In den vergangenen Monaten ist es ruhig geblieben um die stillgelegte Bahnstrecke zwischen Sennfeld und Großlangheim, gemeinhin als untere Steigerwaldbahn bezeichnet. Dies liegt daran, dass die Frage einer möglichen Wiederinbetriebnahme noch beim Verwaltungsgericht in Würzburg liegt. Jetzt hat sich die Eigentümerin der Trasse, die Firma Gleisrückbau Meißner aus dem baden-württembergischen Dörzbach, zu Wort gemeldet.
Am 7. April 2021 reichte – wie ausführlich berichtet – die Thüringer Eisenbahn GmbH beim bayerischen Staatsministerium für Verkehr in München einen Antrag auf Erteilen einer Unternehmensgenehmigung zum Betreiben einer Eisenbahninfrastruktur auf der früheren Steigerwaldbahn ein. Die GmbH möchte die Trasse auf eigene Kosten soweit wiederherstellen, dass dort künftig Güterverkehr und ein touristischer Eisenbahnverkehr möglich sind.
Die Entscheidung des Ministeriums zog sich zunächst in die Länge, weil nach Auskunft des Ministeriums die Thüringer Eisenbahn GmbH fehlende Unterlagen nicht beibrachte. Als dann alles vollständig war, lehnte das Ministerium den Antrag des Bahnbetreibers mit Sitz in Erfurt ab. Warum es zu der Ablehnung kam, darüber gibt das Ministerium mit Hinweis auf den Datenschutz keine Auskunft.
Seit dem 15. Dezember 2021 ist beim Verwaltungsgericht Würzburg eine Klage der Thüringer Eisenbahn GmbH gegen den Freistaat Bayern wegen des ablehnenden Bescheids des Verkehrsministeriums anhängig. Nun ist praktisch ein Jahr vergangen, ohne dass es in Würzburg eine Entscheidung gegeben hat. Was sind die Gründe dafür?
Warten auf den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof
Es gab in der Zwischenzeit einen Antrag der Firma Meißner Gleisbau, als Eigentümerin der Strecke bei dem Verfahren zwischen GmbH und Freistaat Bayern beigeladen zu werden. Im August 2022 habe das Verwaltungsgericht diesen Antrag allerdings abgelehnt, berichtet Philipp Hornung, Pressesprecher des Gerichts, auf Anfrage dieser Redaktion. "Gegen diesen Beschluss des Gerichts ist Beschwerde eingelegt worden." Zuständig für diese Beschwerde ist der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (BayVGH). Dort ist bislang aber noch keine Entscheidung getroffen worden. "Vor einer Entscheidung durch den BayVGH geht das Verfahren hier nicht weiter, sodass ein Termin für eine mündliche Verhandlung nicht absehbar ist", erklärt Pressesprecher Hornung.
- Hier gibt es die bisherige Berichterstattung zur Steigerwaldbahn kompakt zusammengefasst.
Timo Meißner, der Inhaber von Gleisrückbau Meißner, hat den Oberbau der stillgelegten Strecke untersuchen lassen. Er beauftragte dazu einen Gutachter. Dieser Experte für den Oberbau von Bahnlinien sei, so berichtet es Meißner, auch beim Eisenbahnbundesamt als Gutachter zugelassen. Der Mann habe sich die Zeit genommen und sei die gesamte Strecke von Großlangheim bis Sennfeld an mehreren Tagen zu Fuß abgelaufen, um den baulichen Zustand von Schienen, Schwellen und Schotter unter die Lupe zu nehmen. Nicht bewertet wurden von dem Gutachter hingegen – und darauf weist Meißner ausdrücklich hin – die Situation der zahlreichen Brücken und Durchlässe, der Bahnübergänge und der Leittechnik entlang der Strecke.
Große Schäden am Oberbau
Laut diesem Gutachter würde die Instandsetzung alleine des Oberbaus der Trasse zwischen 22 und 25 Millionen Euro kosten, damit wenigstens ein Bahnverkehr in langsamer Geschwindigkeit möglich wäre. Ein Problem für den von der Thüringer GmbH geplanten Güterzugbetrieb sei aber, dass es mehrere Brücken gibt, die nicht für ein Gewicht von 22 Tonnen zugelassen sind, so Meißner.
