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Iphofen
Ein Top-Manager geht in den Ruhestand: Wie Manfred Grundke Knauf lenkte
Manfred Grundke gehört zur obersten Führungsriege des Knauf-Konzerns in Iphofen. Was der 66-Jährige als seinen größten Verdienst ansieht und welchen Tipp er für seinen Nachfolger hat.
Einer der mächtigsten Manager in Mainfranken ist bald Ruheständler: Manfred Grundke vom Knauf-Konzern in Iphofen.
Foto: Thomas Obermeier | Einer der mächtigsten Manager in Mainfranken ist bald Ruheständler: Manfred Grundke vom Knauf-Konzern in Iphofen.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Er steht selten im Licht der Öffentlichkeit und ist doch einer der mächtigsten Manager der mainfränkischen Wirtschaft: Manfred Grundke. Der 66-Jährige ist einer von drei persönlich haftenden Gesellschaftern des Weltmarktführers Knauf in Iphofen (Lkr. Kitzingen) mit weltweit 40 000 Beschäftigten. Kurz vor seinem Ruhestand gibt der studierte Maschinenbauer Einblicke in den von der Familie Knauf geprägten Baustoffkonzern. Im Interview verrät er, warum er für seinen Ruhestand schlecht trainiert ist, war er vermissen wird und was die größten Herausforderungen für Knauf sind.

Frage: Herr Grundke, wie geht ein Top-Manager in den Ruhestand? Am letzten Arbeitstag: Bürotür zu und Schluss?

Manfred Grundke: Wie ein Manager in den Ruhestand geht, das kann ich Ihnen nicht sagen. Tür zu und fertig – das ist es bei mir sicher nicht. Ich bin ja noch beratend bei Knauf, in Beiräten und an der Universität in München tätig.

Wenn Sie an Ihrem letzten Arbeitstag Ihr Büro für immer verlassen, was soll man Ihnen dann bei Knauf nachsagen? Grundke war derjenige,...

Grundke: …mit dem wir mit Freude an der Arbeit gemeinsam Erfolg hatten.

Wann ist Ihr letzter Arbeitstag bei Knauf?

Grundke: Keine Ahnung. Ich weiß es nicht, irgendwann im Dezember nach der Gesellschafter-Ausschusssitzung wird das wohl sein.

Wie muss man sich diesen Tag vorstellen? Was passiert auf den Knauf-Fluren, wenn eine so hochkarätige Führungsfigur wie Sie geht? Gibt es Sekt und Schnittchen?

Grundke: Da gibt es verschiedene Varianten, da man bei Knauf immer kreativ und voller Überraschungen ist.

Seit den 1950er Jahren holt Knauf Gips aus dem Bergwerk bei Hüttenheim (Lkr. Kitzingen). In einigen Jahren soll es eine noch größere Grube bei Altertheim im Westen von Würzburg geben.
Foto: Thomas Obermeier | Seit den 1950er Jahren holt Knauf Gips aus dem Bergwerk bei Hüttenheim (Lkr. Kitzingen). In einigen Jahren soll es eine noch größere Grube bei Altertheim im Westen von Würzburg geben.
Führungskräfte haben einen ganz eigenen Charakter. Was davon nehmen Sie mit in den Alltag als Ruheständler?

Grundke: Schwierige Frage. Vielleicht: auch im privaten Umfeld mit mehr Aufmerksamkeit zuhören – das hat Potenzial.

Wem zuhören?

Grundke: Meinem unmittelbaren Umfeld, insbesondere meiner Frau und unseren beiden erwachsenen Töchtern, die wohl im Laufe der Jahre doch – beruflich bedingt – eher etwas zu kurz kamen.

Loriot hat es in seinem Film "Pappa ante portas" vorgemacht, wie ein frisch gebackener Ruheständler zu Hause für heilloses Durcheinander sorgen kann. Sind Sie ein Kandidat für so was?

Grundke: Da gibt es sicherlich ein Risiko. Die Fähigkeiten dazu habe ich. Allerdings ist bei uns ziemlich klar geregelt, dass meine Frau sagt, wo es langgeht. Ich glaube, das wird sich auch nicht ändern.

Welches Bauchgefühl haben Sie beim Gedanken an den Ruhestand?

Grundke: Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt und das ist gut so. Jetzt ist es Zeit, dass eine andere Generation das Ruder übernimmt. Der Wechsel zu einem verjüngten Management ist gelungen – auch das ist gut so.

Es gibt den oft gehörten Rat, den Übergang in diesen neuen Lebensabschnitt rechtzeitig zu trainieren, um nicht in ein psychisches Loch zu fallen. Haben Sie das gemacht?

Grundke: Wenn Sie so fragen, bin ich schlecht trainiert. Aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass das einigermaßen funktioniert, weil es ja nicht von 100 auf 0 runtergeht. Auch ab dem neuen Jahr gibt es – wie eingangs erwähnt – keine Langeweile.

Was werden Sie am meisten vermissen?

Grundke: Vielleicht… (zögert) …den Kontakt zu unseren Mitarbeitern im In- und Ausland. Hier und da auch die Reisen. Aber ich bin ja nicht aus der Welt.

