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Iphofen/Nürnberg
Honorarkonsul Nikolaus Knauf tritt zurück - doch der Gips-Konzern macht in Russland weiter
Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und dem Druck auf Russland sind im mainfränkischen Knauf-Konzern Entscheidungen mit Signalwirkung gefallen. Wie das einzuordnen ist.
Ist nicht mehr länger Honorarkonsul Russlands in Nordbayern: Nikolaus Knauf aus Iphofen bei Kitzingen legte das Ehrenamt nieder. Sein Unternehmen macht indes im Land von Machthaber Putin weiterhin Geschäfte.
Foto: Thomas Obermeier | Ist nicht mehr länger Honorarkonsul Russlands in Nordbayern: Nikolaus Knauf aus Iphofen bei Kitzingen legte das Ehrenamt nieder. Sein Unternehmen macht indes im Land von Machthaber Putin weiterhin Geschäfte.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Es ist ein Schritt mit Symbolkraft: Firmenpatriarch Nikolaus Knauf aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) ist von seinem Ehrenamt als russischer Honorarkonsul zurückgetreten. Das teilte das Konsulat mit Sitz in Nürnberg am Montagabend mit.

Demnach gab der 85-jährige Seniorchef des Gipskonzerns Knauf bereits am Freitag diese Funktion ab, die er seit 1999 innehatte. Als Honorarkonsul sei es Knauf stets wichtig gewesen, "Brücken zu bauen zwischen den Menschen in Deutschland und Russland", heißt es in der sechszeiligen Mitteilung.

Indes will der Weltmarktführer an seinen Geschäften und Standorten in Russland trotz des internationalen Drucks auf das Land festhalten. Wie Unternehmenssprecher Jörg Schanow am Dienstag auf Anfrage mitteilte, habe Knauf "eine soziale Verantwortung für mehr als 4000 Mitarbeiter und deren Familien sowie für zahlreiche Kunden und Lieferanten in Russland, die von uns abhängig sind". Dem wolle sich das Unternehmen nicht entziehen.

Knauf hat nach eigenen Angaben in Russland 14 Niederlassungen und ist seit fast 30 Jahren dort geschäftlich verankert. Wie viel Umsatz der Konzern im flächenmäßig größten Land der Welt macht, darüber gibt die Zentrale in Iphofen keine Zahlen preis. In den vergangenen Tagen hatten sich namhafte Großunternehmen wie Google, VW, BMW, SAP oder Ikea wegen des Ukraine-Kriegs für ein Embargo gegen Russland und teilweise Belarus entschieden.

Warum Knauf in Russland bleiben will

Knauf-Sprecher Schanow schrieb am Dienstag weiter, dass sich die aktuellen Sanktionen des Westens "ganz bewusst nicht gegen die Zivilgesellschaft in Russland richten sollen". Sein Unternehmen versorge das Land mit Baustoffen zur Herstellung "dringend benötigter Wohnungen".

Das wiederum sei ein Grundbedürfnis der Menschen vor Ort. Deshalb sei für Knauf ein Rückzug aus Russland "gegenwärtig nicht geboten" - trotz der "schwierigen Situation in der Ukraine".

In dem Unternehmen mit seinen weltweit 40 000 Beschäftigten gibt es eine sogenannte Taskforce, die dem Vernehmen nach mehrfach täglich über die Lage rund um den Ukraine-Krieg berät. In dem vom Krieg erschütterten Land schloss der Konzern vor wenigen Tagen aus Sicherheitsgründen ein Werk mit knapp 600 Beschäftigten.

Hintergründe zum Rücktritt von Nikolaus Knauf

Obwohl die Gründe für den Rücktritt von Nikolaus Knauf als Honorarkonsul offiziell nicht bekannt sind, liegt nahe, dass er mit dem Ukraine-Krieg und den verschärften Sanktionen gegen Russland zu tun hat. Nikolaus Knauf werden freundschaftliche Beziehungen zu Machthaber Wladimir Putin nachgesagt.

Der 85-Jährige hat mit seinem Cousin Baldwin Knauf das Unternehmen zum Weltmarktführer für Baustoffe rund um Gips aufgebaut. Zu seiner Rolle als russischer Honorarkonsul für Nordbayern hat sich Nikolaus Knauf in den vergangenen Tagen in der Öffentlichkeit nicht geäußert. Sein Unternehmen bezeichnete kürzlich auf Anfrage dieser Redaktion das Ehrenamt als persönliche Angelegenheit des 85-Jährigen, das nichts mit dem Konzern zu tun habe.

