
Die Grünen sind Regierungspartei im Bund. Ihre politischen Forderungen münden oftmals in gesellschaftliche Veränderung – etwa beim Thema Klimaschutz. Damit bietet die Partei Angriffsfläche für Kritiker. Aber auch plumpe Beleidigungen treffen etwa die Bundesvorsitzende, Ricarda Lang, in den sozialen Medien massiv. Veranstaltungen, wie der Grünen-Aschermittwoch in Biberach, werden gestört oder gar verhindert.
Parteimitglieder aus dem Landkreis Kitzingen erklären gegenüber der Redaktion, dass sie selbst noch nicht Opfer von Anfeindungen geworden sind. Die aufgeheizte Stimmung gegenüber ihrer Partei nehmen sie dennoch wahr. Worauf führen sie diese zurück?
Julian Glienke (Münsterschwarzach): kein Schönheitspreis für die Ampel

Nach der hitzigen Debatte um das sogenannte Heizungsgesetz hatte Julian Glienke (Münsterschwarzach), einer von zwei Sprechern des Grünen-Kreisverbands Kitzingen, gehofft, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung wieder beruhigen würde. Daran, dass das nicht der Fall ist, sei seine Partei nicht unschuldig. Die Art und Weise, wie die Ampelkoalition agiert, "hat keinen Schönheitspreis verdient", gesteht er.
Die Hauptschuldigen seien die Grünen allerdings nicht, sagt Glienke. Die FDP spiele Opposition in der eigenen Regierung, klare Ansagen von Bundeskanzler Olaf Scholz blieben aus. Weil die Grünen zu bestimmten Fragen klarer Position bezögen als ihre Regierungspartner, fokussiere sich die Enttäuschung insbesondere auf sie, sagt Glienke. Die Grünen stünden stärker für Wandel und Veränderung. Damit biete die Partei mehr Angriffsfläche.
Aber: "Die Grünen sind nicht so ideologisch, wie ihnen manchmal nachgesagt wird." Weder würde die Partei das Fleischessen noch das Autofahren verbieten wollen. "Vor fünf Jahren war die Lage eine andere", sagt Glienke. "Einige Politiker scheinen den Leuten weismachen zu wollen: Das tangiert uns alles nicht und wir machen so weiter wie bisher."
Klaus Sanzenbacher (Kitzingen): Auch die Presse trägt Verantwortung

Für andere Parteien sei es schlicht unnütz, auf die FDP zu schimpfen, sagt der Kitzinger Grünen-Stadtrat Klaus Sanzenbacher: "Sie sind in dem Sinne keine Konkurrenten." Aktuell stünden massive Veränderungen vor der Tür, die die Gesellschaft auch finanziell treffen werden, sagt Sanzenbacher. Die Grünen seien die einzige Partei, die das Problem benenne und begebe sich damit in die Position des Überbringers schlechter Nachrichten.
Aber auch er verurteilt die Kürzung der Agrarsubventionen: "Wenn ich eine Bevölkerungsgruppe, die ein Prozent ausmacht, mit 20 Prozent belaste, dann ist das einfach dumm." Ein bisschen, sagt Sanzenbacher, trage auch die Aufmerksamkeitshascherei der Presse zur aufgeheizten Stimmung bei: "Viele lesen nur Überschriften." Wenn jede politische Meinungsverschiedenheit zum "Koalitionskrach" zugespitzt werde, sei das nicht förderlich für die Debattenkultur in der Bevölkerung.
Marlies Dumbsky (Volkach): Grüne besetzen inzwischen Themen der Mitte

Solche Äußerungen verfangen aber, sagt Marlies Dumbsky, Mitglied der Grünen im Volkacher Stadtrat. Eine Rhetorik, wie sie gerne von CSU und Freien Wählern – insbesondere von deren Parteichefs – verwendet wird. Insbesondere in der Landwirtschaft sei von CDU/CSU über Jahrzehnte hinweg massiv Stimmung gegen die Grünen gemacht worden. Dumbsky kommt selbst aus der Branche. Ihre Eltern betreiben Weinbau und Landwirtschaft. Sie ist gelernte Winzerin.
Die Landwirtschaft sei ohnehin mit stetiger Planungsunsicherheit konfrontiert. Bauern arbeiteten immer am Limit, rund um die Uhr. Wenn sich die Grünen für Öko-Landbau einsetzen, bedeutet das in der Branche umfangreiche Veränderung. Insbesondere für die ältere Generation sei es unter solchen Bedingungen schwer, das eigene Weltbild zu hinterfragen, sagt Dumbsky.
