Es hat etwas Gigantisches: In fünfeinhalb Jahren werden in Franken zwischen Biebelried und Erlangen 71 Kilometer Autobahn sechsstreifig für 1,5 Milliarden Euro gebaut. Acht Anschlussstellen entstehen neu sowie zwei Großbrücken über das Aurachtal mit 295 Metern und im Aischgrund mit 127 Metern. Gebaut werden außerdem zwei Grünbrücken für Tiere bei Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) und bei Erlangen, samt durchgängigem Wildschutzzaun. Und dazu: 22 Brücken über die Autobahn sowie etliche Unterführungen.
Eines dieser vielen Bauwerke hat eine Besonderheit: "BW 316b" in Bauabschnitt zwei, bei Autobahnkilometer 316 nahe Feuerbach im Landkreis Kitzingen. Das Besondere und einmalig auf den 71 Ausbau-Kilometern: Hier verläuft unter der Autobahn hindurch eine Bahnstrecke, die der Steigerwaldbahn.
Aber Steigerwaldbahn - wie ist das eigentlich mit der Strecke? Wird sie jemals wieder aktiviert? Oder ist der Zug nicht längst abgefahren? Aktueller Stand ist, vereinfacht gesagt: Die Thüringer Eisenbahn GmbH hat eine Betriebsgenehmigung beantragt, die abgewiesen wurde. Die Thüringer Eisenbahnfreunde gingen in Revision, die endgültige Entscheidung steht noch aus.
Die Steigerwaldbahn ist ein Fall für die Gerichte
Der Fall ist kompliziert. Seit 2019 ist Timo Meißner Besitzer der Trasse. Der Chef einer Gleisrückbau-Firma ist in die gerichtliche Frage nach einer möglichen Betriebsgenehmigung nicht eingebunden, wogegen er nun wiederum klagt. Es muss also zunächst einmal entschieden werden, ob der 43-Jährige bei den weiteren Verhandlungen dabei sein darf. Die juristischen Auseinandersetzung kommen kaum voran.
Während die Zukunft der Steigerwaldbahn seit Jahren eine Hängepartie ist, wälzt sich unaufhaltsam der A3-Ausbau durch den Landkreis Kitzingen. Dort, wo zwischen Feuerbach und Kleinlangheim die Autobahn über die Eisenbahn führt, wird gerade der sechsstreifige Ausbau der Fahrbahn Richtung Nürnberg vorbereitet – samt einer Unterführung der Steigerwaldbahn.
85 Meter lange Unterführung für die Steigerwaldbahn
Wobei Unterführung fast untertrieben klingt. Diese Unterführung der momentan ruhenden Bahnstrecke unter der A3 wird vollständig erneuert und dabei verbreitert. Die Strecke verläuft nicht gerade unter der 36 Meter breiten Autobahn, sondern schräg. "Schiefwinklig", nennt es Thomas Schwenzer, Geschäftsführer des ausführenden Baukonsortiums. Die Folge: Die Unterführung wird rund 85 Meter lang.
Das bedeutet: viel Aufwand und hohe Kosten, dem Vernehmen nach handelt es sich um rund sieben Millionen Euro. Bis Ende 2025 ist der Bau geplant. Zunächst soll die nördliche Unterführung, die die Fahrbahn nach Frankfurt trägt, von unten gestützt werden. Dann wird der Verkehr mit jeweils zwei Fahrstreifen je Fahrtrichtung auf die Fahrbahn nach Frankfurt verlegt. Danach wird das südliche Teilbauwerk abgebrochen und mit entsprechender Vergrößerung neu errichtet. In der nächsten Bauphase wird dann die Richtungsfahrbahn Frankfurt ausgebaut. Dann wird auch das nördliche Teilbauwerk abgebrochen und neu errichtet.
Hier kommt nun der Streckenbesitzer ins Spiel: Das Bau-Konsortium möchte, dass die Schienen in der Unterführung und einige Meter davor für die Zeit des Baus entfernt werden. Meißner würde diesen Wunsch gerne erfüllen – sieht sich aber wegen der gerichtlichen Auseinandersetzungen dazu nicht in der Lage. Würde er die Gleise unterbrechen und es käme beispielsweise das Urteil, dass die Strecke weiterbetrieben werden kann – es könnte Schadensersatzansprüche hageln.
Streckenverlauf nach Möglichkeit erhalten
Der Fall BW 316b ist also vertrackt: Eine Jahrzehnte alte Planung trifft auf neue Probleme. Fest steht: Spätestens in vier Wochen rücken bei Feuerbach die Arbeiter an. Wie dann die Bauarbeiten gehen sollen? Unklar.
Vor allem aber ist da die Frage: Lohnt sich das alles überhaupt? Wenn doch, dafür spricht schließlich einiges, womöglich niemals wieder ein Zug auf der Strecke fahren wird? Sind dann die sieben Millionen Euro nicht jetzt schon vergeudetes Geld?
Er könne, sagt Meißner, als Besitzer der Strecke auch ohne die Unterführung leben. So lange aber Gerichte im Spiel sind, müsse er sich absichern und könne sein Familienunternehmen nicht einem Risiko aussetzen. Zumal nicht klar sei, wie die Entwicklung weitergeht. Fehlende Entscheidungen treffen bei Feuerbach auf eine Milliarden-Baustelle – da kann alles passieren.
