Jubel in Aschaffenburg und Schonungen (Lkr. Schweinfurt): Zwei junge Männer aus Unterfranken haben den Sprung in den neuen 20. Deutschen Bundestag geschafft: Niklas Wagener schaffte den Einzug für die Grünen und Markus Hümpfer für die SPD. "Ich werde mein Bestes dafür geben, unsere Region gut in Berlin zu vertreten und leidenschaftlich Grüne Politik in den kommenden vier Jahren zu machen!", freut sich Wagener. Der 23-jährige Forstwissenschaftler, der bereits im Bundesvorstand der Grünen Jugend aktiv war, hat mit dem Thema Wald im Wahlkampf gepunktet.
"Wir brauchen widerstandsfähige Wälder: als Wasserspeicher, Luftfilter, Bodenschützer und um den Klimakiller CO2 zu binden", sagt Wagener. Denn: Nur noch ein Fünftel der Bäume in Deutschlands Wäldern sei gesund. Spessart und Steigerwald seien die Klimaanlagen Unterfrankens, für ihren Schutz will er sich auch in Berlin einsetzen. "Die Klimakrise ist akut und daher ist der Wald in seiner Existenz bedroht. Auch im Spessart wird das an den Buchen sichtbar", so der Forstwissenschaftler. "Wichtig ist, dass wir den Nutzen von Holz mit dem Schutz alter Wälder zusammenbringen."
Überrascht und überglücklich zeigt sich auch Markus Hümpfer, der für den Wahlkreis Schweinfurt/Kitzingen in den Bundestag einzieht. Am Wahlabend herrschte für den SPD-Direktkandidaten noch Unklarheit, einen Tag später ist es offiziell. "Ich habe heute morgen um sieben Uhr eine WhatsApp-Nachricht bekommen und musste dann erst einmal selber nachschauen", erzählt der Schonunger. Er beschreibt seinen Einzug in den Bundestag als "irgendwie unbeschreiblich und ein bisschen surreal".
So jung und schon im Bundestag?
Mit seinen 29 Jahren ist der gelernte Industriemechaniker und studierte Ingenieur längst kein Neuling mehr in der Politik. Bereits die zweite Amtsperiode sitzt er im Schonunger Gemeinderat, gehört dem Kreistag an, seit ein paar Monaten ist er stellvertretender Chef der Unterfranken-SPD. Nun also Berlin. Angesprochen auf seine Ziele betont Hümpfer, sich "erst einmal einfinden" zu wollen. Dann gehe es darum, die Ziele für seine Region sowie die Bedürfnisse des ganzen Landes in den Blick zu nehmen.
Auch Niklas Wagener ist politisch aktiv seit er 14 Jahre alt ist. "Ich bin über das Thema Massentierhaltung zur Politik und zu den Grünen gekommen", erzählt er. Tierschutz, Umwelt und Klima – das sind die Themen, für die sich der Aschaffenburger stark machen will. Aufgewachsen im Aschaffenburger Ortsteil Schweinheim, hat Wagener 2013 die Grüne Jugend Aschaffenburg mitgegründet. Drei Jahre später wurde er Sprecher der Grünen Jugend Unterfranken und später in den Landesvorstand der Grünen Jugend Bayern gewählt.
Seit 2020 ist er auch Grüner Stadtrat in seiner Heimatstadt. Was ihn von älteren Kolleginnen und Kollegen aus seiner Sicht unterscheidet: "Ich melde mich und hinterfrage", sagt er. Viele ältere Politikerinnen und Politiker würden Themen nur abnicken. "Als Bundestagsabgeordneter möchte ich neue Denkanstöße geben und mich einbringen."
Hümpfer glaubt an einen Bundeskanzler Olaf Scholz
Was beide Männer verbindet: Sie wollen nicht nur aktiv Politik machen, sondern auch die Region nach vorne bringen. Gesetzlicher Mindestlohn von zwölf Euro, Bürgerversicherung, Rente, erneuerbare Energien. Hümpfer nennt ein paar Themen, die ihm und seiner Partei besonders wichtig sind. Was die Region angeht, wolle er sich vor allem für die Transformation der Automobilzulieferer-Industrie sowie für Maßnahmen gegen den Klimawandel einsetzen. Und eines ist für Hümpfer klar: Die Wählerinnen und Wähler haben entschieden, "die Mehrheit will Scholz als Kanzler".
Es habe unglaublichen Spaß gemacht, einen Wahlkampf zu führen, in dem die Umfragewerte steigen, erklärt Hümpfer und erinnert sich zugleich an schwerere Tage seiner SPD. "Verglichen mit 2017 ist das Balsam für die Seele."
Dass es junge Bundestagsabgeordnete - wie er selbst - schwerer hätten als erfahrenere Politikerinnen und Politiker, findet Hümpfer indes nicht. "Ich glaube tatsächlich, dass junge Abgeordnete den Respekt der älteren verdienen." Jeder wisse, dass man bereits vieles geleistet habe, wenn man es nach Berlin schafft. Die Anerkennung seiner Parteikolleginnen und -kollegen ist im jedenfalls schon sicher. "Was für eine Nachricht", schrieb etwa Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann auf seiner Facebook-Seite am Montagmorgen. "Unser Gemeinderatsmitglied Markus Hümpfer wird in den Deutschen Bundestag einziehen! Wir sind alle wahnsinnig stolz!"