Sie bleiben Knauf als Berater verbunden. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Grundke: Na ja, zunächst sind wir durch die Corona-Pandemie in Verzug, was die Integration unserer letzten Akquisition mit USG/Boral in Asien angeht. Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, die neuen Mitarbeiter, die neuen Standorte und das neue Management kennenzulernen. Das ist bislang alles nur per Videokonferenzen möglich gewesen. Eine Videokonferenz ist etwas Tolles, aber es ersetzt nicht den persönlichen Kontakt. Das wird sicherlich Teil meiner Arbeit zu Beginn des kommenden Jahres sein. Außerdem bin ich ja noch in verschiedenen Gremien für Knauf unterwegs. Schließlich geht es auch um die Erschließung von alternativen Rohstoff-Quellen.

Die kommende Bundesregierung wird wohl den Kohleausstieg von 2038 auf 2030 vorziehen. Damit fällt der bislang für Knauf so wichtige REA-Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen acht Jahre früher weg. Also muss Ihr Konzern noch schneller an neue Naturgips-Vorkommen als Alternative kommen. Hier spielt das geplante Bergwerk bei Altertheim im Lankreis Würzburg eine Hauptrolle. Kriegt Knauf das alles so schnell hin?

Grundke: Wenn wir keine weiteren Verzögerungen mehr bekommen, dann ja. Es wird knapp. So, wie es momentan aussieht, entsprechen die Ergebnisse der Untersuchungen unseren Erwartungen.

Wann wird Knauf die Grube in Altertheim eröffnen?

Grundke: Wenn wir annehmen, dass wir Ende 2022 mit den Planungen weitermachen können, würde man 2025 oder 2026 vor Ort anfangen können. Dann hätten wir 2028/2029 Natursteinmengen vor Ort, von denen wir sagen können: Das hilft nachhaltig dem Standort Iphofen.

Wie gut schlafen Sie momentan mit Blick darauf?

Grundke: Gut. Unsere Annahmen wurden bisher durch die Bohrungen vor Ort bestätigt.

Was sehen Sie als Ihr größtes Verdienst bei Knauf an?

Grundke: Als ich im Jahre 2008 kam, hatten wir rund 5,5 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr und waren stark in Europa, West und Ost. 2021 sind wir mit einem Umsatz von deutlich mehr als 12 Milliarden Euro auf allen Kontinenten vertreten, Weltmarktführer und ohne Nettoverschuldung. Außerdem überschreiten wir auch in diesem Jahr wieder unsere intern definierten Ertragsziele. Wir haben ganz gut gearbeitet.

Knauf-Manager Manfred Grundke im Interview mit Redakteur Jürgen Haug-Peichl.
Foto: Thomas Obermeier | Knauf-Manager Manfred Grundke im Interview mit Redakteur Jürgen Haug-Peichl.
Haben Sie einen Tipp für Ihren Nachfolger? Was sollte Uwe Knotzer auf gar keinen Fall tun?

Grundke: Erfolgskonzepte aus anderen Firmen bei Knauf ungefiltert einführen. Er sollte vielmehr darauf achten, dass die Erfahrung, die er mitbringt, auf Knauf adaptiert, als gute Hinweise verstanden und dann auch mitgetragen und umgesetzt werden. Knauf ist da ganz sensibel.

Wie ist nach 13 Jahren bei Knauf Ihr Verhältnis zum mächtigen Gesellschafterausschuss, in dem ja die Familie Knauf die Fäden in der Hand hält?

Grundke: Das ist von gegenseitigem Vertrauen geprägt.

Sie kamen 2008 in die oberste Führungsriege von Knauf, 2020 stieß Jörg Kampmeyer dazu und Anfang 2022 wird Ihr Nachfolger Uwe Knotzer dabei sein. Allesamt externe Manager. Alexander Knauf ist im Trio der persönlich haftenden Gesellschafter das einzige Mitglied der Gründerfamilie. Wie klappt dieses Zusammenspiel zwischen den Externen und den Knaufs?

Grundke: Die Familie Knauf hat niemals jemandem das Gefühl gegeben, dass er ein Fremder ist. Das war bei mir in den ganzen vergangenen 13 Jahre der Fall, aber auch in Zukunft wird ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen den Komplementären und der Familie entscheidend sein für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens.

Knauf, Manfred Grundke und Uwe Knotzer

Der Knauf-Konzern mit Sitz in Iphofen hat in der Gemeinde Schengen an der Mosel seine Wurzeln, wo sich 1932 die Brüder Alfons und Karl Knauf die Rechte zum Gipsabbau sicherten. Deren Söhne Nikolaus und Baldwin Knauf bauten später das Unternehmen in Mainfranken zum Baustoffkonzern mit Niederlassungen in 86 Ländern aus. Durch die milliardenschwere Übernahme des US-Konkurrenten USG 2018 zementierte Knauf seine Stellung als Weltmarktführer.
Manfred Grundke ist seit 2008 geschäftsführender Gesellschafter von Knauf. In dieser Funktion mit persönlicher Haftung sind auch Alexander Knauf und Jörg Kampmeyer. Grundke stand davor vier Jahre lang an der Spitze der Bosch Rexroth AG in Lohr, wo er – mit einer Unterbrechung – schon seit 1984 in führenden Positionen beim Vorgängerunternehmen Mannesmann Rexroth gewesen war. Grundke geht zum Jahresende in den Ruhestand, bleibt aber Knauf als Berater verbunden.
Uwe Knotzer wird zum Jahreswechsel Nachfolger von Grundke als geschäftsführender Knauf-Gesellschafter. Er ist zur Einarbeitung seit 1. Juni im Unternehmen und kam vom Maschinenbauer Voith im schwäbischen Heidenheim.
aug
 
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