
Das Coronavirus bedroht nicht nur Gesundheit und Existenzen der Menschen. Es vergiftet auch unser gesellschaftliches Miteinander. Debatten über die Pandemie-Politik werden immer gereizter und unversöhnlicher. Wir befinden uns in einem Zustand der "kollektiven Dauererregung", wie der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen die "toxische Situation" treffend bezeichnet. Polarisieren und Eskalieren statt Argumentieren, Extreme statt Zwischentöne - müssen wir uns Gedanken um den Zustand unserer Gesellschaft machen? Ja, das müssen wir!
Nicht nur Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist besorgt über "eine zunehmende Aggressivität bei der gesellschaftlichen Diskussion über die Corona-Maßnahmen". Der Graben zwischen jenen, die bei dem Thema unterschiedlicher Meinung sind, wird immer breiter. Besonders die zerstörerischen Auseinandersetzungen in den sozialen Netzwerken bedrohen die Demokratie. Wo Wut und Zorn dominieren, ist für den Verstand kein Platz. Dabei wünschten sich in einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom gerade 95 Prozent der Befragten einen "allgemein positiveren Umgangston im Internet".
Leider verbreitet sich dieses unflätig Aufeinandereindreschen unterschiedlicher Lager in besorgniserregendem Tempo auch in der analogen Welt. Gebrüll und Niedertracht triumphieren oft über Anstand und Respekt. Die Schriftstellerin und brandenburgische Verfassungsrichterin Juli Zeh warnt zu Recht: "Niemand kann wissen, welche Strategie zur Bewältigung der Pandemie tatsächlich die beste ist. Eins bleibt bei aller Unsicherheit aber gewiss: Wenn wir einander beim Streiten weiterhin schwere Verbalverletzungen zufügen, werden auch diese möglicherweise fatale Spätfolgen zeitigen."
Was ist zu tun? Die Antwort auf diese Frage ist so banal wie herausfordernd: Wir müssen uns wieder auf die Debattenkultur jener Zeit besinnen, in der Twitter, Facebook und Co keine Rolle spielten. Weg von der erregten inhaltlichen Zuspitzung, hin zu einem von Argumenten und Wertschätzung geprägten Streit. Hart in der Sache, aber moderat im Ton.
"Tauschen wir uns endlich ruhig und angstfrei aus", fordert eine Gruppe von Intellektuellen in ihrem am Donnerstag veröffentlichten "Manifest der offenen Gesellschaft". Die Unterzeichnenden kommen aus Wissenschaft, Kultur und Politik, darunter sind der Kabarettist Matthias Richling, die FDP-Politikerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger und die Regisseurin Caroline Link. Sie appellieren an die Deutschen, zu "einer von uns allen geteilten Diskussions- und Streitkultur" zurückzukehren.
Einige Adressaten dieser Botschaft werden womöglich die Nase rümpfen und das Manifest als realitätsfernen Appell einer blauäugigen Gruppe von Intellektuellen abwerten. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Autoren mit ihren Forderungen richtigliegen. Es führt kein Weg daran vorbei, die Diskussionen zu versachlichen, "um im Rahmen des demokratischen Spektrums den Raum für einen freien Dialog zu schaffen und offenes Denken verstärkt zu ermöglichen". Andernfalls besteht die Gefahr, Verschwörungsfanatikern und Demokratiefeinden das Feld zu überlassen, "wenn es um das konstruktive Hinterfragen der Corona-Maßnahmen geht".
Genauso wichtig ist es, anzuerkennen, dass auch das Gegenüber im Streit von ehrenwerten Motiven geleitet sein und grundsätzlich recht haben kann. Und ja: Hören wir auf damit, reflexartig Corona-Kritiker gleich als rechte Spinner zu brandmarken. Sonst verspielen wir die Chance, in der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden klüger zu werden.
Wenn uns das nicht gelingt, werden sozialer Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt nachhaltig beschädigt.
Wenn - auf Regierungslinie - angekündigt oder entschuldigt wird, statt zu handeln oder falsche Entscheidungen zu korrigieren, wenn Kritiker in die rechte Ecke gestellt werden, anstatt sich mit der Argumentation auseinanderzusetzen, wenn moralisiert wird oder vorgegebene Sichtweisen blind verteidigt werden, anstatt sich des eigenen Verstandes zu bedienen, muss man sich nicht wundern, wenn der Ton rauer, die Ablehnung ach so gut gemeinter Zumutungen - wie zuletzt die EU-Schuldenunion - in der Bevölkerung massiver wird.
Man könnte in diesem Zusammenhang denken, hier würden Krokodilstränen fließen ...
Corona Pandemie! Das ist Fakt. Der Mensch will immer das, was er nicht hat: Geduld!
Abwarten und Tee trinken. Warten auf Godot äh auf den persönlichen Impftermin.
Worauf es wirklich ankommt: Impfen, Impfen, auf "Teufel" komm raus"!
"AHA!" Kapiert?
Dass derzeit die Kommunikation etwas rauh ist, kann ich jedenfalls niemandem verdenken.
Ja, da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Beispiel gefällig:
Die oft unsinnige Fragezeichen-Headline mancher Blätter, die dann meist die geweckten Erwartungen nicht erfüllt
Es bleibt zu wünschen das der verbale Umgang miteinander in unserer heutigen Gesellschaft deutlich besser wird. Dazu braucht es aber eine gute Erziehung und Bildung unserer Kinder denen man wieder Werte wie Respekt, Fairness, Dankbarkeit, Mitgefühl, Verantwotungsbewusstsein, Freundschaft, Friedfertigkeit usw. vermittelt bzw. beigebracht werden muss.
Ich habe auch schon einen Lösungsvorschlag, nur als Anfang.
" Schafft die Kommentarfunktion ab!"
Es sind eh nur immer die Selben die zu speziellen Themen gebetsmühlenartig und unbelehrbar ihren Senf abgeben.
Wie hieß es doch gleich...toxische Situation und kollektive Dauererregung. Da kann ich zustimmen.
Also entziehen wir diesen "Kommentatoren" doch ihre Bühne.
Leider wurden mehrere diesbezügliche Initiativen bisher abgelehnt; m.W. aus Angst, die Beteiligung im Netz könnte zurückgehen, weil sie einige (Berufsgruppen)?) nicht mehr beteiligen würden...
Und er spricht aus, was ich selbst erlebe...
Da werde ich als Querdenker bezeichnet, als Spinner und Querulant.
Was sich dann sehr schnell legt, wenn ich die Quellen aufrufe und die Berichte zeige:
www.rki.de
www.destatis.de
www.intensivregister.de
Die dort aufgeführten Zahlen und Fakten zeige oder Videos aufrufe, in denen anerkannte Wissenschaftler sprechen.
Aber erst dann kehrt Ruhe ein, setzt Nachdenken ein. Vorher ist man nur Spinner, Verschwörungstheoretiker.....
Aber hier nehme ich die Presse, auch die Mainpost, mit ins Boot. Euch obliegt eine neutrale und umfassende Berichterstattung! Und auch eine "sorgfältige Recherche", wie es in euren Leitlinien steht. Da hapert es gewaltig, und das stösst nicht nur mir auf, wie ich vielen Kommentaren entnehmen kann....