Was es mit dem Honorarkonsulat Russlands auf sich hat

Dennoch stammt die E-Mail vom Montag, in der der Rücktritt Knaufs verkündet wurde, aus der Knauf-Zentrale in Iphofen - versehen mit dem Briefkopf des Honorarkonsulats. Die Website dieser Einrichtung am Rande der Nürnberger Altstadt ist seit Tagen abgeschaltet.

Zuvor waren dort noch die Verdienste des Hauses betont worden. Seit seinem Amtsantritt 1999 habe Nikolaus Knauf "eine Vielzahl von kulturellen und sozialen Veranstaltungen organisiert oder unterstützt", um die Menschen in Deutschland und Russland zusammenzubringen, heißt es in dem Schreiben des Honorarkonsulats.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin vertritt ein Honorarkonsulat hierzulande die Interessen der Nation, für die es steht - im Fall von Nikolaus Knauf also Russland. Ein Honorarkonsul ist im Ehrenamt sowie zusätzlich zu den offiziellen diplomatischen und konsularischen Vertretungen des Landes tätig. Aufgabe ist vor allem die wirtschaftliche Beratung beider Nationen.

 
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  • kaih@bonn-online.com
    Man kann nun mal mit Diktaturen/autoritären Regimes/autokratischen Machthabern keine Geschäfte machen, ohne sich deren Regeln zu unterwerfen, sprich: Korruption, Unterwürfigkeit und politische Vereinnahmung mitzutragen oder sogar davon zu profitieren. Dass in den Fabriken vor Ort ganz normale Menschen einen sicheren Arbeitsplatz haben, ist da fast schon Nebensache, zumal man ja auch da von den lokalen Gegebenheiten, sprich Niedriglöhne, fehlende Mitbestimmung, niedrige Arbeitsschutzstandards, niedrige Umweltstandards, Unterdrückung gewerkschaftlicher Aktivitäten etc. profitiert.

    Das ist aber nicht nur das Problem eines Herrn Knauf, Das betrifft vom Weltkonzern bis zum wagemutugen Mittelständler alle. Und so lange es gutgeht, geht es ja auch allen Beteiligten gut. Da drückt der globalisierte Kapitalismus gerne beide Augen zu.

    Knauf hat auch ein Werk in der Ukraine, das ist halt im Moment wenig produktiv. Müssen dann eben die anderen (weltweiten) Standorte einspringen...
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  • mppthi
    Wer hat keine eier in der Hose Schröder SPD und Grüne haben doch eine Bundes wehr nach der wiedervereinigung überflüssig empfunden!! Firmen wollten eine n zuverläßigen handel aufbauen und wurden jetzt endtäuscht!!
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  • 2ostsee
    Und wer hat die Wehrpflicht abgeschafft?
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  • GWM
    Was macht ein Honorarkonsul?
    Er lässt sich für seine Dienste, in diesem Fall für das Land Putinrussland honorieren!
    Im Klartext kassiert so ein Honorarkonsul Kohle, um die Interessen Putins zu vertreten.
    So ähnlich wie der Gazpromgerd...
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  • GWM
    Putinrussland deswegen, weil man zwischen Hitlerdeutschland und Putinrussland mittlerweile erschreckend viele Parallelen erkennen kann... Unterdrückung der Meinungsfreiheit, Ermordung politischer Gegner, bewaffneter Überfall auf Nachbarländer....
    Ob Alexej Navalny als demokratisch gewählter Präsident genauso handeln würde?
    Wohl kaum....
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    In der Ukraine werden nach dem Krieg wieder neue Wohnungen gebraucht. Da darf man es sich mit dem wahrscheinlichen Sieger nicht verderben wenn man Kriegsgewinnler werden will.
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  • Hannah1
    sehr geehrter Herr Knauf,
    Ihre Einstellung, dass sich die aktuellen Sanktionen des Westens "ganz bewusst nicht gegen die Zivilgesellschaft in Russland richten sollen" ehrt Sie, aber auch nur in Zeiten, in denen sich alle Parteien daran halten. Wenn ein Aggressor Kinder, Frauen und alte Menschen, deren Väter und Versorger umbringt, sowie lebensnotwendige Versorgungseinrichtungen mit Bomben und Granaten vernichtet, spätestens dann sollten Sie auch über die Grundbedürfnisse der Familien in der Ukraine (nicht nur in Russland) nachdenken und Ihre soziale Verantwortung prüfen und neu einordnen, um Ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen.
    Ihre Aussage, dass Ihr Unternehmen das Land (Russland) mit Baustoffen zur Herstellung "dringend benötigter Wohnungen" versorge macht mich in diesem Zusammenhang wütend.
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  • jlattke
    Sie haben vollkommen Recht. Aber das Geschäft geht nunmal vor. Da kommen manche „Verantwortlichkeiten“ ganz gelegen. Auch BASF und Krupp hatten damals Verantwortung ggü Mitarbeitern … von der historischen Schuld hat es sie nicht befreit.
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  • elkatvelo@t-online.de
    Die ganzen Kommentatoren hier, die von Knauf fordern was er alles zu tun und zu lassen hat und auf seine Ehre abzielen und was er da alles damit verdient, möchten hier bitte mal jeder auflisten:

