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Kitzingen
Was wird künftig aus Aldi, Rewe und Co.? Wittmann steigt aus Kitzinger Einkaufsgalerie Marshall Heights aus
Nach langem Kampf zieht sich der Immobilienunternehmer überraschend aus dem Projekt zurück. Platzen soll es dennoch nicht. Immerhin hängen daran noch andere Fragen.
Im Dezember 2019 präsentierte Georg Wittmann die Pläne für seine Einkaufsgalerie an der Wohnsiedlung Marshall Heights. Jetzt zieht er sich aus dem Projekt zurück.
Foto: Andreas Brachs | Im Dezember 2019 präsentierte Georg Wittmann die Pläne für seine Einkaufsgalerie an der Wohnsiedlung Marshall Heights. Jetzt zieht er sich aus dem Projekt zurück.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:11 Uhr

Plakatiert ist das Projekt schon lange. "So möchte Kitzingen seine Besucher empfangen", liest man auf Transparenten entlang der B8 aus Richtung Würzburg. Zu sehen ist darauf das mit "Galerie Kitzingen" überschriebene Einkaufszentrum an der Wohnsiedlung Marshall Heights. Die Objektentwicklung Wittmann GmbH in Kitzingen hat es geplant und nach langem Kampf durch den Stadtrat gebracht. Danach passierte nichts mehr. Dabei hängt am Bau der Galerie nicht nur ein Umzug der Lebensmittelmärkte Aldi und Rewe, sondern womöglich auch das Schicksal des geplanten neuen Bildungsstandorts. Fest steht: Wittmann selbst wird das Einkaufszentrum nicht mehr bauen. Und nun?

Im vergangenen Herbst überraschte die CSU-Stadtratsfraktion mit dem Vorstoß, das Gelände der Lebensmittelversorger Aldi und Rewe zum Standort der demnächst benötigten dritten Grundschule in Kitzingen zu machen. Bei dieser Gelegenheit könne auch gleich eine weitere Kita errichtet werden. Weder Aldi noch Rewe aber waren in die Pläne einweiht und reagierten pikiert auf den Vorstoß. Zwar sind beide Nahversorger offenbar bereit, vom Grundstück in der Dagmar-Voßkühler-Straße in die neue Einkaufsgalerie an der B8 umzuziehen. Aber dazu müsste die erst einmal gebaut sein.

Zu Füßen der Kitzinger Wohnsiedlung Marshall Heights soll das Nahversorgerzentrum entstehen – mit direktem Anschluss an die B8.
Foto: Eike Lenz | Zu Füßen der Kitzinger Wohnsiedlung Marshall Heights soll das Nahversorgerzentrum entstehen – mit direktem Anschluss an die B8.

Wittmann will das Grundstück einem neuen Investor übertragen

Der Kitzinger Immobilienentwickler Georg Wittmann hat das Vorhaben vor knapp drei Jahren geplant und auf den Weg gebracht. Nach zähem Ringen um Größe und Struktur des Einkaufszentrums hat es der Stadtrat vor einem Jahr genehmigt – mittels eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Der schreibt haarklein vor, wie der Bau auszusehen hat, und lässt Abweichungen kaum zu. Wittmann hat sich inzwischen entschieden, das Projekt nicht mehr selbst umzusetzen.

Er will das Gelände verkaufen und verhandelt deswegen eigenen Angaben zufolge mit "mehreren Interessenten", wie er im exklusiven Gespräch mit der Redaktion sagt. In zwei bis drei Wochen könnte der Verkauf über die Bühne sein, danach soll es zügig weitergehen. Nähere Gründe für seinen Ausstieg aus dem Projekt teilt der Unternehmer nicht mit. Doch gilt das Verhältnis zur Stadt Kitzingen – nicht erst seit dem unseligen Gauben-Streit bei der Sanierung seines Anwesens am Marktplatz – als belastet.

