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Kitzingen
Wohnsiedlung Marshall Heights: So kehrt in die ehemalige US-Kaserne in Kitzingen wieder Leben ein
Eine frühere Kaserne, ein Privatinvestor und eine Schritt-für-Schritt-Sanierung: Die Marshall Heights sind auf dem Weg zu einem neuen Kitzinger Wohnviertel. Die aktuelle Lage und ein Blick voraus.
Viel Wohnraum: Die Marshall Heights in Kitzingen bieten auf 32 Hektar 736 Wohnungen in 30 Blocks und 103 Texashäusern.
Foto: Johannes Kiefer | Viel Wohnraum: Die Marshall Heights in Kitzingen bieten auf 32 Hektar 736 Wohnungen in 30 Blocks und 103 Texashäusern.
Eike Lenz
 und  Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:27 Uhr

Jahrelang standen die Marshall Heights nach dem Abzug der Amerikaner leer. Dann kaufte Immobilienunternehmer Georg Wittmann das Areal und küsste es wach: Seither saniert und entwickelt er den jüngsten Kitzinger Stadtteil. In einen Großteil der 730 Wohnungen ist bereits wieder Leben eingezogen. In fünf Jahren soll dann alles fertig sein – samt Einkaufsmöglichkeiten.

Wie groß sind die Marshall Heights?

Kitzingens jüngster, inoffizieller Stadtteil ist die einstige US-Wohnsiedlung Marshall Heights. Auf 32 Hektar gibt es 736 Wohnungen in 30 Blocks, dazu kommen 103 sogenannte Texashäuser. Allein fast 20 Wohnblocks liegen zwischen der Einfahrt der Gabelsberger Straße und den Einfamilienhäusern. Dazu kommen der einstige Kindergarten, die alte Schule mit zwei Anbauten und der frühere US-Verbrauchermarkt.

Die Marshall Heights: auf dem Weg zum jüngsten Kitzinger Stadtteil.
Foto: Johannes Kiefer | Die Marshall Heights: auf dem Weg zum jüngsten Kitzinger Stadtteil.

Wer ist der Investor?

Georg Wittmann hat das Areal von der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) im Februar 2015 gekauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Für die Entwicklung des neuen Stadtteils hat sich der Investor zusammen mit seinem Sohn Dirk seinerzeit "zehn Jahre vorgenommen". Aktuell geht er davon aus, dass "in den nächsten fünf Jahren alles fertig" sein wird. Seine Hauptintention sei gewesen, "preiswerten Wohnraum gerade für junge Leute" zu schaffen, so Wittmann im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Konzept sieht dabei sowohl Verkauf als auch Vermietung vor.

Wie schnell hat sich der neue Stadtteil entwickelt?

Der neue Kitzinger Stadtteil Marshall Heights ist offensichtlich ein Immobilien-Renner: Das Entwicklungstempo ist enorm. Noch vor Jahresbeginn 2016 waren die ersten beiden der 103 Texashäuser verkauft. Im Februar 2016 lief dann die Vermarktung richtig an. Mitte Juni hatten schon knapp die Hälfte der Doppel- und Reihenhäuser neue Eigentümer, Ende des Jahres waren alle 103 Texashäuser verkauft. Unter den Käufern der ersten 80 Texashäuser waren 42, die nicht aus Kitzingen oder den Stadtteilen kamen. In der Folge wurde dann blockweise weiter saniert. Der ursprüngliche Plan, einige der Kasernenblocks abzureißen und so einem möglichen Überangebot zu begegnen, wurde fallen gelassen.

Von den 730 Mietwohnungen in den Marshall Heights sind derzeit 457 genutzt.
Foto: Johannes Kiefer | Von den 730 Mietwohnungen in den Marshall Heights sind derzeit 457 genutzt.

Wie viele Wohnungen werden bereits genutzt?

Von den 730 Wohnungen sind aktuell 467 in Nutzung. Aufgesplittet ergibt sich dieses Bild: Neben den 103 vermieteten oder verkauften Texashäusern sind in den Blocks 156 Wohnungen verkauft oder vermietet. 176 Wohnungen gehören anderen Investoren. Wittmann selbst hat seinen Firmensitz inzwischen ebenfalls in die Marshall Heights verlagert. Dort befinden sich zudem zwei Kindergärten, das Impf- und Testzentrum des Landkreises sowie demnächst ein Gesundheitszentrum.

Die Investoren: Seniorchef Georg Wittmann (links) mit Sohn Dirk.
Foto: Johannes Kiefer | Die Investoren: Seniorchef Georg Wittmann (links) mit Sohn Dirk.

Wie geht es weiter mit dem Ausbau des Stadtteils?