Doch dass dem Klimawandel politisch entgegengewirkt werden müsse, sei inzwischen gesellschaftlicher Konsens. Überhaupt besetze Dumbskys Partei insbesondere die Themen der Mitte der Gesellschaft: "Die Grünen sind nicht mehr so links, wie sie es einmal waren", sagt sie. Damit hätten sie die Christdemokraten im Wettstreit um die Mitte in Kampfmodus versetzt.
Kritik an der eigenen Partei übt sie trotzdem. Die Streichung der Agrarsubventionen seien der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Die Über-Nacht-Entscheidung habe auch Dumbsky stark verwundert – genau wie der Vorstoß des Heizungsgesetzes: "Es wäre gut gewesen, hier ein bisschen mehr in die Bevölkerung hinein zu hören."
CSU-Kreisvorsitzende Barbara Becker (Wiesenbronn): Draht zur Bevölkerung verloren

Dass die Grünen den Draht zur Bevölkerung verloren hätten, kritisiert die politische Gegenseite. "Selbst aus bürgerlichen Kreisen" sei vor der Bundestagswahl 2021 viel Hoffnung in die Grünen gesetzt worden, sagt die CSU-Kreisvorsitzende Barbara Becker (Wiesenbronn): "Und die haben sie bitter enttäuscht."
Heizungsgesetz, Agrarsubventionen und auch das Nicht-Verlängern der Laufzeit von deutschen Atomkraftwerken: Für Becker legen die Grünen eine "betonierte Grundhaltung" an den Tag, die ihr nötiges Handeln nicht an aktuelle Sachlage anpasse: "Man darf große Ideale und Ziele haben. Aber am Ende muss man in der Regierung Entscheidungen treffen und sich dabei an die realen Gegebenheiten halten", sagt Becker.
Dass die CSU mit ihrem Gestichel gegen die Grünen zum aufgeheizten politischen Diskurs beitrage, sehe sie nicht. Auch die Grünen seien nicht zimperlich. Das Schießen gegen den politischen Gegner geschehe hier nur subtiler. Die Aschermittwochsrede von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), in der er unter anderem die Grünen-Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke mit der ehemaligen DDR-Bildungsministerin Margot Honecker verglich, fand Becker alles in allem "unterhaltsam".
Das Selbstverständnis der Grünen besteht darin, dass sie alle "Nichtgrünen" als intellektuell minderwertige Menschen betrachten. Das kann man auch in den hier veröffentlichten Kommentaren erkennen.
Gegenüber dem hohen Anspruch ist allerdings ein Versagen in der Regierung festzustellen.
Das Gebäudeenergiegesetz scheitert an der Finanzierbarkeit (Schulden machen ist keine solide Finanzierung!). Das Projekt E-Auto stagniert, mangels Konzepte für die Energiegewinnung (Woher der Strom?) und Energieverteilung bis in ländliche Gebiete. Die Industrie wandert wegen der hohen Strompreise ab.
Es zeichnen sich schon jetzt blamble Projektruinen ab, die den Nachfolgeregierungen übergeben werden.
Solange man die Grünen und die Ampel gewähren lässt, braucht sich die AFD keine Sorgen um ihre Existenz zu machen.
https://www.vattenfall.de/glossar/geg
Der weltweite Anteil der Erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung liegt mittlerweile bei 30%
https://energiestatistik.enerdata.net/erneuerbare-energien/erneuerbare-anteil-in-strom-produktion.html
Letztes Jahr gab es in Deutschland einen Rekordzubau bei den erneuerbaren Energien auf jetzt fast 60% bei der Stromerzeugung. Selbst Bayern hat eine Kehrtwende gemacht und plant 1200 WEA und wurde zur Chefsache von Aiwanger
Die größten E-Auto Hersteller sitzen in Amerika und China. 2,9 Millionen E-Autos BYD
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/561568/umfrage/die-groessten-hersteller-von-elektroautos-nach-absatz/
Mal über den Tellerrand Deutschland schauen.
Lustig. Der Vergleich zeigt ja, dass andere Länder gerade bei den E-Autos kräftig zulegen, während in Deutschland aktuell die Verkaufszahlen stark rückläufig sind.
Man könnte in Versuchung geraten, das mit den gerade frisch ausgelaufenen Fördergeldern (GroKo hats eingeführt, Ampel erst abgesenkt, dann auslaufen lassen...) und den aktuell und absehbar hohen Strompreisen zu begründen.
Wie sich Grüne darstellen, müssten wir aktuell alle anderen in den Schatten stellen.
