Bei der Main-Post-Bustour durch den Landkreis Main-Spessart konfrontierte Frank Kampmann, Geschäftsführer der Systec-Gruppe mit Sitz in Karlstadt, die Landratskandidaten mit einigen Wirtschaftsthemen. Signifikante Unterschiede gab es vor allem bei der Haltung der Bewerber zur B26n.
Frank Kampmann sprach bei der Gesprächsrunde im Karlstadter Ruderclub gleich mehrere Probleme an, bei denen er sich aus dem Landratsamt Lösungen erhofft. "Unser Thema ist: Wie bekommen wir qualifizierte Leute nach Main-Spessart?" Häufig erscheine der Landkreis potenziellen Arbeitnehmern nicht als geeigneter Wohnort. Das liege auch an der Verkehrsanbindung. Von und zum Flughafen Frankfurt zu gelangen, dauere von Karlstadt aus zu lange. Zu lange dauert Kampmann auch der Genehmigungsprozess bei Bauvorhaben. Eineinhalb Jahre habe das Unternehmen darauf gewartet, eine Lagerhalle bauen zu dürfen.
Güterabwägung zwischen Natur und Verkehr
Sabine Sitter (CSU) sagte, Wirtschaftsförderung sei ihr "ein großes Anliegen", das sie zu einem "Stabsthema" machen werde. Mobilität bedeute Lebensqualität, für sie gehören dazu "Straßen und Digitalisierung". Probleme beim Straßenbau "müssen im Dialog geklärt werden", so Sitter. Eine Güterabwägung zwischen Natur und Verkehr sei unerlässlich.
Bei dieser Güterabwägung kommt Grünen-Kandidat Christian Baier zu einem anderen Ergebnis: "Wie viel Zeit gewinnen wir durch die B26n? Irgendeinem Lastwagen fährt man immer hinterher. Fünf Minuten kürzere Fahrtzeit halte ich weder für die Bürger noch den Wirtschaftsstandort für essenziell." Deswegen positionierte er sich gegen den Bau der Bundesstraße. "Digitalisierung hat Priorität", betonte er. Genehmigungsverfahren im Landkreis wolle er deutlich verkürzen. Das sei auch dem grünen Landrat Jens Marco Scherf im Kreis Miltenberg gelungen.
Auch Freie-Wähler-Kandidat Christoph Vogel will die Verfahren beschleunigen, "den Workflow verbessern". In der Wirtschaft gelte das Prinzip: "Der Schnelle frisst den Langsamen." Der Landkreis sei in diesem Fall "Dienstleister". Sabine Sitter warf ein: "Der Landkreis hat da zwei Rollen: Zum einen ist er Dienstleister, zum anderen muss er auf die Einhaltung der Gesetze achten." Bei der B26n sah sich Vogel "ein bisschen bei Christian Baier". Fünf Minuten kürzere Fahrtzeit seien nicht entscheidend, die Digitalisierung vorrangig. Später am Tag positionierte er sich eindeutiger pro B26n.
Pamela Nembach (SPD) gab sich als Realistin: Der Bau der B26n bis Karlstadt sei beschlossene Sache und lasse sich nicht mehr abwenden. Nun müsse eine gute Lösung für den weiteren Straßenverlauf gefunden werden. Eine MSP-Spange sei "nicht schön, aber die Ortschaften müssen umfahren werden", sagte sie. Eine Weiterführung nach Helmstadt könne vermieden werden, so Nembach.
Hubert Fröhlich (FDP) argumentierte: "Wo boomt die Wirtschaft? Dort, wo es eine gute Verkehrsanbindung gibt." Das gelte für Marktheidenfeld wie für die Rhön nach dem Bau der A71. "Die Leute suchen und wollen die Verbindung von Schweinfurt nach Aschaffenburg", meinte er. Er sei "klar für den Bau einer leistungsfähigen B26n".
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Wertschätzung fürs Handwerk - eine Frage der Haltung
Die Main-Post-Redakteure Karlheinz Haase und Klaus Gimmler wiesen auf den Nachwuchsmangel im Handwerk hin und fragten, wie ein Landrat da helfen könne. Lehrerin Nembach erwiderte: "Ich sehe auch bei den Gymnasiasten ein größeres Interesse an handwerklichen Berufen." In erster Linie sei es eine gesellschaftliche Aufgabe, Wertschätzung für das Handwerk zu vermitteln. Sabine Sitter, Christian Baier und Christoph Vogel betonten, wie wichtig es sei, diese Haltung zu zeigen. Dies geschehe auch in der Familie.
Hubert Fröhlich sagte: "Ein Unternehmer, der gut mit seinen Leuten umgeht, bekommt auch neue Mitarbeiter." Weil einer seiner Freunde bereits seit 25 Jahren bei Systec arbeite, wisse er, dass die Stimmung dort gut sei. Gleichwohl hatte ja Frank Kampmann eingangs selbst auf die Problematik hingewiesen.
Kampmann fasste zusammen, dass "80 Prozent" der sein Unternehmen betreffenden Themen kaum vom Landrat zu beeinflussen seien. "Das sind Bundesthemen oder globale Themen." Wenn für unterschiedliche Standorte seiner Unternehmensgruppe unterschiedliche Feiertage gelten, dann erschwere das die Produktivität ungemein. Die Landratskandidaten nickten und machten sich fertig für die Weiterfahrt im Oldtimer-Bus.