Wer Geschäfte in Russland macht, steht seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine unter Druck. So auch Knauf. Der Gipskonzern aus Iphofen bei Kitzingen muss sich zurzeit mit der Frage auseinandersetzen, wie Kommerz und Moral miteinander vereinbar sind. In der Vergangenheit ließ sich das Familienunternehmen kaum in die Karten blicken. Doch nun sind andere Zeiten angebrochen. Und so erklärt der Weltmarktführer für Baustoffe mit neuer Offenheit, warum für ihn Geschäfte im Putin-Reich nicht nur vertretbar, sondern wichtig sind.
"Wir haben in Russland Verantwortung für circa 4000 Mitarbeiter und deren Familien sowie für Kunden und Lieferanten, mit denen wir teilweise seit Jahrzehnten zusammenarbeiten", sagt Knauf-Manager Uwe Knotzer im Gespräch mit dieser Redaktion. Diesen Menschen von heute auf morgen zu kündigen, entspreche nicht den Werten des Familienunternehmens Knauf.
Knotzer ist seit Juni 2021 neben Alexander Knauf und Jörg Kampmeyer persönlich haftender Gesellschafter der Knauf-Gruppe, steht also an der Spitze eines in 200 Länder verzweigten Riesen mit 40.000 Beschäftigten. Als Teil dieses mächtigen Triumvirats ist der 51 Jahre alte Salzburger unter anderem für die Geschicke im asiatischen Pazifik-Raum sowie in Australien zuständig - und vor allem für Russland.
Jeden Morgen bespricht eine Taskforce bei Knauf die Lage in Russland
In Russland wächst Knauf seit etwa 30 Jahren. Putins Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hat auch in Iphofen für Besorgnis und Unruhe gesorgt. Zu erkennen ist das in der Konzernzentrale fast jeden Tag um 9 Uhr: In Präsenz oder per Videoschalte kommt eine achtköpfige Knauf-Taskforce zusammen, um die Lage in Russland zu besprechen. Uwe Knotzer leitet diesen Krisenstab.
Wichtiger Teil der Besprechungen sei, die ständig aktualisierten Listen der vom Westen verschärften Sanktionen gegen Putin durchzugehen. Um welche Produkte geht es diesmal? Welche Regeln gelten für Flüge in beide Richtungen? Wie sind die Modalitäten für Zahlungen? Diese und ähnliche Fragen stünden im Vordergrund, berichtet Knotzer.
Auch Knauf steht wegen seiner Russland-Geschäfte in der "Hall of Shame" am Pranger
Derlei Aufwand interessiert Kritikerinnen und Kritiker wenig. Sie werfen Knauf vor, weiterhin Geschäfte in und mit Russland zu machen, obwohl gleichzeitig Menschen in der Ukraine sterben. So nachzulesen auch in den Kommentarspalten auf mainpost.de.
Der in Wirtschaftskreisen momentan bekannteste Pranger ist die Liste "Hall of Shame" des einflussreichen Wirtschaftsprofessors Jeffrey Sonnenfeld von der US-amerikanischen Universität Yale. Dort werden hunderte Unternehmen aufgelistet, die sich in diverser Form aus Russland zurückgezogen haben - oder eben nicht. Wie Knauf. Oder Henkel. Bayer, Ritter Sport, Metro.
"Wir kennen diese Liste", sagt Manager Knotzer. Doch einfach so den Rückzug aus Russland zu verlangen, sei im Fall des Gipskonzerns "zu kurz gedacht". Knauf zahle in Russland die üblichen Steuern, doch davon würden eben auch zum Beispiel Kliniken, Schulen und Universitäten finanziert.
Das ähnelt einer Argumentation, die der Chemiekonzern Bayer kritischen Kreisen entgegenhält: "Der Zivilbevölkerung wesentliche Gesundheits- und Landwirtschaftsprodukte vorzuenthalten – wie zur Behandlung von Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gesundheitsprodukte für Schwangere und Kinder sowie Saatgut für den Anbau von Nahrungsmitteln – würde die Zahl an Menschenleben, die dieser Krieg fordert, nur vervielfachen", verteidigten die Leverkusener vor wenigen Tagen ihren Verbleib in Russland. Bayer habe aber jegliche Werbung in Russland und Belarus eingestellt und alle Investitionsprojekte auf unbestimmte Zeit gestoppt.
