
Das Wichtigste vorneweg: Christian Baier (Grüne) backt die besten Plätzchen. Und das in Sonnenblumen-Förmchen, die aus dem 3D-Drucker kommen. Wir wissen nicht, ob ihn das zum besten Landratskandidaten in Main-Spessart macht, aber bei dem ein oder anderen machte ihn das zum beliebtesten Bus-Mitfahrer.
Vergangenen Samstag trafen sich Main-Post-Redakteure und die fünf Bewerber um die Schiebel-Nachfolge, um bei einer Tour im Oldtimerbus an mehreren Stationen im Landkreis über verschiedene Wahlkampf-Themen zu diskutieren. Die Beobachtungen am Rande waren dabei fast so interessant wie die kommunalpolitischen Äußerungen.
Pamela Nembach (SPD) kam, passend zur politischen Ausrichtung, in Knallrot. Und mit mehr Ohrringen an einer Seite als an allen Ohren der Schiebels, Bittermänner, Greins und sonstigen MSP-Kandidaten dieses Jahrhunderts zusammen. Distinguiert trat hingegen Christoph Vogel von den Freien Wählern auf, mit Einstecktuch im Sakko. Vielleicht war's aber nicht sein Wahlkampf-Outfit, sondern die Kindergeburtstagsparty-Garderobe. Jedenfalls hatte er's nach der Rückkunft in Hausen eilig, zur Feier der Tochter zu kommen.
Sabine Sitter (CSU) brachte Kaffee für alle und Parteifreundin Susi Keller mit, die den ganzen Tag über bunte Bilder auf Instagram postete und sich ansonsten zurückhielt. Hubert Fröhlich (FDP) wurde begleitet von Paul Merklein, der nicht ganz so zurückhaltend auftrat und es den Tag über mehrfach auffallend beiläufig zu erwähnen verstand, dass er schon mal Bürgermeister von Giebelstadt war. Über seine spätere erfolglose Kandidatur in Münnerstadt oder sein Prä-FDP-Engagement bei SPD und Freien Wählern zu reden, ergab sich dagegen nicht.
Der von ihm unterstützte Hubert Fröhlich verblüffte mit Erfahrung aus erster Hand zu nahezu jedwedem Thema. Rettungswagen und Lastwagen ist er schon gefahren, bei der Feuerwehr ist er aktiv und sein bester Freund arbeitet ausgerechnet in jener Firma, dessen Geschäftsführer sich zu Wirtschaftsthemen äußerte. An "Fridays for future"-Demos hat er auch schon teilgenommen; unterstützenswert findet er die Bewegung – "weil die Schule versäumt wird" – aber nicht. Liberale sind eben Freigeister.

Ansonsten gab's sehr viel Übereinstimmung unter den Kandidaten und angenehmen Umgang miteinander. Manchmal ging's mit der Zustimmung – "da hat der Christoph recht" und "da bin ich ganz beim Christian" – so schnell, dass die mit den Kandidaten-Vornamen nicht ganz so vertrauten Gesprächspartner kaum folgen konnten. Mancher blickte dann von einem zu anderen, als sehe er einem Tennismatch zu.
Die größte Harmonie schien sich ausgerechnet zwischen den beiden einzustellen, deren Parteien auf Landesebene am weitesten auseinander liegen. Der Christian und die Sabine waren sich bei den meisten Themen (Ausnahme: B26n) einig. Sicher, das kann auch daran liegen, dass beide als Kreisräte über einen ähnlichen Kenntnisstand verfügen. Aber die schwarz-grüne Absprache, wer Kaffee und wer Plätzchen mitbringt, ist gewiss außerparlamentarisch erfolgt.
Diese Art der Koalition stieß sowohl bei den Konkurrenten wie auch den von Berufs wegen zur Neutralität verpflichteten Redakteuren auf Wohlwollen.