
Eine hochwertige Reitanlage auf olympischem Niveau mit Reit-, Galopp- und Poloplatz, einem Restaurant mit Konferenzraum, Wellness- und Saunalandschaft, Wohnhäuser für Pferdefreunde (und auch Nicht-Pferdefreunde) auf knapp 40 Hektar im südöstlichen Teil von Kirchschönbach – dieses Konzept mit dem Titel "Gut Kirchschönbach" hatten Carolin Hilzinger und ihr Ehemann Alexander Eger vor eineinhalb Jahren im Stadtrat Prichsenstadt vorgestellt.
Ohne die Beteiligung der etwa 400 Anwohnerinnen und Anwohner wäre es nicht durchsetzbar, war sich der Rat schon damals einig. Und nachdem Hilzinger und Eger ihr Konzept aus naturschutzrechtlichen Gründen umstellen mussten, stellten sie die neue Variante jetzt in der Bürgerversammlung Kirchschönbach vor. Die Grundstimmung unter den Zuhörerinnen und Zuhörern: frostig bis ablehnend.
"Wir können nicht gegen Sie, sondern nur mit Ihnen arbeiten", machte das Ehepaar zu Beginn ihrer Vorstellung im sehr gut gefüllten Sportheim klar. Und: "Es ist ein Konzept und noch lange kein fertiger Plan, und wir werden das Areal auch nicht vergrößern." Wobei allein schon die Größe für viele der 90 Anwesenden erschreckend war: doppelt so groß wie Kirchschönbach selbst.

Das erste Konzept des gut 40-Millionen-Euro-Projektes ist im Landratsamt (LRA) Kitzingen durchgefallen. "Damals hätte für den Poloplatz ein Biotop weichen müssen", sagte Eger. Er wurde gefragt, "ob wir uns den Platz an einer anderen Stelle vorstellen könnten". Ja, konnten sie, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, und das war für das LRA in Ordnung. Auf diese Weise hat das Ehepaar sein Konzept mit den verschiedensten Ämtern auf Machbarkeit abgeklopft. Nun bleiben sowohl das Biotop als auch der Bereich des Steigerwald-Schutzgebietes unangetastet, die Eingriffe in ein kleines Waldstück werden sehr behutsam durchgeführt.
Aktuell unterhält das Ehepaar in einem genehmigten Stall eine Pferdepension. Ausgelegt wäre sie für 40 Pferde, "doch das entspricht nicht unserem Konzept, es sind sehr viel weniger Pferde". Wenn die Anlage denn mal fertig wäre, wird sich ein schon festgelegter Landwirt wöchentlich um den anfallenden Pferdemist von dann gut 90 Pferden kümmern. Auch diese Anzahl sorgte für Schrecken in der Bürgerversammlung, und das Ehepaar gab sich alle Mühe, die vielen Fragen zu beantworten. Was nicht leicht war, dafür entwickelte sich die Debatte zusehends emotional.
Es kristallisierten sich zwei Aspekte der ablehnenden Haltung heraus: es sollen keine Grundstücke, die auf dem Areal geplant sind, für Auswärtige entstehen, "und wir wollen hier keine reichen Snobs", wie es ein Bürger ausdrückte.

Letztlich holte sich der Bürgermeister ein Stimmungsbild im Saal für die weitere Arbeit im Stadtrat. Von den 90 Anwesenden hob niemand die Hand für das Gut Kirchschönbach. "Und das muss jetzt erstmal bei allen Beteiligten sacken", sagte Hilzinger am Tag nach der Versammlung im Gespräch mit dieser Redaktion.
Nach zweistündiger Debatte und einer Pause ging es weiter
Nach zweistündiger hitziger Debatte und einer Pause informierte Bürgermeister Schlehr noch über Arbeit der Verwaltung und des Rates. Der Anbau des Hauses für Kinder ist erst im März 2023 bezugsfertig, so Schlehr. In diesem Zusammenhang diskutierten die Bürgerinnen und Bürger mit dem Bürgermeister auch das Für und Wider der Vergabe der Hortplätze.
In punkto Dorferneuerung in Stadelschwarzach muss die Stadt länger auf eine zugesagte Förderung warten, da die Fördermittel anderweitig vergeben worden waren. Das Thema Hochwasserschutz allein wäre abendfüllend gewesen, daher verwies Schlehr auf ein neues Programm, in dem alle Gewässer der Region mit Schutz versehen würden. "Das kann allerdings bis zu 20 Jahre dauern", so der Bürgermeister. Bis dahin könnte ein Hochwasser-Audit den Privatleuten helfen, ihre eigenen Grundstücke so gut es geht zu sichern.
Und das Baugebiet Am Gehäg in Stadelschwarzach, dessen Aufstellung der Rat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hatte, geht in die nächste Runde. Die Feldlerche übrigens ist dort zwar gesichtet worden, aber zu weit weg, und sie ist nicht gefährdet.