Uwe Knotzer: "Wir liefern keine Waren an den Kreml oder das russische Militär"
Auch hier gibt es Parallelen zu Knauf: "Solange es der Rahmen zulässt, bleiben wir in Russland", sagt Uwe Knotzer. Knauf halte sich an alle Sanktionen der EU und anderer Länder. Außerdem glaube er nicht, "dass die Aufgabe unseres Geschäfts in Russland irgendetwas an der gegenwärtigen Situation in der Ukraine ändern würde".
Wichtig sei zudem, dass der Konzern in Russland allein für Russland produziere. "Die Waren, die wir in Russland herstellen, werden nicht nach Deutschland oder andere Länder der EU exportiert. Wir liefern keine Waren an den Kreml oder das russische Militär."
Knauf: Bis auf Weiteres keine neuen Investitionen in Russland
Um diese Sichtweise zu verstehen, hilft ein Blick auf die Struktur des Konzerns. Fast überall auf der Welt tritt Knauf mit eigenen Unterfirmen auf, die dort wie in einer Blase agieren. Mit der Folge, dass im Lauf der Jahrzehnte ein undurchschaubares Riesendickicht an solchen Tochterfirmen entstanden ist.
Nicht einmal er wüsste, wie viele es in der Summe seien, sagt Knotzer. Diese ausgeprägte Dezentralisierung hilft Knauf nun offenbar, Geschäfte in Russland als eigenständig anzusehen und damit an ihnen festzuhalten.
"Ja, es gibt Menschen, die es momentan gerne sehen würden, wenn wir unser Geschäft in Russland aufgeben", sagt Knotzer. Doch solange es die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuließen, werde der Konzern das nicht tun. Eine Einschränkung gebe es aber: "Bis auf Weiteres" werde Knauf in Russland keine neuen Investitionen vornehmen und somit keine neuen Fabriken bauen.
Knaufs Russland-Geschäft macht etwa zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus
Wie auf der Hauptversammlung im Dezember verkündet wurde, belief sich 2021 der Umsatz von Knauf in aller Welt auf gut zwölf Milliarden Euro. Wie groß der Anteil des Russland-Geschäfts ist, darüber gibt es aus der Konzernzentrale nie detaillierte Zahlen. Etwa zehn Prozent seien es, ließ Manager Knotzer nun gegenüber dieser Redaktion durchblicken.
Zehn Prozent sind immer noch ein Milliarden-Kuchen, der wegen der verschärften Sanktionen gegen Putin bald kleiner werden dürfte. Denn in den russischen Knauf-Werken benötigte Einzelteile, die vor Ort nicht zu bekommen sind, ließen sich nur schwer dorthin exportieren, erklärt Knotzer. Das liege vor allem daran, dass kaum noch Lieferanten für den Transport in den Osten zur Verfügung stünden.
Unterstützungsfonds für die Knauf-Mitarbeiter in der Ukraine
Indes ist auch die Ukraine ein großer Punkt geworden auf dem Radarschirm in Iphofen. Gleich zu Beginn des russischen Krieges schloss Knauf sein Werk im Donbass. 590 Beschäftigte mussten aus Sicherheitsgründen zu Hause bleiben. Wo sie sich mittlerweile aufhalten, wie viele auf der Flucht sind, das sei nicht in allen Fällen klar, sagt Uwe Knotzer. Die Mehrheit sei wohl im Land geblieben.
Die Beschäftigten seien über eine WhatsApp-Gruppe miteinander verbunden. "Soweit wir wissen, sind alle Mitarbeiter wohlauf", sagt Knotzer. Ihnen habe der Konzern drei Monatsgehälter im Voraus gezahlt, damit sie in den Kriegswirren sicherer über die Runden kommen. Außerdem sei ein Unterstützungsfonds gebildet worden. Mit ihm soll vor Ort Knauf-Beschäftigten geholfen werden, die zum Beispiel ihre Wohnung verloren haben oder in Geldschwierigkeiten stecken.
Hilfe für Geflüchtete in Unterfranken
Auch in Unterfranken ist das Unternehmen Teil der langen Reihe derer, die Geflüchteten aus der Ukraine helfen wollen. So ließ Knauf kürzlich im Technologiepark ConneKT in Kitzingen ein Gebäude herrichten, in dem nun 100 Menschen aus dem Kriegsgebiet eine Bleibe finden.
