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Volkach
Wilde Gerüchte um den Volkacher Stadtsee: Diese Pläne hat Käufer Alexander Eger für das große Grundstück
Der radikale Rückschnitt rund um den Volkacher Stadtsee hat Spekulationen ausgelöst. Was soll aus dem beliebten Naherholungsgebiet werden? Der Käufer gibt einen ersten Einblick.
Von der Firma LZR gekauft hat Alexander Eger das große Grundstück mit Stadtsee im Süden von Volkach.
Foto: Barbara Herrmann | Von der Firma LZR gekauft hat Alexander Eger das große Grundstück mit Stadtsee im Süden von Volkach.
Barbara Herrmann
 |  aktualisiert: 21.12.2024 02:35 Uhr

Ein wenig erinnert das Ganze an das Märchen von Dornröschen und dessen berühmten Schlaf: Jahrzehntelang schien der Volkacher Stadtsee vor sich hinzudämmern. Die Anwohner im Süden Volkachs nutzten ihn zwar gerne für einen Spaziergang oder die Gassigeh-Runde mit Hund, sonst blieb er aber weitgehend unbeachtet. Das hat sich nun schlagartig geändert.

Seit Wochen kursieren auf Facebook wilde Gerüchte über die Zukunft des fünf Hektar großen Geländes zwischen Dimbacher Straße und Pappelallee. Vom Bierkeller über Tiny Houses bis zu einem neuen Ankerzentrum und Atomkraftwerk reichen die Vermutungen in dem sozialen Netzwerk, was rund um die frühere Berzgrube geplant sein könnte. Aus dieser, benannt nach dem einstigen Bürgermeister Georg Berz, baggerte die Kitzinger Firma Lenz-Ziegler-Reifenscheid (LZR) lange Sand und Kies.

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Der Abbau dauert bis 1989, ist auf der Homepage des Unternehmens zu lesen. Dort heißt es zudem über die Berzgrube: "Nun dient sie als kleines Naherholungsgebiet. Die Anwohner genießen den Spaziergang rund um den See und so mancher staunt über die farbenprächtige Vielfalt der hier lebenden Libellen."

Lange blieb die Natur rund um den See sich selbst überlassen

Der Dornröschenschlaf dauerte also vielleicht keine 100, aber immerhin rund 35 Jahre. Ein Teil des rund fünf Hektar großen Geländes war dabei schon länger abgesperrt, der See konnte darum nicht mehr komplett umrundet werden. Die Natur rund um den Baggersee blieb sich selbst überlassen.

Vorher: Auf den bisherigen Bolzplatz wird der Bauhof ziehen. Im Hintergrund zu erkennen ist der dichte Bewuchs neben dem Volkacher Stadtsee, der lange sich selbst überlassen war.
Foto: Barbara Herrmann (Archiv) | Vorher: Auf den bisherigen Bolzplatz wird der Bauhof ziehen. Im Hintergrund zu erkennen ist der dichte Bewuchs neben dem Volkacher Stadtsee, der lange sich selbst überlassen war.
Nachher: Deutlich verändert hat sich das Umfeld des Volkacher Stadtsees. Der buschige Bewuchs dort ist mittlerweile wurde entfernt, und es wurde großflächig gemulcht.
Foto: Barbara Herrmann | Nachher: Deutlich verändert hat sich das Umfeld des Volkacher Stadtsees. Der buschige Bewuchs dort ist mittlerweile wurde entfernt, und es wurde großflächig gemulcht.

Mitte November jedoch rückten dann Arbeiter mit schwerem Gerät an. Sie schnitten die Sträucher radikal zurück, zudem wurde "großflächig gemulcht". Das schreibt auf Nachfrage dieser Redaktion Carolin Mäder, Pressesprecherin des Kitzinger Landratsamtes. Die dort angesiedelte Untere Naturschutzbehörde (UNB) war wegen der Arbeiten rund um den Stadtsee eingeschaltet worden.

Am Stadtsee wurde der "parkartige Charakter" wiederhergestellt

Ergebnis der Prüfung: Nach zwei Besuchen der UNB in Volkach, zuletzt am 10. Dezember, sei abschließend festzuhalten, "dass sich die Maßnahmen noch im naturschutzfachlich und -rechtlich zulässigen Rahmen bewegt haben". Zudem, so informiert Mäder, sei der "ursprünglich geplante parkartige Charakter" wiederhergestellt worden.

