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Iphofen
Millionending: Warum Iphofen wohl ein neues Hallenbad bekommt
Die Technik veraltet, der Zustand marode: Nach fast 50 Jahren ist das beliebte Schwimmbad am Ende. Die Stadt lässt jetzt erstmals erkennen, worauf sich Badegäste einstellen können.
Vor Corona kamen mehr als 30 000 Badegäste jährlich ins Iphöfer Hallenbad (Archivbild). Die Stadt will es erhalten, muss jetzt aber klären, ob es saniert oder neu gebaut wird.
Foto: Adrian Schuppert | Vor Corona kamen mehr als 30 000 Badegäste jährlich ins Iphöfer Hallenbad (Archivbild). Die Stadt will es erhalten, muss jetzt aber klären, ob es saniert oder neu gebaut wird.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Vor drei Jahren ging es hinab in die Tiefe: Iphofens Stadtrat auf Expeditionstour in ein Schattenreich voller Strudel und Wirbel. Der Abstieg in die rauschende Unterwelt brachte Gewissheit: Es steht nicht gut um das Hallenbad. Wie ernst die Lage ist, hat am Montagabend noch einmal der Bäder-Spezialist Josef Krautloher verdeutlicht.

So ein Bad halte in der Regel 30 bis 40 Jahre; das Iphöfer Hallenbad geht jetzt ins 48. Jahr. „Der Lebenszyklus“, so Krautloher im Stadtrat, „ist eigentlich überschritten.“ Sein weicher niederbayerischer Dialekt sorgte zwar dafür, dass die Lage etwas von ihrer Bedrohung verlor. Aber klar wurde auch: Allzu lange darf sich die Stadt nicht mehr Zeit lassen, um zu handeln.

Oberflächlich betrachtet, mag das 1974 eröffnete, 1991/92 generalsanierte und 2006 um die Kinderwasserlandschaft erweiterte Bad recht vital wirken. Doch die unwirtlichen Bedingungen im Inneren haben dem Bau in fast 50 Jahren enorm zugesetzt. „Wir reden hier von einem Gebäude, in dem man alles hat, was man nicht haben möchte“, erklärte Krautloher, Diplomarchitekt mit eigenem Büro in Vilshofen. „Hohe Temperaturen, Nässe, extreme Luftfeuchtigkeit.“

Wer zuletzt in die Katakomben hinabstieg, in der die aufwändige und teure Technik verbaut ist, sah dort freiliegende Träger, verrosteten Stahl, bröckelnden Beton, Wasserpfützen am Boden. Nur weil die Stadt schwere Stützpfeiler eingezogen hat, lässt sich das Bad überhaupt noch sicher betreiben. Doch mit den Provisorien hat sie sich nur Zeit gekauft, um die entscheidende Frage zu klären: noch einmal umfangreich sanieren oder gleich neu bauen? Teuer wird es so oder so.

Die Generalsanierung käme nur geringfügig günstiger

Josef Krautloher, ein erfahrener Experte, der in seiner Erscheinung wirkt, als habe er selbst mit den Fluten gerungen, verfügt über Expertise in beiden Bereichen. Das von ihm geleitete Fachbüro war am Bau der Thermen in Bad Kissingen und Bad Windsheim beteiligt und hat die Sanierung des Hallen- und Freibads in Gerolzhofen koordiniert. Für Iphofen hat er eine klare Präferenz: Eine Generalsanierung rechne sich nicht bei einem Gebäude dieses Alters. Sie sei „nur in Ausnahmefällen sinnvoll und möglich“, heißt es in dem von Krautloher vorgestellten Papier. Also ein Neubau.

Iphofens Bürgermeister Dieter  Lenzer hat sich immer für den Erhalt des Hallenbads ausgesprochen.
Foto: Eike Lenz | Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer hat sich immer für den Erhalt des Hallenbads ausgesprochen.

Nach vielem Hin- und Herrechnen ist Krautloher zum Ergebnis gekommen: Eine Generalsanierung käme die Stadt auf 5,43 Millionen Euro, ein Neubau in der Größe des bestehenden Bades auf 5,88 Millionen Euro, jeweils reine Baukosten. Bezieht man die Ausgaben für Entsorgung und statische Ertüchtigungen mit ein, so reduziert sich die Differenz zwischen den beiden Varianten auf 128 000 Euro. „Es wäre kontraproduktiv“, sagt Krautloher, „bei der Regierung einen Sanierungsantrag zu stellen. Die würde das nie mitgehen.“

Genau das gilt es nun zu klären. Die Gespräche über mögliche Zuschüsse stehen erst bevor. Ohne die Kosten und das Konzept zu kennen, hat die Regierung von Unterfranken laut Bürgermeister Dieter Lenzer auf telefonische Anfrage mitgeteilt: Eine Sanierung fördere der Staat in der Regel höher als einen Neubau.

