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Landkreis Kitzingen
Zwei Jahre Baustelle: Autofahrer im Landkreis Kitzingen müssen für lange Zeit mit Staus rechnen
Der A-3-Ausbau rückt auf Kitzingen zu. Das sorgt jetzt für Probleme: Brückenabrisse kappen die Nord-Süd-Verbindungen im Landkreis. Der Ärger ist gewaltig.
Die Autobahnbrücke über die A 3 zwischen Großlangheim und Hörblach, auf der die Kreisstraße 12 verläuft, wird am 3. Dezember abgerissen.
Foto: Barbara Herrmann | Die Autobahnbrücke über die A 3 zwischen Großlangheim und Hörblach, auf der die Kreisstraße 12 verläuft, wird am 3. Dezember abgerissen.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:25 Uhr

Auf den Landkreis Kitzingen kommen zwei dicke Stau-Jahre zu: Der Ausbau der A 3 wird rund um Kitzingen für bisher ungeahnte Verkehrsprobleme sorgen. Durch den Abriss gleich mehrerer Brücken über die Autobahn wird eine empfindliche Nord-Süd-Schiene gekappt. Was dem Landkreis droht, wurde in seiner ganzen Dimension am Montag erstmals im Verkehrsausschuss des Kreistags deutlich - die Zusammenkunft trug Züge einer Krisensitzung. Die Landrätin sprach von "elementaren Auswirkungen für den Landkreis" und davon, dass verkehrstechnisch zwei schwere Jahre auf den Kreis zukommen.

Um zu verstehen, was passiert, muss man sich den Verlauf der A 3 bildlich vor Augen führen. Die Strecke verläuft als West-Ost-Verbindung durch den Landkreis und teilt ihn. Alles was darüber liegt, ist der nördliche Teil, unter der Autobahn erstreckt sich der Süden. In den vergangenen zwei Jahren spielte sich der Autobahnausbau vor allem im Osten ab; davon war vor allem Geiselwind stark betroffen. Jetzt rückt der Ausbau nach Westen vor in Richtung Kleinlangheim und Kitzingen. Und genau das führt zu Problemen, die keiner so richtig hat kommen sehen.

Sechs Buslinien sind im Landkreis Kitzingen betroffen

Weil zeitgleich mehrere Brücken über die Autobahnen zwischen Kleinlangheim und Kitzingen abgerissen werden, heißt das für den Landkreis: Die Nord-Süd-Verbindung wird mehrfach gekappt und der Verkehr empfindlich gestört. Größere Umleitungen sind nötig, gleich sechs Buslinien müssen sich neue Strecken suchen – und zu allem Übel lauern in den Umleitungen weitere Probleme, die jetzt im letzten Moment noch aus dem Weg geräumt werden sollen.

Wie es so weit kommen konnte, darüber gehen die Einschätzungen weit auseinander. Am Ende dürfte es ein Mix aus vielem sein: schlechte bis keine Kommunikation, Abstimmungsprobleme, geänderte Arbeitsweisen durch Corona und eklatante Verschiebungen durch Lieferengpässe. Die Autobahnbauer, die mit Hochdruck die 76 Kilometer zwischen den Kreuzen Biebelried und Erlangen/Fürth am Stück ausbauen und bis Ende 2025 fertig sein müssen, haben schon vor langer Zeit Baurecht bekommen. Alles, was sie tun, ist also genau so geplant.

Nur vier Wochen Planungszeit vor dem Abriss der Brücke

Klar ist aber auch: Bevor es ernst wird und sich die Baustellen vorarbeiten, muss vor Ort Bescheid gesagt und gewarnt werden, was alles passiert. Wie viel Vorlauf diese Infos haben müssen, ist unklar. Der Landkreis war von drei bis sechs Monaten ausgegangen. Die Infos der Autobahnbauer kamen jedoch spät: Gerade einmal vier Wochen liegen zwischen der Mitteilung und dem Abriss einer wichtigen Brücke, auf der die Kreisstraße 12 entlang führt und die Großlangheim mit Hörblach verbindet. Am 3. Dezember rollen dort die Abrissbagger an.