Und wolle man höhere Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h auf der Strecke fahren, so müsste erst an mehreren Stellen die Trasse umgebaut werden, damit die Kurven einen anderen Neigungswinkel bekommen. Das heißt: Wolle man die Strecke für solche höheren Fahrgeschwindigkeiten instandsetzen, so müsste man inklusive der Brückensanierungen, des Umbaus der Bahnübergänge und einer komplett neuen Leit- und Sicherungstechnik zwischen 80 und 100 Millionen Euro investieren, schätzt Meißner.
Es stelle sich, so Timo Meißner weiter, für ihn da natürlich die Frage, wie die Thüringer Eisenbahn GmbH die Instandsetzung der Infrastruktur überhaupt finanzieren will. Selbst die niedrige Investitionssumme von 22 bis 25 Millionen Euro für den langsamen Fahrbetrieb sei aus seiner Sicht von einer Firma wirtschaftlich nicht darstellbar, die nur ein Betriebsergebnis von 500.000 Euro im Jahr ausweise. Oder wolle die GmbH die Strecke vielleicht nur als Waggon-Abstellplatz nutzen?
Momentan viele offene Fragen
Die derzeitige Hängepartie sorge auch in seiner Firma für viele offene Anfragen, berichtet Meißner. Er betont nochmals, dass nicht daran gedacht sei, das Trassen-Grundstück zu zerstückeln. Es hätten sich bereits mehrere Interessenten bei ihm gemeldet, die in unmittelbarer Nähe zur Bahntrasse Photovoltaikanlagen errichten wollen. Dazu müssten auch entsprechende Versorgungskabel die alte Trasse unterqueren.
"Ich will solche Vorhaben ja nicht verbieten", so Meißner. Aber es sei beispielsweise völlig unklar, in welcher Tiefe diese Kabel die Trasse unterqueren müssen, ohne dass spätere Nutzungen dadurch behindert werden. "Hier wird die ganze Region mit fragwürdigen Methoden ausgebremst, weil nicht mit offenen Karten gespielt wird", klagt er. So sei es ihm selbst als der Eigentümer der Strecke bislang nicht gelungen, mit Verantwortlichen der Thüringer Eisenbahn GmbH persönlich in Kontakt zu treten.
Warum keine Machbarkeitsstudie?
Kein Verständnis hat Meißner auch, warum nicht längst eine Machbarkeitsstudie für einen möglichen Betrieb mit autonom fahrenden E-Bussen auf der Trasse in Auftrag gegeben wurde. Seinen Informationen nach liege ein entsprechender Antrag schon seit einem Jahr beim Landratsamt Schweinfurt vor.
Würde es so eine Machbarkeitsstudie geben, dann "weiß man wenigstens, wie man dran ist", betont Meißner. Und falls diese Studie ergeben würde, dass der Einsatz von modernen People-Mover nicht sinnvoll sei, "dann könnte man wenigstens den Deckel draufmachen. Und fertig."
Da nützen auch die teilweise immer und immer wieder an den Haaren herbei gezogenen Kommentare der Protagonisten nichts.
Es ist pure Geldverschwendung, da auch nur einen Cent hinein zu stecken. Wenn alle Seiten ehrlich wären und nicht an ihren Ideologien kleben würden, sachlich sich auseinandersetzen würden, gäbe es vielleicht für die Region Lösungen, die zukunftsorientiert und vielleicht auch erschwinglich wären.
Die Infrastruktur ist da.
Die Widmung ist da.
Das Einzugsgebiet ist da.
Die Ablehnung der Steigerwaldbahn ist hochgradig irrational. Es kann dafür nur einen Grund geben: Partikularinteressen. Man muss das Thema überregional bekannt machen! Wie wär's mit dem Magazin Quer vom BR?