Auf der Regierungsbank zeigen sich wahre Gesichter und ob eine Partei auch arbeiten, oder eben doch eher meckern und fordern kann.
Nicht mehr lange, dann dürfen Grüne wieder von der Oppositionsbank aus meckern und fordern. Das liegt ihnen einfach besser.
Also nicht nur drüber redet oder so tut, als wollte sie all das angehen, aber wegen der Koalitionspartner könne sie ja nicht...
Und soll die (zukünftige) Regierung auch folgende Probleme WIRKSAM angehen ?
- Stadt-Land-Gefälle
- Versorgungssicherheit
- Abwandern der Wirtschaft
- ungesteuerte Zuwanderung
- Neuverschuldung
- Inflation
- Wohnungsnot
- real sinkende Renten
- real sinkende Löhne
- Missbrauch von Sozialleistungen (zum Beispiel 24 Kinder als eigene anerkannt)
- Flächenfraß
- Wahlversprechen werden gebrochen
- AfD Zulauf
Also viel Reden konnte die GroKo wirklich. Taten waren eher selten.
Im Bund gab es noch nie eine Regierung ohne Koalition und es ist auch gut so das das in Bayern endgültig vorbei ist. Alleinregierungen führen eher zu Willkür als zu Konsens.
Nicht für alles ist der Bund zuständig
- Löhne verhandeln Tarifpartner
- Flächenfraß ist Ländersache
- (Sozial)Wohnungsnot wurde in den letzten Jahrzehnten verursacht
- Wahlversprechen wurden gebrochen. Welche?
- uvm.
So schlecht sieht es nicht aus:
"... doch gemessen am Koalitionsvertrag bescheinigt eine Studie ihr eine respektable Halbzeitbilanz. Fast zwei Drittel der Vorhaben seien umgesetzt oder angepackt worden..."
Was wurde im Koalitionsvertrag versprochen und bisher nicht eingehalten?
https://www.tagesschau.de/inland/studie-halbzeitbilanz-ampel-100.html
"Nein, keine Partei und keine Koalition macht das"
und
"Nein, diese Nebensächlichkeiten interessieren mich nicht"
Nicht verblendete Parteisoldaten !
Mir fielen da zig Gründe ein.
z.B.:
- dass man ein Heizungsgesetz bringen wollte, das die nachhaltigste aller Heizungen ausschließen sollte: Holz.
- dass man Beschlüsse per Haudrauf-Methode im stillen Kämmerlein fasst. Wie etwa die Steuererhöhungen für Landwirte.
- dass man großspurig Dinge verspricht und dann das Gegenteil tut. Etwa möglichst klimaschonend handeln zu wollen. Statt aber das zukünftig leider noch benötigte Gas weder aus Biogas gewinnen will, noch das in D vorhandene eigene Erdgas nutzen will, sondern die teuerste und ineffizienteste, also klimaschädlichste Form wählt: LNG
- Dass es nicht reicht, wenn Frau Baerbock mit dem Scheckbuch umher fliegt. Nein man musste zur Unterstützung eigens noch Frau Morgan blitzeinbürgern.
a) für sich selbst Profit herausschlagen kann ohne sich selbst beweisen oder Probleme angehen zu müssen
b) von eigenen Versäumnissen und Fehlern ablenken kann und
c) Fakten und Tatsachen durch Emotionen ersetzen kann, die man nach Belieben steuern kann, eine um sich selbst kreisende Stimmung zwischen Opfernarrativ und Bierzelt.
Mir ein Rätsel, wie man als halbwegs intelligenter erwachsener Mensch auf sowas reinfallen kann.
Ihre Begründung ist genau der Punkt, um den es vielen geht. Sie unterstellen allen, die die Grünen kritisieren, dass sie nicht denken können. Diese Überheblichkeit und die Meinung, nur die Grünen haben die Weisheit gepachtet, die ärgert die Menschen.
Wer Unsinn erzählt, der Bäcker ist nicht insolvent, er backt nur keine Brötchen mehr ( Habeck ), die AKW verstopfen die Stromnetze ( Göring-Eckhardt ) oder den Strom aus Windräder speichern ( Baerbock ), der darf sich nicht wundern, wenn er Kritik erfährt.
Die Vereinfachungen, Überheblichkeiten und Anmaßung ("feministische Außenpolitik") der Grünen sind durchaus Dinge, die man kritisieren muss, das tue ich auch. Auch diese seltsame Schwäche in Bayern gegenüber der rückständigen Verbotspartei CSU - tagesaktuell bei der längst überfälligen Cannabis-Legalisierung wieder vorne dabei: weiter "verbieten", weil halt.
