Nachdem die Preise bei Speiseölen und Mehl zuletzt durch die Decke gegangen sind, werden nun auch Milchprodukte aus dem Supermarktregal spürbar teurer. Bei fettarmer Milch verzeichnete das Bayerische Landesamt für Statistik im April 2022 durchschnittlich eine Preissteigerung von rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Bei fett- und eiweißreichen Produkten wie Butter und Joghurt schlagen die Preise noch deutlicher zu Buche. So kostet das Stück Butter etwa 33 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Der Becher Joghurt ist laut Daten des Landesamts für Statistik im Schnitt 13 Prozent treuerer geworden. Die Gründe für die hohen Preise sind laut Expertinnen und Experten aus der regionalen Milchwirtschaft vielfältig.
Wie viel kostet der Liter Milch aktuell und seit wann steigen die Preise?
Beim Milchpreis gibt es derzeit "eklatante Preisunterschiede", erklärt Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbands der Milcherzeuger Bayern (VMB). Seit 20 Jahren hat Seufferlein den globalen Milchmarkt genau im Blick. Eine Situation, wie aktuell, hat der Experte laut eigener Aussage allerdings noch nicht erlebt.
Für die günstigeren Eigenmarken von Aldi, Lidl und Edeka zahlt der Verbraucher laut dem Experten für den Liter Vollmilch seit der vergangenen Woche um die 92 Cent. Bei der fettarmen Variante liegt der Preis laut dem Verbandssprecher aktuell bei 84 Cent, bei der Demeter-Milch eines Markenherstellers bei 1,69 Euro und der Liter Bio-Heumilch bei 1,85 Euro.
Zwar steigt der Milchpreis seit einem Jahr kontinuierlich an, die großen Sprünge jedoch, fanden erst in den letzten sechs Monaten statt. "Die Endverbraucherpreise wurden in diesem Jahr im Handel bereits dreimal erhöht", erklärt Seufferlein. Im Januar um drei Cent, Mitte Februar um fünf Cent und Anfang Mai um weitere vier Cent, so der Experte.
Warum wird Milch immer teurer?
Dass die Milch immer teurer wird, hat verschiedene Gründe. Aus Sicht der Erzeugerinnen und Erzeuger sind da zum einen die gestiegenen Kosten in der Produktion, erklärt Hartmut Neuberger, Milchbauer aus dem Landkreis Miltenberg. So explodierten seit Anfang des Jahres die Futter-, Düngemittel- und Energiepreise für Tierhalter.
Gleichzeitig sei die Nachfrage von Milchprodukten auf dem Weltmarkt so hoch wie nie, meint Gerhard Rost, Vorsitzender der Milcherzeugergemeinschaft Kitzingen. Vor allem auf dem asiatischen Markt gäbe es einen regelrechten Boom, während gleichzeitig die Produktion hierzulande immer weiter sinke. Die deutsche Landwirtschaft rutsche nun in eine Phase, in der immer mehr Betriebe aufhören würden, da viele innerhalb der Branche zu kämpfen haben, so Rost.
Auch die globale Situation am Weltmarkt, der den konventionellen Milchpreis lenkt, wirkt sich stark auf die Preise im Lebensmitteleinzelhandel und den Rest der Branche aus, erklärt Stefanie Schmitt, Pressesprecherin von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine verschärfe die Situation zusätzlich und habe den ohnehin bestehenden Preisauftrieb bei Energie, Agrarrohstoffen, Betriebs- und Futtermitteln verstärkt. "Das führt auch zu steigenden Erzeugungs- und Herstellungskosten, die sich teilweise in den Verkaufspreisen im Lebensmitteleinzelhandel niederschlagen", so Schmitt.
Kosten Bio-Milch und konventionelle Milch bald gleich viel?
Das Kuriose: Der Milchpreis der konventionellen Milch rückt dabei immer näher an den von Bio-Produkten heran. "Im Moment liegt die Differenz zwischen konventioneller und biologischer Milch bei 9,5 Cent", sagt Seufferlein. Der Grund dafür seien saisonale Schwankungen beim Angebot, die mit den Jahreszeiten zusammenhängen. Der Experte rechnet sogar damit, dass die Differenz noch weiter schmelzen könnte – "auf etwa sechs bis sieben Cent".