Aktuell werden drei weitere Wohnblocks von Georg Wittmann saniert; sie dürften Ende dieses Jahres bezugsfertig sein. Zwei Blocks hat sich der Freistaat gesichert, dort soll in absehbarer Frist die neue Polizeiinspektion entstehen. Ein Datum dafür steht allerdings immer noch nicht fest.

Wie groß ist das Kindergarten-Angebot?

Zwischen den Texashäusern und den ersten Wohnblocks gibt es eine Kindertagesstätte, die Platz für 90 Kinder hat. Sie wurde im September 2019 vom Träger BRK in Betrieb genommen. Eine  kleinere Tagesstätte mit zwei Gruppen in Gebäude 52 wurde von der Stadt Kitzingen angemietet. Träger ist hier ebenfalls das BRK. 

Wie sieht es mit der Versorgung aus?

Was den Marshall Heights noch fehlt, ist ein Geschäft für die Dinge des täglichen Bedarfs. Wittmann ist zwar nach eigenen Worten im Gespräch mit Investoren. Gescheitert ist dagegen die Idee, ein Factory-Outlet-Center-Idee (FOC) in den Marshall Heights zu etablieren. Der Kitzinger Stadtrat sprach sich im Juli 2021 für ein Nahversorgerzentrum am Ortseingang aus. Dort sollen ein Lebensmittelmarkt mit Getränkeladen, Discounter, Drogerie, Bäckerei und Café einziehen. Sogenannte innenstadtrelevante Warengruppen wie Kleidung und Schuhe sind nicht erlaubt. Wann diese Märkte kommen, ist noch unklar. Wittmann gibt sich aber zuversichtlich, dass dies in absehbarer Zeit geschehen wird.

Hell und geräumig sind vor allem die Dachgeschosswohnungen mit Panoramablick über Kitzingen und das Mainland.
Foto: Johannes Kiefer | Hell und geräumig sind vor allem die Dachgeschosswohnungen mit Panoramablick über Kitzingen und das Mainland.

Wie wird in dem Stadtteil geheizt?

Die Texashäuser und der Kindergarten werden über ein Blockheizkraftwert bedient. Die Blöcke 21 bis 25 haben jeweils eigene Gas-Brennwertanlagen. Die restlichen bewohnten Blöcke laufen über die Fernwärme der LKW. Das Heizwerk befindet sich vor Ort.

Sind die Marshall Heignts ein Stadtteil?

Trotz des Privatinvestors eindeutig: ja. Die Erschließung fand abschnittsweise statt. Straßen, Kanäle und Beleuchtung wurden nach und nach Teil des kommunalen Versorgungsnetzes. Damit sind die Marshall Heights auch offiziell Teil der Stadt.

Auch das Kitzinger Impfzentrum hat seinen Platz in den Marshall Heights gefunden.
Foto: Johannes Kiefer | Auch das Kitzinger Impfzentrum hat seinen Platz in den Marshall Heights gefunden.

Der Abzug der US-Armee

Vom Rückzug der Amerikaner war Kitzingen im Freistaat Bayern mit am stärksten betroffen. Rund 430 Hektar Fläche – das entspricht zehn Prozent des Stadtgebiets – wurden einst militärisch genutzt. Sie verteilten sich auf die Harvey Barracks mit 200 Hektar, die Larson-Kaserne mit 206 Hektar und die Wohnsiedlung Marshall Heights mit 32 Hektar. Nicht mitgerechnet sind die rund 770 Hektar, die als Übungsgelände unter militärischer Nutzung standen.
7000 Einwohner der Stadt waren zuletzt Angehörige des Militärs. Neben den Soldaten gab es knapp 3400 Familienmitglieder und über 400 Zivilangestellte. Der Abzug der Amerikaner bedeutete faktisch einen Rückgang der Bevölkerung um rund 22 Prozent.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen waren gravierend. Schätzungen gingen von einem finanziellen Verlust für die Stadt von 1,5 bis 1,8 Millionen Euro pro Jahr aus. Neben den gut 700 Wohnungen in den Kasernen wurden 240 Wohnungen im Landkreis und 134 in der Stadt Kitzingen durch die Armee angemietete Wohnungen frei. Weitere 640 Wohnungen, davon 488 im Landkreis, waren von US-Bürgern auf dem privaten Wohnungsmarkt angemietet. 
Quelle: Main-Post-Archiv
 
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Kommentare
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  • sabbel
    Kaum zu glauben, dass in Kitzingen trotz der vielen zusätzlichen Wohnungen in den MH immer noch Wohnraummangel herrscht. Da würde mich interessieren, wie viele Wohnungen von ehem. privaten Vermietern wegen der aktuellen Rechtssprechung nicht mehr vermietet werden ??
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