Die Optionen reichen von sechs bis neun Millionen Euro

Fünf Optionen – zwischen sechs und neun Millionen Euro teuer – hat Krautloher dem Gremium am Montag vorgestellt. Die einfachste Variante besteht aus einem 25-Meter-Becken mit vier Schwimmbahnen und Teilhubboden zur Regulierung der Wassertiefe, enthält aber kein Bistro und kostet geschätzt 5,98 Millionen Euro. Die weitergehenden Modelle reichen von einer Lösung mit Bistro für 6,3 Millionen Euro bis zu der Version mit 80 Quadratmeter großem Lehrschwimmbecken und Caféteria für 7,97 Millionen Euro.

Extras, wie eine fünfte Schwimmbahn für 530 000 Euro oder ein Saunabereich für 845 000 Euro, sind darin noch nicht enthalten. Offen ist auch, wie es mit dem bestehenden Gebäude weitergeht. Ein Abriss würde die Stadt rund 350 000 Euro kosten. Es könnte aber für schulische Zwecke genutzt werden, etwa um dort die Ganztagsbetreuung für die Grundschule unterzubringen, die die Stadt spätestens von 2025 an vorhalten muss.

Die Kinderwasserlandschaft wurde 2006 angebaut und erfreut sich großer Beliebtheit bei den Kleinen. Das Bild vom November 2019 zeigt die Beteiligten der damaligen Stadtjugendmeisterschaft im Schwimmen.
Foto: Martina Taillefer | Die Kinderwasserlandschaft wurde 2006 angebaut und erfreut sich großer Beliebtheit bei den Kleinen. Das Bild vom November 2019 zeigt die Beteiligten der damaligen Stadtjugendmeisterschaft im Schwimmen.

Wird das bestehende Gebäude erhalten, könnten der Neubau auf der Freifläche direkt nebenan entstehen und die erst 2006 angebaute Kinderwasserlandschaft integriert werden. Und: Der Badebetrieb würde weiterlaufen. Darauf wies nicht nur Vizebürgermeister Hans Brummer hin, sondern auch die Vorsitzende des Hallenbad-Förderkreises, Ruth Holfelder. Sie sah die Gefahr, dass Badegäste abwandern und nicht mehr wiederkommen, wenn das Iphöfer Hallenbad über längere Zeit geschlossen bliebe. Martina Taillefer-Schnepf erklärte, auch die Wasserwacht brauche das Bad dringend, um Kinder und Jugendliche zu erfolgreichen Schwimmern oder speziellen Einsatzkräften auszubilden.

Viele Nichtschwimmer unter den Grundschülern  

Für Stadträtin Peggy Knauer, seit 1996 auch Lehrerin an der Iphöfer Grundschule, wäre ein Lehrschwimmbecken sehr wichtig. „Ich habe unter den Grundschülern noch nie so viele Nichtschwimmer gesehen wie momentan“, sagte sie. Die Coronakrise hat das Problem weiter verschärft, weil Schwimmbäder monatelang geschlossen waren und keine Schwimmkurse stattfanden.

Bund und Länder wollen Kommunen finanziell unterstützen, um wenigstens den Sanierungsstau in den kommunalen Bädern aufzulösen. Doch die Mittel dürften kaum reichen. Bei einer Erhebung des Freistaats im Jahr 2018 kam heraus, dass jedes zweite der 863 bayerischen Schwimmbäder als sanierungsbedürftig gilt. In Iphofen will man sich jetzt an die Arbeit machen, denn wie Bürgermeister Lenzer sagt: „Es gibt noch viele Fragen zu klären.“

 
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  • R. B.
    Na, ja! Muss Iphofen wieder mal tief in die Taschen greifen. Dann lieber gleich ein neues Hallenbad gebaut - wird auch nicht teurer. Vielleicht kommt auch bald wieder ein Jahr wie 2014, als 78 Prozent von Iphofens Steuereinnahmen aus der Gewerbesteuer stammten. Als Stadtrat von Iphofen kann man finanziell eigentlich keine falschen Entscheidungen treffen.
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