Bei der Biomilch hingegen habe der Handel die Preise für den Endverbraucher lange Zeit konstant gehalten, führt Seufferlein auf. Doch auch hier wurden vergangene Woche die Kosten für einen Liter Bio-Vollmilch im Schnitt von 1,09 Euro auf 1,15 Euro angepasst, sagt Seufferlein. Der Preis für die fettreduzierte Bio-Milch bleibt dagegen bei 1,05 Euro pro Liter.
Warum ist gerade die Butter aktuell so teuer?
"Die einstige Billig-Butter kostet seit vergangener Woche 2,29 Euro pro 250 Gramm", so Seufferlein. Herstellermarken wie Meggle, Weihenstephan, Kerrygold oder Landliebe liegen mit bis zu 3,39 Euro im Regal. Die Erlöse für Milch und Milchprodukte steigen dabei unterschiedlich schnell.
Weitere Hintergründe des starken Anstiegs von Butterfett seien die minderwertige Futterqualität im vergangenen Jahr in der Landwirtschaft sowie kurzfristige Effekte wie Hamsterkäufe und Spekulanten aus der Industrie, die, was die Nachfrage betrifft, anders agieren als in der "Normalität".
Wer profitiert von den hohen Milchpreisen?
Grundsätzlich kann man sagen, dass sich zwar die Milchpreise erhöht haben, aber Milcherzeuger und Molkereien gleichermaßen unter den teilweise dramatisch gestiegenen Kosten stöhnen, erklärt Seufferlein. Erzeuger und Milchverband kritisieren, dass die aktuellen Preiserhöhungen beim Verbraucher durch den Lebensmitteleinzelhandel vorweggenommen werden und Molkereien und Milcherzeuger aufgrund veralteter Verträge und der gestiegenen Produktionskosten davon nicht profitieren.
"Die Preisgestaltung im Lebensmitteleinzelhandel obliegt den Händlern", erklärt ein Sprecher der Bayerischen Milchindustrie (BMI) Würzburg. Zu den Vertragsbedingungen mit den Kundinnen und Kunden wolle man sich im Detail jedoch nicht äußern. Generell ließe sich, so der Sprecher weiter, sagen, dass sowohl für die Molkereien als auch den restlichen Lebensmittelsektor die Kosten für Verpackung, Rohstoffe und Energie gestiegen seien und die Molkereien den Auszahlungspreis für die Landwirte erhöht haben.
Bei Edeka könne man aufgrund der genossenschaftlichen Struktur keine pauschalen Aussagen zur Preisentwicklung einzelner Produkte machen, erklärt Pressesprecherin Schmitt auf Anfrage der Redaktion. Der Wettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel sei so hart wie in fast keinem anderen EU-Land. Insofern könne sich kein Anbieter leichtfertig Preiserhöhungen erlauben, schreibt sie. Die Preise würden letztlich von den einzelnen Kaufleuten und Filialen selbst festgelegt.
Forschende des Instituts für Ernährungswissenschaft in Kiel haben 2018 zusammengerechnet, wie sich die Wertschöpfungskette einer Packung Milch zusammensetzt. Anhand dessen wird sichtbar, wie sich Kostensteigerungen, beispielsweise beim Verpackungsmaterial, auf den Endpreis im Supermarktregal auswirken. Die aktuellen Preissteigerungen lassen sich aufgrund der Dynamik am Markt allerdings nur schwer zusammensetzen.
Mit welchen Herausforderungen kämpfen Milchviehbetriebe in Unterfranken derzeit?
Milchviehhalter wie Gerhard Rost spüren die Folgen der gestiegenen Produktionskosten in erster Linie im eigenen Geldbeutel. Für eine Tankfüllung seines Traktors zahlte der Landwirt zuletzt rund 500 Euro, sagt er. Dazu kämen die hohen Futtermittel- und Düngepreise, die sich ebenfalls verdoppelt haben. Der steigende Milchpreis gleiche hingegen gerade einmal die erhöhten Produktionskosten aus, erklärt der Landwirt. Ein weiteres Problem für die Hofbetreiber seien zudem die steigenden Auflagen, die hohen Investitionskosten und die fehlende Hofnachfolge.
Werden andere Milchprodukte wie Käse ebenfalls teurer?
"Ja", ist sich Seufferlein sicher. "Die Endverbraucherpreise müssen und werden in den kommenden Monaten noch einen Sprung nach oben machen müssen." Während in den vergangenen Wochen auch Käseaufschnitte bereits bis zu 25 Prozent teurer wurden, sei etwa beim Joghurt und Mozzarella noch nichts passiert, weil Milchwirtschaft und Erzeuger noch in alten Kontrakten mit dem Handel festhingen, so Seufferlein.
