Der mainfränkische Baustoff-Konzern Knauf reagiert mit der Schließung seines Werks im Donbass auf die russische Invasion in die Ukraine. Man habe sich am Donnerstagmorgen "rein vorsorglich" dazu entschlossen, die dortige Gipsplattenfabrik "bis auf Weiteres zu schließen" und "die Mitarbeiter nach Hause geschickt", hieß es am Donnerstag vom Unternehmen in Iphofen (Lkr. Kitzingen).
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Ukraine sowie ihren Familien gehe es gut. Stand Ende 2021 hatte das Werk laut Knauf 589 Beschäftigte, unter denen sich keine deutschen Staatsangehörigen befanden.
Kabelhersteller Leoni: Ukrainische Belegschaft nach Hause geschickt
Auch die fränkische Leoni AG hat ihre Werke in der Ukraine vorübergehend dichtgemacht. Die ungefähr 7000 Beschäftigten dort seien sicherheitshalber nach Hause geschickt worden, teilte Sprecher Gregor le Claire gegenüber dieser Redaktion mit.
Das auf Kabel-Systeme für Autos spezialisierte Unternehmen mit Sitz in Nürnberg hat in der West-Ukraine Werke in zwei Städten: Stryji liegt etwa 60 Kilometer von der polnischen, Kolomyja etwa 60 Kilometer von der rumänischen Grenze entfernt.
Leoni-Taskforce beobachtet die Folgen des Ukraine-Krieges
Der börsennotierte Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben 100 000 Menschen in 30 Ländern und hat in Kitzingen eine sogenannte Bordnetzzentrale mit knapp 1000 Beschäftigten. Welche Folgen der Krieg in der Ukraine für sie haben wird, beantwortete der Leoni-Sprecher auf Anfrage nicht.
Die beiden Werke in der Ukraine bleiben nach den Worten des Sprechers so lange geschlossen, bis die Lage in der Ukraine "besser bewertet werden kann". Es sei eine konzerninterne Taskforce eingerichtet worden, die den Konflikt schon in den vergangenen Wochen verfolgt habe und nun die Folgen für die beiden ukrainischen Standorte im Auge behalte. "Deutsche Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter von Leoni befinden sich nicht mehr im Land", erklärt le Claire.
Knauf hat 14 Werke in Russland
Ob und in welchem Ausmaß es wegen des militärischen Konflikts für Knauf zu Lieferengpässen oder Einschränkungen im laufenden Geschäft kommen wird, "hängt von den weiteren Entwicklungen in der Ukraine" und "von Art und Umfang der Eskalation ab", hatte Konzern-Sprecher Jörg Schanow vor etwa einer Woche dieser Redaktion gesagt. Die jetzt geschlossene Gipsplattenfabrik im Donbass betreibt das Unternehmen seit 2006.
In Russland hat Knauf nach eigenen Angaben 14 Werke. Sie seien "von der aktuellen Entwicklung in der Ukraine nicht betroffen", teilte Schanow auf Anfrage mit. Mit Blick auf die vom Westen verschärften Sanktionen gegen das Putin-Regime wolle Knauf "erst einmal abwarten", welche Sanktionen im Detail verhängt werden und wie Russland darauf reagiere. "Erst dann wird man abschätzen können, ob und in welcher Form unser Geschäft in Russland hiervon betroffen ist."
Zwar macht Knauf keine Angaben zu Umsätzen in Russland und der Ukraine, doch Sprecher Schanow ließ am Donnerstag die Dimension durchblicken: "Das Ostgeschäft ist für Knauf nicht unwesentlich."
Knauf sieht sich als "der größte deutsche Investor in der Baubranche in Russland"
Das Unternehmen baute nach eigenen Angaben schon in den 1970er Jahren Kontakte in die damalige Sowjetunion auf. In den folgenden Jahrzehnten waren die Iphöfer bestrebt, das "enorme Potenzial des russischen Marktes" zu nutzen. Heute sieht sich Knauf als "der größte deutsche Investor in der Baubranche in Russland" sowie in der Ukraine und in Kasachstan.
Die Unternehmensgruppe stellt mit rund 40 000 Mitarbeitern Baustoffe und Bausysteme her. Vergangenes Jahr erwirtschaftete sie einen Jahresumsatz von 12,5 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen weltweit in 90 Ländern tätig. Sprecher Jörg Schanow teilte am Donnerstag weiter mit, dass das Werk im ukrainischen Donbass wieder in Betrieb gehe, "sobald die Sicherheitslage dies erlaubt".
(Mit Informationen von dpa)
Bleibt spannend.
Mit besten Grüßen,
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
97084 Würzburg
Gut zu wissen ist aber, dass es 2018 in Russland 17 Knauf Werke mit über 4000 Mitarbeitern gab. Weniger wurden es seither sicher nicht.
https://www.infranken.de/lk/kitzingen/25-jahre-knauf-in-russland-art-3773663
In diesem Zusammenhang interessiert mich, welchen Anteil das Russland/ Ukraine im Gipskonzern ausmacht.
Wir sind dran, das zu klären.
Mit besten Grüßen,
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion
Main-Post
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