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Geiselwind
Ausbau der fränkischen A 3: Das passiert gerade auf Deutschlands größter Autobahnbaustelle
Zwischen Biebelried und der hessischen Landesgrenze ist die A 3 bereits dreistreifig. Derzeit wird die Strecke nach Fürth ausgebaut. Der aktuelle Stand.
Einmal alles neu auf der Autobahn A3 – hier der Blick von Untersambach in Richtung Abtswind im Landkreis Kitzingen, aufgenommen im vergangenen Jahr.
Foto: Fabian Gebert | Einmal alles neu auf der Autobahn A3 – hier der Blick von Untersambach in Richtung Abtswind im Landkreis Kitzingen, aufgenommen im vergangenen Jahr.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:39 Uhr

Es ist Deutschlands größte Autobahnbaustelle. Was da auf der A 3 zwischen den Kreuzen Biebelried im Landkreis Kitzingen und Fürth/Erlangen gerade passiert, gab es so noch nie. In fünfeinhalb Jahren werden 71 Autobahnkilometer sechsstreifig für 1,5 Milliarden Euro gebaut. Ein Überblick über den aktuellen Stand des Riesenprojekts. 

Ausbau auf der A3 in Franken: Wer baut da eigentlich?

Das Projekt stemmt die Projektgesellschaft A 3 Nordbayern GmbH & Co. KG. Dahinter verbergen sich mit den Firmen Bunte und Eiffage zwei Baugiganten, die sich für dieses Projekt zusammengeschlossen haben. Das Ganze ist eine Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP), hier wird die Hälfte der Kosten von privater Seite vorfinanziert. Inzwischen gibt es ein Dutzend dieser Projekte in Deutschland, vier davon in Bayern. Unter anderem für die A 8 zwischen Augsburg und München und die A 94 von München nach Passau. Das mit Abstand größte ÖPP-Projekt aber: die Runderneuerung der fränkischen A 3. Normalerweise hätte die ehemalige Autobahndirektion Nordbayern und jetzige Autobahn GmbH Niederlassung Nordbayern den Ausbau gemacht. Hier jedoch wurde entschieden, das Projekt in die Hände eines Konsortiums zu geben.

Was wird auf der A3 gemacht?

Die bestehende Autobahn wird auf 71 Kilometern erst vollständig zurückgebaut und dann komplett neu sechsstreifig angelegt.

Wann ging das Projekt los und wie lange dauert es?

Das 71-Kilometer-Projekt startete am 1. Mai 2020, zumindest was den Baubeginn anbelangt. Die Anfänge liegen um einiges weiter zurück: Der Staat hatte den Ausbau schon seit Jahrzehnten geplant. Zunächst bewarben sich drei Konsortien im Herbst 2016 um den Auftrag. Nach langen Prüfungen und Verhandlungen bekam Ende Februar 2020 die Projektgesellschaft A 3 Nordbayern den Zuschlag. Die Bauzeit soll 5,5 Jahre betragen, Ende 2025 ist die Fertigstellung geplant. Zum Vergleich: Der Ausbau auf sechs Streifen zwischen Biebelried und der hessischen Landesgrenze, der etwa die gleiche Dimension hatte, zog sich über 20 Jahre hin.

Ausbau der fränkischen A 3: Das passiert gerade auf Deutschlands größter Autobahnbaustelle

Wie ist der aktuelle Stand auf der Baustelle?

Fertiggestellt ist eine rund 20 Kilometer lange und dreistreifige Strecke. Hier läuft auch schon der Verkehr. Weitere rund 15 Kilometer folgen in den nächsten Wochen. Insgesamt sind aktuell rund 35 Kilometer Richtungsfahrbahn in Arbeit. Daneben laufen umfangreiche Arbeiten wie beispielsweise der Neubau der Rastanlagen Obersambacher Wald (Nord und Süd) sowie Dreifrankenstein (ebenfalls Nord und Süd). Dazu kommen die Erweiterung Rastanlage Steigerwald sowie der Neubau von Regenrückhaltebecken entlang der gesamten Projektstrecke. Montiert werden zudem gerade Stahlträger für Überführungsbauwerke. Saniert wird aktuell auch die Mainbrücke Dettelbach in Richtung Frankfurt sowie die Fahrbahn zwischen der Mainbrücke Dettelbach und dem Autobahnkreuz Biebelried.

Wie funktioniert die XXL-Baustelle?

Nicht in Fünf-Kilometer-Schritten denken – sondern alles auf einmal. Nicht ein Ingenieurbüro macht die Ausführungspläne, es sind 30 aus ganz Deutschland. Nicht Jahr für Jahr viele Auftragsvergaben an viele Firmen durch die öffentliche Hand. Sondern einmal alles und alles auf einmal. Das beschleunigt den Ausbau.  Gebaut wird immer in vier Abschnitten, also in Feldern. Sind die Felder fertig, wird mit der Gegenseite getauscht. Ein Baustellen-Abschnitt darf dabei nicht länger als 15 Kilometer sein, dann müssen fünf Kilometer zum Durchschnaufen für die Verkehrsteilnehmer kommen. Aktuell sind die vier Bauabschnitte 12,4 Kilometer, 8,7 Kilometer, 5 Kilometer und 2,9 Kilometer lang. 