Was den Milchpreis anbelangt, ließe sich laut Expertinnen und Experten nur schwer einschätzen, wohin die Reise geht. "Das steht und fällt mit dem Energiepreis und dem Kaufverhalten der Verbraucher", vermutet Landwirt Hartmut Neuberger.
Wie kann die unterfränkische Landwirtschaft gegensteuern?
Viel Spielraum, um den steigenden Preisen lokal entgegenzuwirken, bleibe den unterfränkischen Landwirtinnen und Landwirten nicht, meint Landwirt Willi Hellfritsch aus Albertshausen im Landkreis Würzburg. "Wir haben einen vom Weltmarkt gesteuerten Preis." Lediglich der Preis für die Biomilch würde national und davon losgelöst gehandelt werden.
Aber dennoch: Ein schneller Umstieg aller konventionellen Betriebe auf Bio sei auch keine Lösung, meint sein Kollege Gerhard Rost. "Eine Umstellung würde sich für viele nicht rechnen." Die entstehenden Kosten würden damit weder aufgefangen, noch könnten konventionelle Betriebe von heute auf morgen ihre Kapazität spontan erhöhen. Im Gegenteil: Die Milchproduktion werde, ist sich Rost sicher, sowohl in Unterfranken als auch deutschlandweit weiter zurückgehen.
Eigentlich gehört auch eine Aufstellung der Produktionskosten des Landwirts dazu.
Es gab immer wieder Sonderpreise, die etwa bei dem angezeigten Preis von 2018 lagen.
Letzte Woche gab es noch 10 x1 ltr für 7,90 €, jetzt liegt der Preis bei rund 1,--€ /ltr.
Vor 2 Wochen kamen hier die Mälzer zu Wort.
Fazit: Der Preis muß 3,--€ pro Kasten steigen.
Als Sonderangebot kostet der Kasten dann ca 13,-- bis 14,--€, Normalpreis 17,-- bis 19,-- €.
Da wurde die Frage ob man sich das noch leisten kann, nicht gestellt
Eine detailierte Aufstellung mit den Kosten für Wasser, Malz,Hopfen, Hefe zuzüglich Produktion, Vertrieb, Werbung hätte bestimmt nicht nur mich interessiert.
Ich habe noch nie verstanden, dass ein Produkt, nach den Bayrischen Reinheitsgebot aus den 4 oben genannten Stoffen (davon am meisten vom 1.)gebraut , schon immer wesentlich mehr kostet als Milch.
Jetzt ist die Milchproduktion eine Oligopol, wo einige wenige über den Preis bestimmen können.
Ich finde auch die Überschrift zu reißerisch - aber sie wirkt ja (angesichts der Vielzahl der Kommentare!)
Vielleicht sollten wir uns alle einmal an die Nase fassen: Warum kaufen wir Bücher bei Amazon, anstatt zum gleichen Preis in der Buchhandlung um die Ecke? Warum lasse ich mich in einem Schuhgeschäft beraten und kaufe dann bei Zalando? Warum vergleichen wir Preise im Internet und bestellen die günstigste Waschmaschine... und wundern uns dann, dass der Handwerker in der Nachbarschaft keine Zeit für uns hat? Ebay und Amazon schaffen keine Ausbildungsplätze - der Bedarf wäre aber enorm! usw
Ansonsten kann ich einigen der Vorkommentatoren nur zustimmen:
Die Produkte sind teurer geworden, teuer sind sie aber immer noch nicht. Da gibt es andere unnütze Dinge, für die wesentlich mehr Geld rausgeworfen wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Butterberg
Ihre mrkscheuerische Überschrift passt eher zur B.LD, denn zu einer seriösen Tageszeitung, die informieren und nicht plakativ Meinung machen soll.....
gute Nacht
Ein Einkaufszettel wäre bei vielen angebracht!
In Deutschland wird sicher niemand verhungern.
Selbst wenn es nicht teurer , hat man das Gefühl , jeder will sich zur Zeit eine goldene Nase verdienen und nutzt dies gnadenlos aus . Bei den Bauern wird für die Milch nicht teurer geworden sein , aber die Lieferketten nutzen die jetzige Situation um einfach ihre Marge noch mehr zu steigern . Dies sind aber nicht nur die Lebensmittel sondern betrifft fast
alle Produkte .
Die Löhne steigen nicht also wird es noch zu einer größeren Verarmung auf Dauer kommen .