Dass der Streckenverlauf prinzipiell erhalten bleibt, ist ein großes Anliegen des neuen Besitzers. "Ich will", sagt er klipp und klar, "die Strecke nicht zerreißen!" Wären die Gerichtsverfahren nicht anhängig und dürfte er schalten und walten, würde er die Gleise abbauen. Und beispielsweise versuchen, dort einen Radweg oder eine Strecke für autonome Busse zu schaffen.
"Wer weiß schon, was in zehn, 20 Jahren ist!", sagt Meißner. Vermutlich brauche es die 7-Millionen-Unterführung eher nicht. Denn keine 200 Meter entfernt führt die Straße nach Kleinlangheim samt Radweg unter der Autobahn hindurch, deren Ausbau ebenfalls demnächst beginnen soll.
ich glaube es ja nicht.
Wo soll es hinführen, wenn dieses Land einfach den Teufel mit dem Beelzebub austreibt und statt -zig Millionen Verbrenner praktisch ebenso viele Millionen E-Autos herumfahren, Energie verschwenden(!) von der wir heute noch nicht mal wissen wo sie in ein paar Jahren herkommen soll (vielleicht günstiger & sicherer Atomstrom aus Osteuropa?), die Straßen verstopfen, Unfälle verursachen, Staub und Lärm(! - bei höheren Geschwindigkeiten übertreffen die Reifengeräusche das Motorengeräusch) erzeugen usw.?
Wir brauchen einen vernünftig ausgebauten ÖPNV, und wir brauchen ihn schnell und auch in der Fläche. Somit gehören mMn Leute vor Gericht gestellt, die weiteren Eisenbahn-Infrastrukturabbau betreiben wollen - denn eines darf man als gesichert betrachten: wo die Strecke erst mal entwidmet ist, gilt kein Bestandsschutz mehr, und der Neubau würde (angesichts der heutigen Anforderungen) unbezahlbar.
Finger weg von den Strecken, die noch liegen!!
Und in München werden nach aktuellen Schätzungen 10.000 Mio. Eur in ein irrsinniges Projekt versenkt das sich "2. Stammstrecke" nennt und dessen Preis-/Nutzen-Relation in keinerlei Verhältnis zueinander steht. Und Nein. Ganz im Gegenteil: Das ist Verschwendung von Steuermitteln die zur Verbesserung des ÖPNV an anderen Stellen fehlt. Zum Beispiel für die Reaktivierung der Steigerwaldbahn. Und vieles mehr. Eine Regio-S-Bahn für fast ganz Unterfranken könnte mit "läppischen" 1.000 Mio. Eur finanziert werden. Inklusive aller Anschlußmaßnahmen. Zum Nutzen von ca. 1 Mio. Einwohnern.
In München oder Nürnberg, wenn da mal eine Busverbindung ausfällt, kann das relativ einfach kompensiert werden. Wenn im südlichen Landkreis SW oder nördlichen Landkreis KT eine Busverbindung ausfällt, heisst das, dass nichts mehr geht an ÖPNV.
Hier wird die katastrophale ÖPNV Politik der beiden Kreise und der Landesregierung überdeutlich. Es wird Zeit dass sich in Bezug auf dieses Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land die Dinge ändern, und nicht erst am Sanktnimmerleinstag (sofern der jemals kommt) sondern jetzt und da gehört diese Bahnverbindung dazu und nicht irgendwelche Hirngespinste von autonomen Bussen in einer sehr fernen Zukunft.
Es hätte in München aber mit der Ring Ringbahn eine wesentlich günstiger zu bauende Lösung gegeben, die die Bedürfnisse der Pendler mit Sicherheit auch zufrieden gestellt hätte und zehn Jahre schneller fertig gestellt gewesen wäre.
Allein die Großmannsucht der CSU wollte die rational bessere Lösung nicht!
ich bin bereit eine Wette abzuschließen, dass die Amigos eine Möglichkeit gesucht und gefunden haben, Stuttgart21 "querzusubventionieren" - spätestens die Erwähnung des Namens "Pofalla" im Zusammenhang mit der "Fragerunde" im Landtag muss eine/n hier hellhörig machen.
Ich stimme somit zu, dass hier der "Schwarze Filz" einmal mehr auf Kosten der Bürger/innen Geld zum Fenster rauswirft, um Leuten die Taschen zu füllen, die eh schon genug haben, und schätze mal, dass er dabei selber auch nicht leer ausgeht.
Und sollte die Strecke nicht als ganzes erhalten bleiben, da sich die CSU doch einen autonomen Gerhard Eck Gedächtnisbus wünscht? Da bräuchte man dann auch die Unterführung.
Na und, den Anschluss an Kitzingen könnte man problemlos wieder herstellen, in BaWü klappt es schließlich auch, da wird momentan überlegt, die stillgelegte Bahnstrecke nach Künzelsau wiederzubeleben, die jetzt ein Radweg ist. Und wenn die Strecke in so einen schlechten Zustand ist, wie Sie al Laie behaupten, dann hätte die ThE sicherlich keine Betreibsgenehmigung gestellt.
Ich fahre auch gerne Zug und würde die Steigerwaldbahn sofort nutzen wenn es sie gäbe. Eine landschaftlich wunderschöne Strecke.
Gegenfrage: Würden Sie dann den Gerhard Eck Gedächtnis Bus dann auch nehmen, wenn er kommen würde?