    1. ob Sie ihr persönliches Verhalten schon sofort und umgehend geändert haben um Putin zu schaden ?

    also nicht mehr ihre Wohnung mit Gas, oder ÖL heizen. Kein Auto mehr fahren, damit kein Import von diesen Rohstoffen mehr sein muss. Auch keinen Atomstrom nutzen, da ja auch Uran auch aus Russland kommt.
    Wenn die Werke weiterlaufen sollen (was ja heute abschliessend noch niemand weiss?) Dann haben sich davon sicher viele die Taschen vollgemacht, aber es hat Tausenden von Familien ein einkommen ermöglicht.
    jemand hat geschrieben, wie schlecht es uns Deutschen nach dem Krieg ging ? Dank Marshallplan ging es so schnell aufwärts, dass die BRD sämtliche Länder wirtschaftlich überholt hat. Und sich von den Amis hat beschützen lassen
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  • rasputin32
    Nun wenn die Menschen in Rußland keine Gipsplatten mehr erhalten sollen, brauchen die Deutschen auch kein Gas aus Rußland.
    Das Problem beim Gas : Deutschland bezieht äußerst günstig Gas über langfristige Verträge.
    Bei einem Stop müssen Ersatzlieferungen zum Tagespreis gekauft werden.
    Gaslieferanten bei uns könnten ihre günstigen Kundenverträge wegen " Force Majeure" stornieren und alle wären beim Tagespreis.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Brücken bauen

    wird sehr schwierig sein, wenn es keinen Baugrund mehr dafür gibt, weil ihn jemand mit einem Krieg wegsprengen musste, der objektiv betrachtet nur Verlierer kennen wird.

    Ich glaube, Wladimir Putin kann sich jetzt schon sicher sein, in die Geschichte einzugehen als der russische Präsident, der "sein" Land international isolierte und in eine sehr ungewisse Zukunft führte. Die "Freunde" die er jetzt noch hat, sind dies nur, weil sie sich entweder noch wirtschaftlichen Nutzen versprechen oder Angst haben mit unterzugehen, wenn Putin untergeht.

    Wird denn die Menschheit nie schlau, oder haben der eine oder der andere schon vergessen, wie es (z. B.) Deutschland nach 1945 erging?!
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  • xycqual13
    Ich bin mal gespannt welche Auswirkungen das noch auf Knauf haben wird. Bei den letzten - vergleichsweise schwachen - Russlandsanktionen vor vielen Jahren gab es ja eine ziemlich plötzliche Umstrukturierung und starken Personalabbau durch Änderungskündigungen und Verlagerung mancher Aufgabengebiete ins Ausland (Polen bspw)
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  • rasputin32
    Geht sowieso bergab in Deutschland.
    REA-Gips aus Kohle-Kraftwerken verschwindet und das geplante Bergwerk in Altertheim wird Wasserschutzgebiet
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  • FlyByNight
    Also reine Privatsache.
    Ja ne is klar.
    Die Eier in der Hose sich zu distanzieren fehlen aber, oder habe ich was überlesen?

    Wegen mangelnder Distanzierung wurden schon andere Arbeitnehmer gefeuert.
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  • Arcus
    Der Rücktritt hätte schon viel früher kommen müssen. Soviel zum Rückgrat der Reichen und Superreichen.
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  • helenews@gmx.de
    wer mischt als Honorarkonsul da alles mit? Das soll ein EHRENamt sein?
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  • FlyByNight
    Ehrenämter erfahren trotz dem eine Entschädigung. Aufwandsentschädigungen,
    Sitzungsgelder, und so weiter.
    Ich stehe nicht so fest drin in dem Thema, da ich eben kein Honorarkonsul bin.
    Hmh, warum nur....
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