So sollte das Einkaufszentrum einmal aussehen. Nach viel Kritik aus dem Stadtrat gibt es deutlich abgespeckte Pläne, das komplette Gebäude wird auch ein Stockwerk niedriger.
Foto: Visualisierung: Wittmann | So sollte das Einkaufszentrum einmal aussehen. Nach viel Kritik aus dem Stadtrat gibt es deutlich abgespeckte Pläne, das komplette Gebäude wird auch ein Stockwerk niedriger.

Vor einem Jahr hat der Kitzinger Stadtrat im vierten Anlauf den Neubau eines Vollsortimenter-Lebensmittelmarktes mit Getränkemarkt, eines Discounters und einer Drogerie genehmigt. Zweimal war der Antrag abgeschmettert, beim dritten Mal vertagt worden. Auf dem Gelände könnten weitere kleine Läden entstehen, etwa ein Bäcker mit Café, ein Metzger sowie eine Poststelle. Und obwohl das Zentrum als "Nahversorger" für das umgreifende Wohngebiet bezeichnet wird, soll es nicht nur von den Marshall Heights, sondern auch direkt von der B8 aus zu erreichen sein.

Neue Pläne dürfte es aus praktischen Gründen nicht geben

Der neue Investor, der wohl aus der Region stammt, werde die bisherigen Planungen "weitgehend" übernehmen, sagt Wittmann. Andernfalls müsste das mühsam auf den Weg gebrachte Beschlusspaket noch einmal aufgedröselt und neu geschnürt werden – das kostet Zeit und Geld. Ein Investor möchte möglichst an beidem sparen. Bei der diffusen Weltlage und allen Problemen auf dem Bau kann allerdings niemand verlässlich sagen, bis wann das Einkaufszentrum am westlichen Stadtrand stehen wird.

Nur wenn die Lebensmittelmärkte von Aldi und Rewe rechtzeitig das Gelände in der Dagmar-Voßkühler-Straße räumten, könnte die Stadt dort ihren Bildungscampus realisieren.
Foto: Eike Lenz | Nur wenn die Lebensmittelmärkte von Aldi und Rewe rechtzeitig das Gelände in der Dagmar-Voßkühler-Straße räumten, könnte die Stadt dort ihren Bildungscampus realisieren.

So sucht die Stadt händeringend nach Alternativen für ein Gelände, auf dem sich Grundschule, Kita und idealerweise sogar die Wirtschaftsschule unterbringen lassen, die am jetzigen Standort in der Kitzinger Innenstadt für annähernd 20 Millionen Euro saniert werden müsste. "Ideal wäre eine Art Bildungscampus", heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Es würden zwar "keine möglichen Standorte ausgeschlossen". Doch ob dieser Campus auf dem Aldi/Rewe-Gelände in der Dagmar-Voßkühler-Straße entstehen wird, sei "zum jetzigen Zeitpunkt fraglich".

Der Ganztages-Anspruch soll einmal für alle Grundschüler gelten

Die Zeit drängt. Denn ab dem Sommer 2026 soll es nach dem Willen der Bundesregierung für jedes Grundschulkind, das neu eingeschult wird, einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung geben. Bis 2029 wird der Anspruch von Schuljahr zu Schuljahr auf alle Erst- bis Viertklässler ausgeweitet. Sie sollen an Werktagen mindestens acht Stunden in Ganztagsschulen oder Horten betreut werden können. Deshalb ist der Stadt an einer zeitnahen Umsetzung gelegen.

Neben der baulichen Seite sehen die Kommunen aber noch andere Probleme, den Anspruch auf Ganztagsbetreuung in den Grundschulen zu erfüllen. In einem Brandbrief wandten sich vier kommunale Spitzenverbände Anfang August an die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf. Angesichts des schon heute um sich greifenden Mangels an Fachpersonal und der vielerorts angespannten Finanzlage sei es nahezu unmöglich, das gesteckte Ziel bis zum vorgesehenen Datum zu erreichen. Es drohe eine "dramatische Unterversorgung in der bayerischen Kindertagesbetreuung".

