Plakatiert ist das Projekt schon lange. "So möchte Kitzingen seine Besucher empfangen", liest man auf Transparenten entlang der B8 aus Richtung Würzburg. Zu sehen ist darauf das mit "Galerie Kitzingen" überschriebene Einkaufszentrum an der Wohnsiedlung Marshall Heights. Die Objektentwicklung Wittmann GmbH in Kitzingen hat es geplant und nach langem Kampf durch den Stadtrat gebracht. Danach passierte nichts mehr. Dabei hängt am Bau der Galerie nicht nur ein Umzug der Lebensmittelmärkte Aldi und Rewe, sondern womöglich auch das Schicksal des geplanten neuen Bildungsstandorts. Fest steht: Wittmann selbst wird das Einkaufszentrum nicht mehr bauen. Und nun?
Im vergangenen Herbst überraschte die CSU-Stadtratsfraktion mit dem Vorstoß, das Gelände der Lebensmittelversorger Aldi und Rewe zum Standort der demnächst benötigten dritten Grundschule in Kitzingen zu machen. Bei dieser Gelegenheit könne auch gleich eine weitere Kita errichtet werden. Weder Aldi noch Rewe aber waren in die Pläne einweiht und reagierten pikiert auf den Vorstoß. Zwar sind beide Nahversorger offenbar bereit, vom Grundstück in der Dagmar-Voßkühler-Straße in die neue Einkaufsgalerie an der B8 umzuziehen. Aber dazu müsste die erst einmal gebaut sein.
Wittmann will das Grundstück einem neuen Investor übertragen
Der Kitzinger Immobilienentwickler Georg Wittmann hat das Vorhaben vor knapp drei Jahren geplant und auf den Weg gebracht. Nach zähem Ringen um Größe und Struktur des Einkaufszentrums hat es der Stadtrat vor einem Jahr genehmigt – mittels eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Der schreibt haarklein vor, wie der Bau auszusehen hat, und lässt Abweichungen kaum zu. Wittmann hat sich inzwischen entschieden, das Projekt nicht mehr selbst umzusetzen.
Er will das Gelände verkaufen und verhandelt deswegen eigenen Angaben zufolge mit "mehreren Interessenten", wie er im exklusiven Gespräch mit der Redaktion sagt. In zwei bis drei Wochen könnte der Verkauf über die Bühne sein, danach soll es zügig weitergehen. Nähere Gründe für seinen Ausstieg aus dem Projekt teilt der Unternehmer nicht mit. Doch gilt das Verhältnis zur Stadt Kitzingen – nicht erst seit dem unseligen Gauben-Streit bei der Sanierung seines Anwesens am Marktplatz – als belastet.
Vor einem Jahr hat der Kitzinger Stadtrat im vierten Anlauf den Neubau eines Vollsortimenter-Lebensmittelmarktes mit Getränkemarkt, eines Discounters und einer Drogerie genehmigt. Zweimal war der Antrag abgeschmettert, beim dritten Mal vertagt worden. Auf dem Gelände könnten weitere kleine Läden entstehen, etwa ein Bäcker mit Café, ein Metzger sowie eine Poststelle. Und obwohl das Zentrum als "Nahversorger" für das umgreifende Wohngebiet bezeichnet wird, soll es nicht nur von den Marshall Heights, sondern auch direkt von der B8 aus zu erreichen sein.
Neue Pläne dürfte es aus praktischen Gründen nicht geben
Der neue Investor, der wohl aus der Region stammt, werde die bisherigen Planungen "weitgehend" übernehmen, sagt Wittmann. Andernfalls müsste das mühsam auf den Weg gebrachte Beschlusspaket noch einmal aufgedröselt und neu geschnürt werden – das kostet Zeit und Geld. Ein Investor möchte möglichst an beidem sparen. Bei der diffusen Weltlage und allen Problemen auf dem Bau kann allerdings niemand verlässlich sagen, bis wann das Einkaufszentrum am westlichen Stadtrand stehen wird.
So sucht die Stadt händeringend nach Alternativen für ein Gelände, auf dem sich Grundschule, Kita und idealerweise sogar die Wirtschaftsschule unterbringen lassen, die am jetzigen Standort in der Kitzinger Innenstadt für annähernd 20 Millionen Euro saniert werden müsste. "Ideal wäre eine Art Bildungscampus", heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Es würden zwar "keine möglichen Standorte ausgeschlossen". Doch ob dieser Campus auf dem Aldi/Rewe-Gelände in der Dagmar-Voßkühler-Straße entstehen wird, sei "zum jetzigen Zeitpunkt fraglich".
Der Ganztages-Anspruch soll einmal für alle Grundschüler gelten
Die Zeit drängt. Denn ab dem Sommer 2026 soll es nach dem Willen der Bundesregierung für jedes Grundschulkind, das neu eingeschult wird, einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung geben. Bis 2029 wird der Anspruch von Schuljahr zu Schuljahr auf alle Erst- bis Viertklässler ausgeweitet. Sie sollen an Werktagen mindestens acht Stunden in Ganztagsschulen oder Horten betreut werden können. Deshalb ist der Stadt an einer zeitnahen Umsetzung gelegen.
Neben der baulichen Seite sehen die Kommunen aber noch andere Probleme, den Anspruch auf Ganztagsbetreuung in den Grundschulen zu erfüllen. In einem Brandbrief wandten sich vier kommunale Spitzenverbände Anfang August an die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf. Angesichts des schon heute um sich greifenden Mangels an Fachpersonal und der vielerorts angespannten Finanzlage sei es nahezu unmöglich, das gesteckte Ziel bis zum vorgesehenen Datum zu erreichen. Es drohe eine "dramatische Unterversorgung in der bayerischen Kindertagesbetreuung".
Bis 2030 könnten den Kitas Zehntausende Fachkräfte fehlen
Die Kommunen, so heißt es, benötigten daher "dringend Unterstützung" durch den Freistaat, "um die eskalierende Lage in den Griff zu bekommen". Der kürzlich vorgestellte Fachkräfte-Radar der Bertelsmann Stiftung gehe davon aus, dass im Freistaat bis 2030 im schlimmsten Fall rund 67.000 Fachkräfte für die Betreuung von Kita- und Grundschulkindern fehlen könnten. Und das Deutsche Jugendinstitut befürchtet in einer Studie, dass in Bayern bis zum Jahr 2030 zwischen 108.000 und 136.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden müssten. Vielen Kommunen aber mangelt es dafür an Geld. Eine flächendeckende Ganztagsbetreuung im Grundschulalter sei unter diesen Bedingungen illusorisch.
Arme Provinzstadt….
Einen Nahversorger für die Innenstadt, das wäre eine Aufgabe für die Stadträte.
Klar, der Investor würde das Risiko für die Stadtgalerie tragen. Aber nach der Pleite dieser Stadtgalerie wäre die Innenstadt mausdreckerltot. Siehe Schweinfurt, da läuft das gerade so.
Und jetzt will sie den Investoren vorschreiben wieviel Packungen Duplo im neuen Einkaufszentrum erlaubt sind ??
Und such nach Flächen für x-verschiedene öffentliche Bauten ???
Diese Städte sind viel größer als das winzige Kitzingen und trotzden funktioniert das Konzept nicht.