Derlei Solidarität ist das eine, der Blick vor allem nach Russland ist das andere. Aus der Knauf-Chefetage war in den vergangenen Tagen immer wieder zu hören, wie brisant die Lage im Putin-Reich sei. Jedes falsche Wort hierzulande könne gefährlich werden für Knauf-Beschäftigte dort - gerade wegen der vom Kreml stark eingeschränkten Meinungsfreiheit.
Eine Einschätzung, die sich in der täglichen 9-Uhr-Krisenrunde von Knauf mit dem Nebel jener Informationen mischt, was nun in Russland gilt. Zwar habe man sich in Iphofen schon nach den Weihnachtsferien, also Wochen vor Kriegsausbruch, intensiv und regelmäßig beraten, sagt Uwe Knotzer. "Deswegen kam der 24. Februar für uns nicht komplett überraschend."
Es stellt aus russischen Rohstoffen Gipsprodukte und Gipsplatten her.
aus Deutsschland werden dazu wenig oder nichts geliefert.
Wenn Knauf-Deutschland Werke schließt, werden die Verantwortlichen vor Ort verhaftet, das Werk beschlagnahmt und in ein paar Tagen geht die Produktion weiter.
Ist doch nichts anderes als die "Treuhänderschaft der Bundesnetzagentur über deutsche Gazprom-Firmen.
Die Bestrebungen der baltischen Länder und der ehemaligen Ostblock Staaten in EU und Nato zu kommen, kamen ja aus den schlechten Erfahrungen der Sowjetzeit.
Hätte man denn diesen Völkern das Recht verweigern sollen, selbstbestimmt zu leben?
Mit Putin an der Führung wird es ein weiter so NICHT geben und so sollte auch die Firma KNAUF sich eines besseren belehren! Dabei dachte ich immer im Kommunismus sind alle gleich - aber diese Form der Patriarchen der Milliarden (1.000.000.000=eintausend Millionen) sind Super-Super-Kapitallisten (Ausbeuter) mit einfachem, ausgebeutetem Fußvolk, was klein und unwissend gehalten wird um putintreu zu sein bzw. zu bleiben - die militärischen und paramilitärischen Strukturen halten alles zusammen! Aber jeder macht sich mit strafbar!!! Die Anklage wegen Völkermord wird ja vorbereitet!
Und es gab auch Zeiten der Zaren. Damals gab es nie Krieg mit den Russen . Man hat deutsche
Prinzessinen mit Russen verheiratet. Waren auch diplomatische Züge.
Ein bisschen Geschichtsunterricht würde Ihnen aber auch nicht schaden.
Es gab durchaus auch kriegerische Auseinandersetzungen im Osten Europas, nicht nur die Verheiratung mit deutschen Prinzessinnen.
Hätten Sie gerne wieder einen eisernen Vorhang in Europa?
Ohne Nato hätte Putin möglicherweise versucht, den Warschauer Pakt und das großrussische Reich wieder zu beleben.
Aber vermutlich wäre Ihnen das egal, die Freiheitsrechte anderer Völker sind nicht wichtig, solange wir billiges Gas für warme Häuser in Deutschland haben.
Statt dessen finanzieren sie ganz bewusst diesen Krieg weiter. Es gibt etliche Firmen die trotz Verlusten Geschäfte dort gestoppt haben - weil sie so ein Zeichen der Solidarität setzen wollten. Knauf scheint dies egal zu sein.
Aber es hatte ja auch einige Zeit gebraucht bis Herr Knauf sich von seinem Posten als Honorarkonsul getrennt hat.
Was man aber in der Chefetage bei Knauf überdenken sollte:
Glaubt man ernsthaft, dass man nach diesem Krieg, dieser Zerstörung, diesen Gräueltaten, nach Beendigung der Kampfhandlungen wieder einfach so zur Tagesordnung übergehen wird?
Meiner Meinung nach sind die Beziehungen zwischen dem Westen und Russland auf Jahrzehnte verbrannt. Ein "Normal" wird es so schnell nicht geben. Egal, wie dieser Krieg ausgehen wird. Auch die Wirtschaftssanktionen werden nicht so schnell wieder aufgehoben werden. Deutschland bereitet den Ausstieg aus russischen Energielieferungen vor. Auch das wird nicht mehr zurückgenommen werden. Russland ist und bleibt isoliert.
Es stünde der Firma Knauf gut zu Gesicht, sich den kranken Arm abzuschneiden, bevor er den Körper vergiftet, eher früher als später. Man sollte wissen, wann es vorbei ist.