Druck durch überregionales Interesse sollte die heimlichen Betreiber von Einzelinteressen zum Aufgeben bringen.
Höchste Eisenbahn, dass der Steigerwald zum Zug kommt!
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Diese viele Jahre ungenutzte Strecke wurde kurzfristig wieder so weit instandgesetzt, dass die durch das Ahrtalhochwasser eingesperrten Züge in Gerolstein problemlos "befreit" und abgeholt werden konnten, z. B.
https://www.eifelquerbahn.com/deutsche-bahn-laesst-eifelquerbahn-freischneiden
Die Steigerwaldbahn ist auch heute in einem weit besseren Zustand als diese Strecke und trotzdem konnten in der Eifel Züge fahren....
Nicht alles glauben, was einschlägige tendentiöse Interessenvertreter (und dazu gehören auch von Betroffenen beauftragte "Gutachter", bzw. hier besser "Schlechtachter") dem Laien weis machen möchten.....
P. S. Gruß von einem in der Branche Tätigem.
Erstaunt es irgendwen, dass ein vom (einzig am Abriss interessierten) Schrotthändler Beauftragter die womöglich vom Auftraggeber selbst herbeigeführten Schäden findet und seine "spektakuläre" Erkenntnis zu berichten vermag?
Ein abgekatertes Treiben um endlich den Wunsch Einzelner zur Zerstörung der Bahn voranzutreiben...
Auch ein "schwerer" Schaden hier ist heute leicht behebbar. Es geht hier nicht um baufällige aufwändige Kunstbauten, deren Sanierung eine besondere Herausforderung darstellt, sondern um ein Gleis welches einfach auf dem normalen Gelände liegt.
Es ist die leichtest denkbare Aufgabenstellung, die mit einem einzelnen Schienenbagger mit geringem Aufwand in wenigen Stunden behebbar ist.
Auch bei einem Wasserrohrbruch würde man von einem "schweren Schaden" sprechen und trotzdem kann man einen solchen verhältnismäßig leicht beseitigen und die Nutzbarkeit wieder herstellen.
"Schwer" bedeutet lediglich, dass die Abweichung bei einem Betrieb nicht zu ignorieren ist, die Behebung ist aber eine Leichtigkeit.
Dabei können die bei einer Reaktivierung entstehenden Kosten der Region im Grunde weitgehend egal sein, die Aufwände würden - wenn man es geschickt anstellt - fast vollständig von Land und Bund getragen.
In klaren Worten: Niemand vor Ort muss für die Sanierung aufkommen.
Es geht letztendlich nur darum, ob man in der Region einen nützlichen Beitrag gegen den Klimawandel leisten möchte oder ein dumpfes "weiter so" unterstützt....
Julian Haut kennt die Strecke somit sehr genau und hat ein Auige für den Sanierungsbedarf.
Bei jeder Bahnstrecke müssen nach einigen Jahrzehnten turnusmäßig Schienen, Schwellen und Schotter ausgetauscht werden. Nach der Wende wurde die gesamte ostdeutsche Bahninfrastruktur einsch. Unterführungen & Bahnhöfen nahezu komplett ausgetauscht & modernisiert. Und Ostdeutschland hat ein wesentl. engeres Bahnnetz als der Westen, mit vielen Nebenbahnen, die im südlichen Teil die Erfurter Bahn betreibt, mit besseren Standard, als die DB-Regionalbahnen - Der Westen wird abgehängt!
Man braucht nur ins benachbarte Thüringen zu schauen und sieht moderne Nebenbahnen. Die Erfurter Bahn bekundete Interesse an einer reaktivierten Werntalbahn und der Steigerwaldbahn.
Masterplan Main-Rhön statt klein-klein!
Von SW-Hbf Regio-S-Bahnen in 6 Richtunegn denkbar:
>KG-GEM
>NES
>HAS
>GEO
>WÜ
>Arnstein-GEM
Aber Staatsregierung, BEG & DB haben an Main-Rhön kein Interesse.
Im nächsten Jahr sind Landtagswahlen