Bis 2030 könnten den Kitas Zehntausende Fachkräfte fehlen

Die Kommunen, so heißt es, benötigten daher "dringend Unterstützung" durch den Freistaat, "um die eskalierende Lage in den Griff zu bekommen". Der kürzlich vorgestellte Fachkräfte-Radar der Bertelsmann Stiftung gehe davon aus, dass im Freistaat bis 2030 im schlimmsten Fall rund 67.000 Fachkräfte für die Betreuung von Kita- und Grundschulkindern fehlen könnten. Und das Deutsche Jugendinstitut befürchtet in einer Studie, dass in Bayern bis zum Jahr 2030 zwischen 108.000 und 136.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden müssten. Vielen Kommunen aber mangelt es dafür an Geld. Eine flächendeckende Ganztagsbetreuung im Grundschulalter sei unter diesen Bedingungen illusorisch.

 
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  • weltpokalsieger
    Wenn die Stadt Kitzingen die Innenstadt schützen oder gar beleben wollte, dann hätte sie nicht einfach die Tiefgarage in der Stadtmitte schließen dürfen. Nichts tun und immer nur fordern geht halt auch nicht.
    Arme Provinzstadt….
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  • etme.schmitt
    Wie eine Stadt ausstirbt, sieht man an Kitzingen. Nichts genehmigen, alles verbieten...... der Investor würde das Risiko einer Stadtgalerie tragen, nicht die Stadt. Ich würde es als Anziehungspunkt, auch von außerhalb, sehen. Paar "moderene" Läden, Kneipe, großer Parkplatz, Shuttleverbindung in die Innenstadt. Kitzingen wieder beleben.
    Einen Nahversorger für die Innenstadt, das wäre eine Aufgabe für die Stadträte.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Kitzingen hat Kaufland und E-Center. Das reicht für so eine Kleinstadt.
    Klar, der Investor würde das Risiko für die Stadtgalerie tragen. Aber nach der Pleite dieser Stadtgalerie wäre die Innenstadt mausdreckerltot. Siehe Schweinfurt, da läuft das gerade so.
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  • etme.schmitt
    Die Innenstadt ist jetzt schon ausgestorben. Da gibt es nichts mehr zum Bummeln und auch "Abends" keine Möglichkeit, sich noch wo zu treffen. "Früher" nach dem Roxy Kino noch Eisessen, Pizzaessen oder so...... ich finde die "Stadtgalerie" in Ansbach richtig anziehend, auch für einen Abstecher in die Altstadt
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  • sabbel
    Wenn diese Infrastrukturprojekte nicht zeitnah kommen, behalten die langjährigen Kritiker am Ende recht. Dann entsteht in den MH ein Ghetto ...
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  • elkatvelo@t-online.de
    die Stadt Kitzingen hat den Fehler des jahrhunderts gemacht und das Gelände nicht selbst gekauft.

    Und jetzt will sie den Investoren vorschreiben wieviel Packungen Duplo im neuen Einkaufszentrum erlaubt sind ??
    Und such nach Flächen für x-verschiedene öffentliche Bauten ???
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  • etme.schmitt
    Gut für die Stadt wäre es meiner Meinung, wenn der neue Investor den Kampf aufnehmen würde und doch eine "Stadtgalerie" mit großem Angebot bauen möchte/könnte/dürfte. Aushängeschild für die Stadt. Ich kann Herrn Wittmann verstehen, dass er irgendwann keine Lust mehr hat....... da gute Ideen vom Stadtrat blockiert werden.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Wie es in eine Stadtgalerie nach paar Jahren aussieht kann man in Schweinfurt sehen. In Nürnberg gab es einen City Point, ist geschlossen. In Fürth wurde so ein Einkaufszentrum 2021 durch Neubau reanimiert.
    Diese Städte sind viel größer als das winzige Kitzingen und trotzden funktioniert das Konzept nicht.
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  • Albert Mollen
    Wenn die jetzigen Kunden der Märkte in der Straße zur neuen Stadtgalerie wechseln, ist es dort sicher auf Dauer lebendig. Und einen besseren Schulstandort als in der DV- Straße gibt es weit und breit nicht. Also Mut zur Lücke, lieber Stadtrat, und aufwachen!
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