Die Bedeutung der Brücke scheinen die Autobahnbauer unterschätzt zu haben. Ebenso die Zeitachse von vier Wochen Vorwarnung. "In vier Wochen", machte dann auch die Landrätin am Montag klar, "lässt sich der ÖPNV nicht umkrempeln." Sechs Buslinien umzuleiten, sei schon deshalb schwierig, weil es noch nicht einmal die exakten Umleitungsstrecken gibt. Und: In manchen angedachten Umleitungen befinden sich weitere Baustellen – auch das ein Vorgang, der fassungslos macht. Wenn alles so käme, wie es sich aktuell darstelle, "geht hier gar nichts mehr", fand die Landrätin drastische Worte.

Dieses Schild sind die Einwohnerinnen und Einwohner von Haidt schon gewohnt, wegen der Straßenarbeiten in Kleinlangheim. Während des Brückenneubaus endet die Straße an der Autobahn.
Foto: Barbara Herrmann | Dieses Schild sind die Einwohnerinnen und Einwohner von Haidt schon gewohnt, wegen der Straßenarbeiten in Kleinlangheim. Während des Brückenneubaus endet die Straße an der Autobahn.

Diese Fassungslosigkeit war in der Ausschusssitzung geradezu zu greifen. Es war ein großes Erschrecken. Der Autobahnbau-Vertreter versuchte immer wieder auf die schwierigen Umstände und den immensen Zeitdruck hinzuweisen und gestand ein, dass man bei den Informationen "zu spät dran war", wie es Stephan Ried von der Autobahndirektion Nordbayern ausdrückte. Vieles sei eben "mit heißer Nadel gestrickt" – was auch für die Folgen der Brückenabrisse gelte.

Brücke im Kleinlangheimer Wald über die A 3 bereits abgerissen

Das Kind ist mächtig in die Brunnen gefallen. Die Frage ist nun: Was ist zu retten? Wie aus dieser verfahrenen Lage herauskommen? Fakt ist: Vergangenes Wochenende wurde eine landwirtschaftliche Brücke im Kleinlangheimer Wald abgerissen. Anfang Dezember ist dann die Brücke zwischen Großlangheim und Hörblach dran. Eine dazugehörige Umleitung über Kitzingen gibt es, aber ein Teil dieser Strecke wird am kommenden Herbst ebenfalls zur Baustelle.  

Ob diese Baustelle verschoben werden kann, wie die Busse umgeleitet werden, wie sehr Großlangheim und Kitzingen durch die Umleitung in Dauerstau geraten – es ist alles noch ungewiss. Klar ist nur: Bis die neu gebauten Brücken genutzt werden können, vergehen ganze zwei Jahre. 

Busse des ÖPNV haben dann teilweise die doppelte Strecke

In dieser Zeit werde der ÖPNV "nur eingeschränkt funktionieren", warnte die Kreisverwaltung. Mehr noch: Ob Anfang Dezember die Schulbusse, die normalerweise über die KT-12-Autobahnbrücke fahren, auch wie gewohnt zum Einsatz kommen, sei fraglich. Dabei geht es überwiegend um Schülerinnen und Schüler aus dem südlichen Landkreis, die "nach oben" in Richtung Dettelbach, Volkach und Schwarzach müssen.

Wie das mit dem restlichen Linienverkehr ist, ob noch Anschlüsse passen und was überhaupt Sinn ergibt – es gibt aktuell mehr Fragen als Antworten. Was nicht zuletzt auch für die Rettungsdienste gilt. Teilweise muss bei den Umleitungen die doppelte Strecke absolviert werden. Gewiss ist nur die Ungewissheit, daran änderte auch die Krisensitzung nichts.

Die Autobahnbrücke über die  A 3 zwischen Kleinlangheim und Haidt , auf der die Kreisstraße 11 die Autobahn überbrückt, bekommt eine Gnadenfrist und wird erst zu einem späteren Zeitpunkt abgerissen.
Foto: Barbara Herrmann | Die Autobahnbrücke über die  A 3 zwischen Kleinlangheim und Haidt , auf der die Kreisstraße 11 die Autobahn überbrückt, bekommt eine Gnadenfrist und wird erst zu einem späteren Zeitpunkt abgerissen.