Wie viele Menschen arbeiten auf der Baustelle?

Wenn man so will: ein ganzes Dorf. Die Arbeitsgemeinschaft hat 600 eigene Leute vor Ort, dazu kommen im Schnitt 200 Mitarbeiter von Fremdfirmen. In Spitzenzeiten können auch mal bis zu 1000 Arbeiter gleichzeitig am Werk sein. Deshalb wurden Ferien- und Monteurwohnungen in der Region auf Jahre angemietet, zudem entstanden 300 Wohneinheiten in Containerbauweise, 130 davon in Geiselwind. Gearbeitet wird Montag bis Freitag im Einschichtbetrieb, dazu kommen etliche Nachteinsätze an Wochenenden.

Was wird alles gebaut?

Immens viel. Neben den sechs neuen Streifen über 71 Kilometer entstehen acht Anschlussstellen sowie zwei Großbrücken: über das Aurachtal mit 295 Metern und im Aischgrund mit 127 Metern. Dazu kommen zwei Grünbrücken für Tiere bei Wiesentheid und bei Erlangen samt durchgängigem Wildschutzzaun, ähnlich wie im Spessart. Außerdem gibt es 22 Überführungsbauwerke für kleinere Straßen über die Autobahn sowie etliche Unterführungen für kleinere Straßen. Plus der ganze Rest: 137000 Quadratmeter Lärmschutzwände, einige Rastplätze, die Beschilderung, sämtliche Betriebstechnik wie Zählschleifen sowie ungezählte Leitplanken – und ganz am Ende noch die Markierungen.

Wie oft muss die Autobahn noch gesperrt werden?

Die gute Nachricht: Während der Ferienzeit wird es keine weiteren Sperrungen geben. Bis Ende August kann der Verkehr fließen. Danach wird es an einigen Wochenenden von Samstagabend bis Sonntagmorgen wieder Sperrungen geben: Im September 2022 sind derzeit drei Vollsperrungen geplant, im Oktober und November jeweils zwei. 

Wie sieht die Finanzierung aus?

Generell gilt: Beim Bau kommen 50 Prozent aus der Bundeskasse, die andere Hälfte sind private Gelder. Veranschlagt sind 1,5 Milliarden Euro. Umgerechnet auf die 5,5 Jahre werden also pro Monat schon mal 30 bis 40 Millionen Euro verbaut. Der Deal funktioniert so: Für Betrieb und Erhaltung der Strecke ist das Konsortium insgesamt 30 Jahre zuständig und bekommt dafür einen fixen Betrag. Nach den 30 Jahren, also am 1. Mai 2050, wird der Bund übernehmen. Dann ist es wieder eine "normale" Autobahn.

Wie wirken sich die Rohstoffknappheit und die Liederengpässe aus? 

Zig Tausend Tonnen Stahl, unfassbare Mengen an Asphalt - die Bestellungen wurden schon vor Jahren getätigt. Im Moment sieht es wegen der langfristigen Planung nicht nach Problemen aus. Was sich aber – durch externe Einflüsse – durchaus noch ändern kann.  

Wer ist der Chef der XXL-Baustelle?

Geschäftsführer der Projektgesellschaft A 3 Nordbayern GmbH & Co. KG ist Thomas Schwenzer. Seit 2004 kümmert er sich um Projekte der Öffentlich-Privaten-Partnerschaft. Jetzt, mit 59 Jahren, betreut er federführend das Filetstück unter den ÖPP-Autobahnen. Für den Staat, sagt er, sei das "ein Rundum-Sorglos-Paket zum Festpreis".

 
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Kommentare
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  • minervaodilia
    Und bei der Bahn passiert natürlich nichts. Würzburg-Nürnberg gehört 3-4 gleisig ausgebaut dazu noch ab Nürnberg richtung Tschechien elektrifiziert.
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  • rasputin32
    Braucht man da nee Überholspur?

    auf der Schnellfahrstrecke nach Hannover reichen doch auch 2 Gleise.
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  • nkestler@aol.com
    Stimmt, so gesehen ist die A3 ja fast ein Schnäppchen
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  • rasputin32
    oder das andere Verschwendung
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  • rasputin32
    Es ist schon interessant, sich den Gegenwert des Geldes bei diesem Projekt einmal vor Augen zu führen.
    Bis zu 1000 Arbeiter verbauen in5 Jahren zigtausende Tonnen Stahl, Beton, Asphalt, bewegen unvorstellbare Mengen Erdreich und Kies, und entsorgen das ganze alte Ausbau- und Abbruchmaterial.
    Das kostet 1,5 Milliarden Euro.
    Aus den Medien hört man dann Zahlen wie 100 Milliarden Sondervermögen Bundeswehr,
    3 Milliarden Corona-Kosten, 1 Milliarde Waffenlieferung, 5 Milliarden Unterstützung, 500 Millonen zusätzliche Entwicklungshilfe usw.
    Mit einem praktischen Vergleich bekommen diese Zahlen eine ganz andere Dimension.
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