Der Gang zur Fleischtheke im Supermarkt ist wichtig für Lothar Bolz. Er steht vor deren Auslage im Volkacher Rewe-Markt, die braune Papiertüte mit dem Metzgereinkauf in der einen Hand, ein Bier in der anderen, eine große Flasche Senf unter den Arm geklemmt. Die Brotzeit ist gerettet.
Draußen bewegt sich an dem Mittwochnachmittag das Thermometer auf die 40-Grad-Marke zu, doch wer den Weg über den brütend heißen Parkplatz geschafft hat, steht wie Lothar Bolz bei angenehmen 22 Grad in dem Supermarkt. Die Regale sind, abgesehen von Billig-Sonnenblumenöl, prall gefüllt. Und doch macht der Einkauf vielen Menschen Sorgen, denn die Preise sind seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark gestiegen – und ein Ende ist nicht in Sicht.
Kundinnen und Kunden achten im Supermarkt mehr auf Aktionsartikel
Das führt dazu, dass die Kundinnen und Kunden mehr auf Aktionsartikel achten, hat Manuel Prieto beobachtet. Er ist Inhaber des Volkacher Rewe-Marktes und hat an dem Tag einen besonderen Praktikanten. Bundestagsabgeordneter Markus Hümpfer (SPD) ist wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen gerade auf Sommertour und schaut sich in seinem Wahlkreis Schweinfurt/Kitzingen in verschiedenen Branchen um.
Tags zuvor hat er in einem Weingut geschwitzt, da ist die Arbeit in dem klimatisierten Supermarkt angenehmer. Die Flaschen sortiert im Lager hat er schon, später wird ihn die Tochter des Chefs, Auszubildende Dolores Prieto, noch an der Kasse einweisen. "Ich bin mir für nichts zu schade", betont der 30-jährige Politiker, der seit 2021 Mitglied des Bundestags ist.
Zwischen den Regalen stehend sagt Hümpfer, er könne die Sorgen der Menschen wegen der gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise nachvollziehen. Er nennt die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg als Auslöser und lobt die SPD-geführte Bundesregierung dafür, "dass die Menschen besser unterstützt werden, die es besonders brauchen".
Alleinerziehende Mutter Tanja Lodge überlegt, worauf sie verzichten kann
Ob Tanja Lodge diese Aussage bestätigen würde? Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern zieht mit der Zange gerade eine Käsestange aus einem der Fächer mit Bäckerwaren. Ihr bleibe nichts anderes übrig, als nach den billigeren Produkten zu greifen, sagt die Volkacherin. "Und man überlegt schon, ob es jetzt wirklich Fleisch sein muss."
Ein Oberstabsgefreiter aus der nahe gelegenen Bundeswehrkaserne hingegen hat sein Einkaufsverhalten nicht verändert. Er ist an dem Tag nicht der einzige Soldat in Uniform, der seine Einkäufe in dem Supermarkt erledigt. Bei der Milch seien ihm die erhöhten Preise schon aufgefallen, sagt der 27-Jährige, aber verzichten müsse er deswegen auf nichts.
Mitarbeiterin Marion Fischer würde sich manchmal schon über ein "Hallo" freuen
So entspannt gehen nicht alle Kundinnen und Kunden mit den Preissteigerungen bei Lebensmitteln um. Mitarbeiterin Marion Fischer bekommt den Frust "fränkisch schimpfender Menschen" immer wieder ab. "Aber in meinem Alter stehe ich da mittlerweile drüber – und ich kann mich verbal wehren", sagt die 58-Jährige.
Die Rimbacherin arbeitet schon lange im Einzelhandel und hat beobachtet, dass manche Menschen im Lauf der Pandemie das miteinander Reden verlernt haben. Marion Fischer hat darum einen einfachen Wunsch an die missmutige Kundschaft: "Grüß Gott, Hallo, ganze Sätze sprechen: Damit wäre allen geholfen."
Was sie persönlich ärgert, sind die ungleichen Gewichte der Verpackungen. 250 Gramm, ein Pfund: Das seien früher die Standards gewesen. Heute seien in manchen Marmeladengläsern 212 Gramm. "Wer verdient denn daran?", fragt Fischer. "Ich nicht, und mein Chef auch nicht!" Darum sei es gut und wichtig für die Vergleichbarkeit, dass seit 28. Mai überall die Liter- und Kilopreise angegeben werden müssen.
Junge Mutter ist für höhere Fleischpreise und besseres Tierwohl
Das erleichtert auch Stefanie Henke den Einkauf. Die Sommeracherin schiebt gerade den Einkaufswagen Richtung Milchprodukte. Ihr ist allerdings die Qualität wichtiger als der Preis: Vollkornnudeln und viel frisches Gemüse und Obst landen in ihrem Wagen. Vorne sitzt die elf Monate alte Tochter Malia und schaut mit ihren großen blauen Augen neugierig in die Kamera.
Das Mädchen interessiert sich sonst aber vor allem für die kleine Dose in seiner Hand, die beim Schütteln so schön klappert. Ihre Mutter plädiert unterdessen dafür, dass Fleisch sogar noch teurer werden darf, "um die Haltung zu verbessern".
Metzgertheke statt Baumarkt: Auf Fleisch will Lothar Bolz nicht verzichten
Diese Aussage dürfte dem Fleischliebhaber Lothar Bolz aus Schallfeld (Lkr. Schweinfurt) weniger gefallen. Die große Auswahl an der Wurst- und Fleischtheke sei für ihn wie für andere der Besuch im Baumarkt, sagt der 56-Jährige – und klopft sich kurz zur Bestätigung mit einem Lachen auf den Bauch. Seine Haltung ist eindeutig: "Den Gang zur Metzgertheke lass' ich mir nicht nehmen, dann wird's halt im Winter bisserl kälter zuhause."
Was zurzeit in Geschäfte Einzelhandel abgeht mit einigen Kunden ist schon abartig.
Vielleicht sollte der eine oder andere einmal sein Einkaufsverhalten überdenken.
Wir haben immer noch eine geregelte Versorgung und es wird zwar immer schwieriger aber noch gibt es genügend Personal das man anpöbeln kann.
Das sollte bedacht werden wenn man zwar die Beratung vor Ort, aber die billigen Preise aus dem Internet haben will, hinter denen aber auch Existenzen stehen die am Ende vom Monat etwas übrig haben wollen