Wer streikt dieser Tage eigentlich nicht? – das könnte man sich fragen, wenn man auf die Proteste der vergangenen Wochen und Monate blickt. Und auch sonst scheinen viele Menschen unzufrieden zu sein. Mit der Politik, mit gesellschaftlichen Debatten und den Kriegen und Krisen unserer Zeit. Parteien vom extremen Rand erhalten stetigen Zulauf. Ist unsere Demokratie gefährdet? Die Redaktion hat in Kitzingen nach der Meinung der Menschen gefragt.
Enrico Alonso (16) aus Kitzingen: Fühle mich direkt betroffen
"Ich glaube schon, dass unsere Demokratie in Gefahr ist. Einfach aufgrund dessen, dass die AfD immer mehr Macht bekommt. Ich war hier in Kitzingen auf der Rassismus-Demo und würde natürlich auch wieder demonstrieren gehen. Ich selbst komme aus der Slowakei und habe keine Lust, aus Deutschland gehen zu müssen – da fühle ich mich direkt betroffen. In der Slowakei gibt es übrigens auch rechte Parteien. Da habe ich auch schon demonstriert. Dass die AfD immer stärker wird, liegt auch daran, dass die Leute immer unzufriedener mit der Politik von Olaf Scholz sind."
Udo Schmidt (76) aus Castell: gefährlich, aber man ist machtlos
"Auf jeden Fall sehe ich unsere Demokratie in Gefahr. Was die Nazis da gerade treiben, hat verdammte Ähnlichkeit mit der Zeit, kurz vor Hitlers Machtergreifung. Viele halten das auch für gefährlich, aber man ist machtlos. Fast wie damals. Und was mich auch umtreibt: Wir haben bei Trump gedacht, dass Hassschüren etwas Neues ist. Aber jetzt merken wir erst, dass das ein altes Rezept von uns ist. Ich würde auf jeden Fall demonstrieren gehen. Das ist insbesondere fürs Gefühl gut, damit man merkt: Noch sind sie nicht in der Mehrheit."
Katrin Charlet (55) aus Kitzingen: bin kein Mensch, der auf Demonstrationen geht
"Wir haben gerade eine Partei mit – vielleicht auch nur teilweise – rechten Ansichten, die inzwischen schon lange etabliert ist. So eine Situation hatten wir bisher nicht, deshalb glaube ich schon, dass die Demokratie in Gefahr ist. Ich bin grundsätzlich kein Mensch, der auf Demonstrationen geht. Nicht, weil ich das verabscheue, sondern weil ich denke, dass Demokratie vor allem im täglichen Leben gelebt werden kann. Egal ob beruflich oder in der Familie. Aber es macht natürlich Sinn, zu demonstrieren. Das schafft Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn es nicht nur hundert Teilnehmer sind, sondern so wie derzeit Hunderttausende. Das ist schon cool."
Wolfgang Bauer (75) aus Kitzingen: zu schnell in der rechten Ecke verordnet
"Ob die Demokratie gefährdet ist? Das ist ja der Oberhammer. Vielleicht ist sie durch die Grünen gefährdet. Da bringt auch momentan das Demonstrieren nichts. Das interessiert die Regierung überhaupt nicht. Ich glaube nicht, dass die Leute immer rechter werden. Man stellt sie nur schnell in diese Ecke. Wenn sie die AfD wählen, dann richtet sich das nur gegen die Grünen. Und: Dass die SPD in dieser Ampelregierung auch noch mitmacht, anstatt sich durchzusetzen, ist schlimm."
Jakob Schmidt (18) aus Buchbrunn: Parallelen zur jüngeren Geschichte
"Meine Antwort lautet: Jein. Im Moment nicht, weil ich – was die AfD angeht – für die nächste Wahlperiode noch keine bedrohliche Gefahr sehe. Ich glaube nicht, dass sie dann schon mitregiert oder genügend Einfluss hat, um das Grundgesetz zu ändern. Allerdings sollte man auch nicht zu gutgläubig sein. Man hat in Deutschlands Geschichte gesehen, dass es mit einer Übernahme sehr schnell gehen kann. Ich meine, man hat immer Systemfeinde – egal in welchem System. Bei der AfD gibt es aber für meinen Geschmack zu viele Parallelen zur deutschen Geschichte. Sowohl beim Wahlprogramm, als auch bei den Vernetzungen. Ich glaube nicht, dass allen, die die AfD wählen, bewusst ist, was genau sie da wählen."
Barbara Nees (51) aus Kitzingen: Frust kann gefährlich werden
"Ich habe die SPD gewählt und bin AfD-Gegner. Ich bin dafür, dass die Renten steigen und dass für Rentner allgemein mehr getan wird. Denn die leiden aktuell ganz drastisch unter der Situation. Da hat die SPD schon auch etwas getan. Ich finde aber, sie könnte noch mehr tun. Die Leute meckern und das kann schon gefährlich werden. Ich fände es richtig, wenn man rechtsradikale Parteien nicht fördert, damit ihnen diese Leute nicht in die Arme laufen."
Etwas undurchsichtig
Das ist wie ein Kommentar, der muß nicht objektiv sein, im Gegensatz zu einem journalistischen Beitrag, da erwarte ich das soweit wie möglich.
aber an einen gewissen Halemba und andere Nazifreundliche Parolen nachdenkt, kommt einem schon ein gewisses Grauen. Es wird eines Tages ein böses Erwachen geben, wenn in manchen Bundesländern die AfD stärkste Partei wird und mit ihnen keine Regierung bilden will, dann kann die AfD in einem Bundesland den ganzen Landtag lahmlegen und die demokratischen Parteien haben das Nachsehen. Ein schnelles Verbot noch vor den "Superwahlen" wäre gegen die AfD angebracht.
"Und was sie Remigration nennen, bedeutet in Wirklichkeit Deportation“, erklärte der CDU-Politiker [Brandenburger Innenminister Michael Stübgen]. „Erst die Deportation von denjenigen, die woanders herkommen, dann die Deportation von denen, die anders aussehen, und zum Schluss die Deportation von denen, die anders denken, leben und fühlen.“