Alexander Eger und seine Frau Carolin Hilzinger im Juli 2022 bei der Bürgerversammlung in Kirchschönbach. Dort stellten sie ihr Konzept für die große Reitanlage 'Gut Kirchschönbach' vor.
Foto: Guido Chuleck (Archiv) | Alexander Eger und seine Frau Carolin Hilzinger im Juli 2022 bei der Bürgerversammlung in Kirchschönbach. Dort stellten sie ihr Konzept für die große Reitanlage "Gut Kirchschönbach" vor.

Genau da kommen die neuen Eigentümer ins Spiel. Das ist Alexander Eger aus dem Prichsenstädter Ortsteil Kirchschönbach. Mit seiner Frau Carolin Hilzinger ist er dort wegen der Reitanlage "Gut Kirchschönbach" ein Begriff. Die beiden waren während der Arbeiten mehrfach in Volkach und bekamen diese Frage mehrfach gestellt: Was soll denn nun aus dem Gelände werden?

Zukunft des Geländes soll im Januar in den Stadtrat kommen

Darauf hätten sie, so erläutern beide, den Leuten ihre Ideen genannt. Entstanden seien daraus wohl ebenjene Gerüchte, die dann auf Facebook verbreitet und diskutiert wurden. Mit der Folge, dass Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein in der Stadtratssitzung Anfang Dezember wenig erfreut angemerkt hatte, jeder wisse etwas, nur die Stadt nicht. "Bei uns war noch keiner."

So sah noch im Januar der Weg rund um den Volkacher Stadtsee aus.
Foto: Barbara Herrmann (Archiv) | So sah noch im Januar der Weg rund um den Volkacher Stadtsee aus.

In diesem Dilemma befinden sich die Eheleute, als die Anfrage dieser Redaktion sie erreicht. Den teils wilden Spekulationen öffentlich begegnen oder diese aushalten bis zur offiziellen Vorstellung ihrer Ideen im Stadtrat? Das soll, sagt Carolin Hilzinger, im Januar passieren. Um die Menschen zu beruhigen, die um das Naherholungsgebiet fürchten, wollten sie aber jetzt schon Einblick in ihre Pläne geben.

Abenteuerspielplatz für Kinder und Weinstand für die Eltern?

Geht es nach dem Ehepaar, könnte an dem See "ein Weinstand mit Sitzgelegenheiten neben einem naturnahen Abenteuerspielplatz" entstehen. Zudem könnten sie sich "kleine Chalets für bis zu vier Personen", rund um den See verteilt, vorstellen. Zielgruppe für beides seien Eltern mit Kindern, die für einen solch attraktiven Anlaufpunkt bislang weit fahren müssten.

Ein Teil des Stadtsee-Geländes gehört einem anderen Eigentümer. Dieser Bereich ist schon länger abgesperrt.
Foto: Barbara Herrmann | Ein Teil des Stadtsee-Geländes gehört einem anderen Eigentümer. Dieser Bereich ist schon länger abgesperrt.

Wichtig seien ihnen dabei zwei Punkte, betont Hilzinger: "Die Arbeiten waren Pflegemaßnahmen, wir möchten keinen Kahlschlag dort." Und: "Wir möchten, dass das Gelände für alle zugänglich bleibt und am liebsten der komplette Rundweg." Ihr Mann ergänzt: "Wir wollen etwas Schönes mit nachhaltigem Konzept schaffen."

Gelände des Stadtsees liegt rechtlich im Außenbereich

Beide wissen aber auch, dass sie mit ihrer Idee den Stadtrat überzeugen müssten. Denn noch liegt das große Gelände planungsrechtlich im Außenbereich, auch wenn es längst von Wohnhäusern und Firmen – wie Bosch Rexroth auf der anderen Straßenseite – umgeben ist. Für eine derartige Bebauung und Nutzung müsste also der Stadtrat einen Flächennutzungsplan und Bebauungsplan aufstellen (wollen), erläutert der Bürgermeister. 

Insgesamt sind noch viele Fragen offen, die dann vielleicht in der Januar-Sitzung des Stadtrats beantwortet werden. Schon jetzt ist klar: Der Dornröschenschlaf des Volkacher Stadtsees ist zumindest unterbrochen.

 
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  • Elke Wallmeier
    Vier Minikraftwerke mit 50 Gigawatt und Endlager direkt unter dem dem See. Außerdem ein neues Betongebäude für die Hauptverwaltung der Grünen mit Stellplatz für ein Lastenfahrrad.
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