Die Maßlosigkeit der Dämonisierung, die simplen Projektionen und Reflexe gegen alles, was man irgendwo "grün" verortet sind Teil eines Problems, das komplexer und ungleich größer ist. DAS ist mein Punkt.
Wer mir sagt das ich die letzten 50 Jahre alles falsch gemacht habe, im Bezug auf Nachhaltigkeit und Denkweise. Der hat es nicht anders verdient als nicht gewählt zu werden. Ich lasse mir nicht von Grünen Träumereien das Autofahren mit Verbrenner, das teilweise Heizen mit Holz verbieten. Solange all die Möchtegern Verbesserer in der Welt rumfliegen.
Und ich bin genug Intelligent um zu sehen wer mir am meisten von meinen verdienten (über 40 Jahre im Handwerk) Wohlstand wegnehmen will. Und das sind mit ganz großem Abstand die Grünen. Deshalb ist mir inzwischen jedes Mittel recht das die Grünen bekämpft.
Wieso hat eine kleine Partei eine derarte MACHT über sie, dass sie alles entwerten kann, was sie in 50 Jahren geleistet haben....?
Die Frage ist eher, gegen wen sich Ihr Hass wirklich richtet, wo sie sich aber (unbewusst) nicht rantrauen, so dass die "Grünen" als gefälliger Sündenbock herhalten müssen.
und wenn Ihnen jedes Mittel dazu recht ist,
dann werden Sie auch intelligent genug sein,
dabei an Nachhaltigkeit zu denken.
Schön,
wenn für künftige Generationen auch noch ein gutes Leben möglich ist.
Und gerade deshalb ist es
jetzt so wichtig,
den nötigen Umbau in Deutschland und der Welt
zu bewerkstelligen.
Welche politischen Parteien
die Weichen stellen ist eigentlich ziemlich egal,
wenn die Herausforderungen,
die im Moment auf der Tagesordnung stehen,
mit Vernunft und Weitsicht angegangen werden.
https://www.focus.de/politik/meinung/focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-wie-waer-s-mal-mit-einer-total-verrueckten-idee-im-kampf-gegen-die-afd_id_259694666.html
Fleischhauer ist mir tatsächlich völlig gleichgültig.
Das ZEIT-Interview habe ich jedoch gelesen, als Lektüre zum Nachdenken zu empfehlen - und die Leserreaktionen in der folgenden Ausgabe. Diese Lesermeinungen teile ich!
Die Grünen machen das ja geschickt und baden in der Opferrolle, was die Stammwähler schön fest bindet. So hält man in der Bundes-Sonntagsfrage das (schwache) 2021er Wahlergebnis, während die Partner der selben Koalition (an der schlechten Politik und der miserablen Kommunikation sind alle 3 in etwa gleich schuld) sich halbierten oder schlimmer.
Aber das nutzt sich ab. Wenn man das millionste Mal gejammert hat, Protestierende bei Grünen Werbeveranstaltungen bringen mit etwas Gehupe die Demokratie in Gefahr (während auf Grünen Demos gern randaliert und über sämtliche Stränge geschlagen wurde), winken ,mehr und mehr Wähler nur noch ab und stellen fest: Notorische Jammerer sind auf der Oppositionsbank besser aufgehoben.
Der nächste Knick in den grünen Ergebnissen der Sonntagsfrage ist mit den Umfragen ab 22. März zu erwarten.
Dann ordnet sich bestimmt einiges neu.
Ich hoffe sie gehören nicht zu den Befürwortern - AfD und BSW - "von Russengas". Deutschland hatte mal eine Abhängigkeit von 60% beim Erdgas.
Der Anteil von LNG-Gas liegt aktuell bei etwa 10% (wenn alle LNG-Terminals in Betrieb sind max. 20% möglich). Die größten Mengen Erdgas werden mittlerweile aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden nach Deutschland importiert.
https://www.stern.de/wirtschaft/lng--so-gering-ist-der-fluessiggas-anteil-an-den-importen-derzeit-noch-34293000.html
Deutsches Erdgas? Nicht der Rede Wert.
Im Jahr 2022 wurden rund 4,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert. Das waren etwa 5, 5 Prozent des gesamten Gasverbrauchs in Deutschland.
"Die Summe der geschätzten sicheren und wahrscheinlichen Erdgasreserven Deutschlands betrug Ende 2022 36,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas."
https://www.bveg.de/die-branche/erdgas-und-erdoel-in-deutschland/erdgas-in-deutschland/
Danach geht's nur noch mit Fracking. Das wollen weder Sie noch ihre Kollegen in NRW, oder?