
Einen anonymen Drohbrief hatten die Wirtsleute des Torbäck in Volkach am 1. November in ihrem Briefkasten. Doch einschüchtern ließen sich Christina und Martin Neye davon nicht, im Gegenteil: Die Pächter der Weinstube informierten nicht nur umgehend die Polizei, sondern veröffentlichten auch eine klare Stellungnahme auf Facebook.
Darin schreibt das Ehepaar deutlich: "So weit sind wir in Volkach schon!!! Man muss politisch nicht einer Meinung sein, aber genau das macht eine Demokratie aus! Wenn man anderen aber seine Meinung aufdrängen will durch Drohungen, entwickeln wir uns gerade zurück. Und was damals daraus geworden ist, sollte man als intelligenter Mensch wissen!"
Grüne werden als "schwerkriminelle Partei" beleidigt
Der Inhalt des Briefs hat nicht nur Christina und Martin Neye empört, sondern auch den Volkacher Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen. Auf deren zweiten, offenen Stammtisch in einem Nebenraum des Gasthauses bezieht sich nämlich das anonyme Schreiben. Der Torbäck habe damit "erneut dieser kriminellen Partei mit ihrer schwerkriminellen Ortsvorsitzenden Andrea Rauch eine Plattform gegeben", heißt es auf der ausgedruckten Seite.

Nach dieser Beleidigung folgt die direkte Drohung: "Sollten Sie weiterhin bzw. nochmals dieser Partei 'Unterschlupf' gewähren und somit die illegalen Machenschaften unterstützen, werden wir Volkacher Bürger Ihr Restaurant boykottieren und zum Boykott gegen Ihr Restaurant aufrufen." Unterzeichnet ist der Drohbrief mit "Ihre Gäste und Volkacher Bürger".
Die Neyes als Pächter des Torbäck halten den Brief und seine Unterzeichner für feige. Sie betonen beim Gespräch: "Die Grünen können gerne weiter zu uns kommen, wir stehen da drüber." Eine Aussage, die Andrea Rauch freut – ebenso wie das entschiedene Vorgehen der Wirtsleute, wofür sich die Stadträtin und Fraktionssprecherin bedankt. Die Ortsvorsitzende der Grünen ist die im Drohbrief so Benannte übrigens gar nicht. Sprecher des Ortsverbands sind Marlies Dumbsky und Mario Pierl.

Das Führungsduo sagt offen, was es über den Drohbrief denkt. "Das sind die Anfänge, da machen wir uns mal nichts vor", warnt Mario Pierl. Das könne man nicht tolerieren. Zudem betreffe eine solche Drohung nicht nur die Grünen. Jeder Demokrat sei gemeint und müsse dagegen vorgehen. "Wir sollten alles tun, damit die Typen aus der Deckung kommen und Namen und Gesicht zeigen", findet der Sprecher des Ortsverbands.
Ähnlich äußert sich Marlies Dumbsky, und sie fragt sich: "Wo fängt es an, wo hört es auf?" Schockiert habe sie, dass diese Dimension der Diffamierung nun auch Volkach erreicht habe. "Man kann über alles miteinander reden, aber auf der Basis des Anstands", betont die Stadträtin. Da haben sich in ihren Augen Grenzen verschoben. Ihr Wunsch lautet, "dass die Bevölkerung das erkennen und dagegenhalten muss".
Genau das haben Christina und Martin Neye vom Torbäck getan. Auf Facebook sprechen sie ihn direkt an, "den Neandertaler, der diesen Brief verfasst hat und zu feige war, seinen Namen oder Anschrift darunterzusetzen: Solche Gäste wollen wir nicht!" Genau das richtige Signal für Mario Pierl und Marlies Dumbsky. "Es ist stark, dass sie das so deutlich gesagt haben", erklärt die Sprecherin.
Das Kommissariat für Staatsschutzdelikte bei der Kripo ermittelt
Lob gibt es auch für die Polizei, in deren Kriminallabor der Brief nun auf Spuren untersucht wird. "Die Anzeige läuft, die haben das wirklich sehr ernst genommen", sagt Martin Neye. Zudem habe eine Streife Präsenz gezeigt, und die Nachbarn wurden befragt. Wie das Polizeipräsidium Unterfranken auf Anfrage mitteilt, hat das Kommissariat für Staatsschutzdelikte bei der Kriminalpolizei Würzburg schnell die Ermittlungen übernommen. Es geht um den Tatverdacht der Volksverhetzung, worauf bis zu fünf Jahre Haft stehen, und der Beleidigung.
Pressesprecher Philipp Hümmer bestätigt eine steigende Tendenz solcher Straftaten, bei denen Mandatsträger beispielsweise beleidigt werden. "Zu vergleichbaren Fällen wie dem aktuellen ist es im Landkreis Kitzingen bislang jedoch noch nicht gekommen", erläutert der Polizist.
Grüne lassen sich von der Drohung nicht einschüchtern
Geht es nach den drei Volkacher Grünen-Mitgliedern, sollte das auch ein Einzelfall bleiben. Sonst ist in ihren Augen auch das ehrenamtliche, kommunalpolitische Engagement in Gefahr. Nicht dass jemand dann denke, "das tue ich mir nicht an", warnt Andrea Rauch. Weder sie noch ihre Vorstandskollegen lassen sich jedoch von so einem Drohbrief einschüchtern. "Den lauten Schreihälsen in der Minderheit", werde sie nicht das Feld überlassen, versichert die Beisitzerin im Ortsverband.
Hoffnung macht ihr, dass die Wirtsleute beim Gespräch von "nur positivem Feedback" berichten, das sie auf ihre Gegenwehr bekommen hätten. Pächterin Christina Neye zeigt sich überrascht, welch Riesenkreise das ziehe, "aber nur Lob und Zustimmung". Eine Reservierung für kommende Woche ist der Köchin jedenfalls schon sicher: Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) will Andrea Rauch privat zum Essen einladen – in den Torbäck.
Zeugen gesucht: Wer etwas beobachtet hat oder Hinweise geben kann, wer den anonymen Drohbrief verfasst hat, soll sich an die Kriminalpolizei unter Tel. (0931) 457-1732 wenden.
Gibt es da nicht so einen wütenden Stammtisch-Populisten, der keine Gelegenheit auslässt bei seinen Bierzelt-Reden gegen die Grünen zu Hetzen?
Leider gibt es genug Dorftrottel, die fleißig über sein Stöcklein springen und über die bösen Grünen schimpfen.
gez. R.König
Gerade auch im Hinblick auf den historisch sehr wichtigen Gedenktag, dem 9. November zur Reichsprogromnacht!
Danke an die Wirtsleute für dieses klare Statement.
Es ist wichtig, dass wir die betroffene Familie und die Grünen unterstützen und in Solidarität bei ihnen stehen.
Silvaner gegen Rechts!!!