubringer nach Lohr mit Kreuzung des Buchentals und den weitere Ausbau der B 26n von Karlstadt zur A3 nach Helmstadt. In dieser Frage hat er sich am eindeutigsten aller Kandidaten positioniert, wie auf der von der Main-Post veranstalteten Bustour durch den Landkreis deutlich geworden ist.
Die B 26n ist nach Ansicht von Fröhlich notwendig, um die Wirtschaftskraft mit Vollbeschäftigung im Landkreis hoch zu halten. Für diese brauche es eine gut ausgebaute Infrastruktur. Die Wirtschaftskraft sei auch deshalb wichtig, um die Schulden nicht weiter zu steigern und um den Neubau des Klinikums in Lohr bezahlen zu können. "Geht es der Wirtschaft gut, dann geht es den Menschen gut", so Fröhlich. Der Neubau der Bundesstraße ist daher für ihn vertretbar. Bedenken, dass mit dem Zubringer nach Lohr das Buchental durchschnitten wird, treten dem gegenüber zurück. Er ist überzeugt, dass die Trasse an den dort existierenden Hügelgräbern vorbei gebaut werden kann.
Kleine Landwirtschaft im Nebenberuf
Hat Fröhlich beim Thema Infrastruktur einen wirtschaftsliberalen Standpunkt, so ist er beim Thema Landwirtschaft nahe bei den Grünen. Im Nebenberuf betreibt er eine kleine Biolandwirtschaft und baut Getreide, Zuckerrüben und Streuobst an. Letzteres für seinen Likör, den er selbst brennt. Seit dem Jahr 2012 ist er Vorsitzender des Fränkischen Brennerverbandes und sitzt auch für den Ökokreis im Gemündener Stadtrat.
Aufgewachsen ist Fröhlich auf einem Bauernhof im Gemündener Stadtteil Aschenroth und ist daher der Landwirtschaft von klein auf verbunden. 2009 stellte er seine Nebenerwerbslandwirtschaft auf einen Biobetrieb um. Der Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln habe ihn immer mehr gestört. "Das tut dem Boden nicht gut", sagt er. Er wolle bei seiner Landwirtschaft den Rhythmus der Natur beachten und eine naturnahe Landwirtschaft betreiben.
Die Umstellung hat er bisher nicht bereut. Er spare beim Einsatz von Betriebsmitteln, weil er kein Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel braucht, allerdings habe er mehr Arbeit mit der Vermarktung, da er ein kleiner Betrieb ist. Es sei eine große Herausforderung, Abnehmer für seine Produkte zu finden.
Fröhlich ist zwar überzeugter Biobauer, aber kein Freund des Volksbegehrens "Rettet die Bienen". Der Staat dürfe sich nicht einmischen, so seine liberale Grundeinstellung. Der Bioanbau dürfe nicht verordnet werden. Zudem glaubt er auch nicht, dass es derzeit eine Nachfrage für mehr Bioanbau gibt. Dieser müsse sich alleine entwickeln.
Altenpfleger bei der Caritas
Im Hauptberuf ist er Altenpfleger im ambulanten Pflegedienst der Caritas. Da kommt er viel herum und hat auch schon Resonanz auf seine Kandidatur bekommen. "Wenn Du gewählt wirst, kommst Du dann nicht mehr", habe man ihm gesagt. Seinen gelernten Beruf würde er dann aufgeben, obwohl er ihn gerne mache. Als Landrat sieht er sich als Moderator. Als Chef der Verwaltung müssen die Entscheidungen so vorbereitet sein, dass die Gremien bestens informiert sind.
Als angenehm empfindet Fröhlich sein Verhältnis zu den anderen Kandidaten, die auch Landrat werden wollen. Mit dem grünen Kandidaten Christian Baier sei er schon Joggen gewesen, mit den anderen komme er auch gut aus. Die Treffen seien bisher von großer Fairness geprägt gewesen und er ist sicher, dass es so bleibe.
Fröhlich ist gespannt darauf, was das Jahr bringt. Termine hat er sich noch keine gesetzt – mit Ausnahme von einem im November: Da will er einen Marathon in Athen laufen.
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Mit diesem Geld könnte man wahrscheinlich alle vorhandenen Straßen sanieren und wo nötig Ortsumgehungen bauen.
Und die Lohrer?
Die brauchen am allerwenigsten diese Straße da hier kein Fleckchen mehr für neue Industrieansiedlungen mehr vorhanden ist.
Mich würde mal ein wirkliches stichhaltiges Argument interessieren warum gerade Lohr so vehemennt die B26n und vor allem den Zubringer haben möchten.
Vor 25-30Jahren wurde nach dem Aufstieg in Marktheidenfeld geradezu geschriehen um einen Autobahnzubringer für Lohr zu haben. Der ist längst fertig und es fehlt nur noch die Ortsumgehung für Neustadt - der in Hafenlohr wird ja demnächst gebaut.
Und Sie Herr Fröhlich sollten sich lieber mal Gesanken machen wie sie den Verkehr um Gemünden herum bringen.
Aber das ist nicht mein Punkt. Ich frage mich, wieso man wertvolle Ressourcen (Arbeitskraft, Energie, Beton, Asphalt, etc.) und Naturflächen opfern möchte für eine Straße, die unterm Strich dem Landkreis und seinen Bewohnern mehr schadet als Nutzen bringt. Das Argument „unsere Wirtschaft braucht diese Straße“ ist in meinen Augen eines der schwächsten, nicht zuletzt angesichts der im vergangenen Jahrzehnt guten bis sehr guten Wirtschaftslage unseres Landkreises. Wir brauchen nicht noch mehr und noch größere Betriebe, schon gar nicht auf Kosten der Allgemeinheit und der Natur.
"In der Region "Main-Spessart" wohnen 54.396 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Von ihnen pendeln 19.934 oder 36,6% zur Arbeit in einen anderen Kreis (Auspendler). Gleichzeitig pendeln 12.541 Beschäftigte, die in einem anderen Kreis wohnen, zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in die Region "Main-Spessart" (Einpendler). Der Saldo von Aus- und Einpendlern beläuft sich auf -7.393 (Pendlersaldo). " Quelle: https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Statistische-Analysen/Interaktive-Visualisierung/Pendleratlas/Pendleratlas-Nav.html
Ich glaube nicht, dass die Zahl der Pendler wesentlich anders ausfallen würde, hätten wir mehr Betriebe im Lkr. ansässig. Es würden evtl. weniger Menschen auspendeln, dafür mehr einpendeln.