Immerhin gab es auch erste Annäherungen: Eine weitere Brücke über die Autobahn, über die die Kreisstraße 11 führt und die Kleinlangheim mit Haidt verbindet, wird erst einmal nicht so schnell wie geplant abgerissen. Damit ist der Querverkehr in Richtung Wiesenbronn und Castell vorerst weiterhin möglich. Dafür wartet jedoch schon ein weiterer Knackpunkt: Die Unterführung an der Anschlussstelle Kitzingen wird ebenfalls in absehbarer Zeit zum Nadelöhr und muss zeitweise sogar ganz gesperrt werden.

"Retten, was zu retten ist", darum gehe es jetzt laut Landrätin. Auf den Landkreis komme "eine schwierige Zeit" zu. Der ursprüngliche Plan hätte "den Landkreis in zwei Teile geteilt". Das gelte es nun mit allen Mitteln zu verhindern.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass bereits eine landwirtschaftliche Brücke bei Haidt abgerissen wurde. Das ist falsch, es war die Brücke im Wald in der Kleinlangheimer Gemarkung Breitholz.

 
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  • P. K.
    Ein britischer Roman fängt mit einer ähnlich verfahrenen Situation. Da hatten sich diverse Leute nicht um die öffentlich ausliegenden Pläne für zwei Umgehungsstrassen gekümmert bis die Abrissbagger da waren.
    Dass bei den betroffenen Brücken im Landkreis Kitzingen verdächtige Arbeiten stattfinden ist jedenfalls nicht erst seit paar Monaten zu sehen. Dass die Brücken nicht stehen bleiben werden war auch klar. Da hätte das Landratsamt Kitzingen ja mal nachfragen können.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Nachfragen? Jetzt übertreiben Sie aber zwinkern
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  • A. R.
    @PKD Das Landratsamt hat mehrfach nachgefragt und um Zeitpläne gebeten. Diese hat es eben erst wenige Wochen vor Abbruch der ersten Brücken, bzw. teilweise in der Sitzung am Montag, erhalten.
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  • M. S.
    Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass Deutschland endlich mal den Brückenbau von den Niederlanden übernehmen sollte!

    In den Niederlanden nämlich sind die meisten Brücken genormt, die Bauteile werden in Fabriken vorgefertigt und dann nur noch an Ort und Stelle zusammengesetzt. Das hat eine enorme Zeit- und Kostenersparnis zur Folge.

    In Deutschland dagegen ist jede Brücke eine Einzelanfertigung, und das braucht deutlich mehr Zeit und Geld. Dabei sind die Autobahnen doch genormt, also die Voraussetzung für einen Brückenbau aus Fertigteilen ist vorhanden.
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  • P. K.
    Wenn man so eine Autobahn breiter macht braucht es neue Auflager für die Brücke weil ja neue Fahrspuren dazwischen passen müssen. Und oft neue Auffahrten weil es sonst zu steil rauf ginge. Das dauert auch bei genormten Brücken seine Zeit. In einem Land wo es für 500 m B22 Erneuerung in Düllstadt 1 1/2 Jahre braucht muss man schon froh sein falls eine Autobahnbrücke nur 3 Jahre Bauzeit braucht. Die Ortsumfahrung Rüdenhausen dauerte 10 Jahre, so lange wie 36 km Hangzhou Bay Bridge.
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  • E. H.
    Sie vergleichen Äpfel mit Birnen.
    wenn sie entlang der BAB nach Nbg gefahren sind, werden Sie gesehen haben, dass dort an der Seite die ganzen neuen Brücken schon lange als Fertigteil stehen. Daran liegt es also nicht.

    Und dann haben Sie evt gesehen, dass gerade in dem eher niedrigen Steigerwaldgebiet zwischen Geiselwind und Höchstadt erhebliche Erdbewegungen zu bewerkstelligen sind.
    ich habe in den Niederlanden noch keinen Hügel gesehen, der höher als 5 meter ist. Bei deren Topographie kann ich ganz anders eine Straße bauen.
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