Alle Stadträtinnen und Stadträte hatten Vater Georg und Sohn Dirk Wittmann am Donnerstagabend immer noch nicht auf ihrer Seite, aber doch eine klare Mehrheit. Und das, obwohl die beiden als Stadträte bei ihrem eigenen Vorhaben selbst gar nicht abstimmungsberechtigt waren. Mit 18:10 genehmigte das Gremium den Neubau eines Vollsortimenter-Lebensmittelmarktes mit Getränkemarkt, eines Discounters und einer Drogerie im Wohnquartier Marshall Heights.
Weitere kleine Läden wie Metzger, Bäcker, Poststelle sind ebenfalls möglich. Und obwohl das Zentrum als "Nahversorger" für das umliegende Wohngebiet bezeichnet wird, ist es künftig von den Marshall Heights und von der B8 aus anfahrbar. Die Märkte zielen also auch auf Kundinnen und Kunden aus einem weiteren Umkreis. Sie rechnen mit einem Einzugsgebiet von 6000 bis 10 000 Konsumenten.
In der Stadtratsdiskussion prallten die Gegensätze, die es schon vor einem Jahr gab, als das Vorhaben vom Vorgänger-Gremium abgelehnt wurde, wieder aufeinander. Allerdings war dieses Mal weniger Wucht und Unversöhnlichkeit zu spüren. Der kleinste gemeinsame Nenner: Der Rat akzeptiert mehrheitlich den Bau eines Nahversorgers, um die umliegende Bevölkerung zu bedienen.
Sorge um Geschäfte in der Innenstadt
Außerdem wird dem Investor durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan festgeschrieben, welche Sortimente er verkaufen lassen darf und welche nicht. Sogenannte innenstadtrelevante Warengruppen wie Kleidung und Schuhe sind zum Beispiel nicht erlaubt. Nicht zuletzt würdigte das Gremium damit auch die unternehmerische Leistung von Georg Wittmann, der seit vielen Jahren einer der großen privaten Stadtentwickler ist.
Die CSU-Fraktion war gespalten. Während sie überwiegend dem positiven Votum von Oberbürgermeister Stefan Güntner und Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank, beide CSU, folgte, bleibt ausgerechnet Fraktionsvorsitzender Andreas Moser skeptisch. Er war in der Vergangenheit immer für einen Standort innerhalb der Marshall Heights, was die Märkte, die sich ansiedeln wollen, aber kategorisch ablehnen.
Die Grünen machen sich nach Aussage ihrer Fraktionssprecherin Andrea Schmidt vor allem Sorgen um die nahen Einkaufsmärkte in der Siegfried-Wilke-Straße und um die Drogerie Roßmann in der Altstadt. Sie fürchten wie die SPD einen Verdrängungswettbewerb zulasten der innenstadtnahen Geschäfte.
Zustimmung für die Investoren
Uwe Pfeiffle (FW-FBW) ergriff für die Unternehmerfamilie Partei, die seit zwei Jahren für die Ansiedlung kämpfe. Er tat das "nicht, weil sie unserer Mannschaft gehören", wie er mit Blick auf seinen Fraktionskollegen Georg Wittmann sagte, sondern weil der Investor viel für die Stadt tue und ihr mit seiner veränderten Planung stark entgegen gekommen sei.
Manfred Paul, Fraktionsvorsitzender der SPD, hätte sich wie die Grünen zunächst ein überarbeitetes Einzelhandelskonzept für die Stadt gewünscht. Er habe aber nichts gegen einen Nahversorger. Gewundert habe er sich über die Kehrtwendung des Stadtmarketingvereins, der einst gegen die Ansiedlung war, sie inzwischen aber befürwortet. Ein gewichtiges Argument für die Ablehnung der SPD: "Wir produzieren damit Stau", sagte Paul. Die Anbindung der Märkte an die B 8 erfordere seiner Ansicht nach einen Kreisel oder eine Ampel. Beides würde dann den Verkehrsfluss auf der viel befahrenen Bundesstraße hemmen.
Klaus Christof (KIK) sah das Grundproblem darin, dass die Stadt seinerzeit nicht die Marshall Heights selbst gekauft hatte. Nun hätten die Anwohner dort ein Recht auf Versorgung und somit solle man dem Investor keine Steine in den Weg legen.
Während Bianca Tröge (ÖDP) die Argumente der Gegner unterstützte, sprachen sich UsW, ProKT, Bayernpartei, AfD und die fraktionslose Astrid Glos für das Projekt der Objektentwicklung Wittmann GmbH aus. Folglich stimmte das Gremium mit 18:10 für die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans und genehmigte die Ansiedlung in der Levi-Strauss-Straße am Rande der B 8.