
Auf einen Drohbrief kann man ganz unterschiedlich reagieren: ihn in der Schublade verschwinden lassen oder gar zerreißen, wären zwei Möglichkeiten. Oder man macht es wie die Volkacher Wirtsleute Christina und Martin Neye und zeigt den Urheber nicht nur bei der Polizei an, sondern veröffentlicht das Schreiben noch dazu auf Facebook mit einem klaren, empörten Kommentar dazu. "Solche Gäste wollen wir nicht!" So wendet sich das Ehepaar auch direkt "an den Neandertaler, der diesen Brief verfasst hat". Darin wird dem Torbäck ein Boykott angedroht, sollte der Grünen-Stammtisch weiterhin dort stattfinden.
Dagegen so laut und deutlich anzugehen, ist in mehrfacher Hinsicht mutig. Zum einen halten sich Menschen heute teilweise zurück mit politischen Aussagen. "Bloß nichts Falsches sagen", lautet da die Devise, gerade als Geschäftsfrau oder Geschäftsmann. Die Neyes tun genau das Gegenteil. Sie stärken der Demokratie den Rücken, indem sie sich deren Feinden entgegenstellen.
Der Gast ist König, aber solche Gäste will der Torbäck nicht
Zum anderen ist der Gast ja bekanntlich König und will gerne als solcher behandelt werden. Antidemokraten verweigern Christina und Martin Neye aber genau diesen Komfort. Sie verzichten lieber auf solche Gäste und schaden damit möglicherweise ihrem Betrieb.
Oder es passiert genau das Gegenteil? Der Zuspruch für die Wirtsleute nach der Veröffentlichung macht jedenfalls Hoffnung. Und vielleicht führt deren vorbildliches Verhalten ja sogar dazu, dass sich noch mehr Bürgerinnen und Bürger laut wehren gegen Bedrohungen der Demokratie.