
Der anonyme Drohbrief an das Volkacher Restaurant Torbäck bewegt die Menschen. Das Schreiben hatten die Pächter Christina und Martin Neye am 1. November in ihrem Briefkasten. Darin beklagten die Verfasser, "Gäste und Volkacher Bürger", dass die Grünen im Torbäck ihren Stammtisch abhalten dürften. Sie bezeichneten die Partei und ihre Fraktionsvorsitzende als "kriminell" und drohten den Wirtsleuten mit einem Boykott.
Doch das Ehepaar Neye ließ sich davon nicht einschüchtern. Stattdessen informierte es die Polizei und veröffentlichte eine klare Stellungnahme auf Facebook, zudem waren deswegen kürzlich Fernsehteams zum Dreh in dem Volkacher Gasthaus.
Wie bewerten die Bürgerinnen und Bürger aus Volkach und Umgebung dieses Schreiben und seine Folgen? Das haben wir fünf von ihnen gefragt.
1. Martin Thomann (61) aus Dittelbrunn: "Ich sehe unsere Demokratie durchaus in Gefahr"

"Ich finde es schlimm, das in dieser Form zu machen. Vor allem die Fraktionsvorsitzende der Grünen einfach als 'Schwerkriminelle' zu bezeichnen. Ich sehe unsere Demokratie durchaus in Gefahr. Wie die Gesellschaft miteinander umgeht, hat sich in den letzten Jahren stark verändert und macht mich traurig. Vor allem in den sozialen Medien. Sie sind Fluch und Segen. Wenn man sich persönlich gegenübersteht, geht man sicherlich anders miteinander um. Heutzutage wird einfach etwas über die sozialen Medien oder in dem Fall in einem Brief behauptet. Und egal, wie man sich als Beschuldigter verhält, am Ende bleibt immer etwas haften. Es ist absolut richtig, dass die Pächter diesen Vorfall publik gemacht und angezeigt haben."
2. Olha Vykhieva (40) aus Volkach: "Heute ist eine Partei unerwünscht und morgen bin es vielleicht ich als Ausländerin"

"Wir leben in einem demokratischen Land und alle Menschen dürfen irgendwo sitzen und essen. Politiker sind ja auch nur Gäste in einem Restaurant, die dort essen und sich unterhalten und dafür bezahlen. Daher halte ich von diesem Brief überhaupt nichts. Ich mache mir angesichts der politischen Entwicklung der letzten Jahre schon Sorgen. Heute ist eine Partei unerwünscht und morgen bin es vielleicht ich als Ausländerin. Ich finde es gut, dass die Pächter den Brief zur Anzeige gebracht und öffentlich geteilt haben."
3. Fabian Obst (25) aus Geiselwind: "Es ist wichtig, dass die Pächter zeigen: So geht's nicht"

"Einen solchen Drohbrief zu schreiben, finde ich unmöglich. Das verändert politisch und an der gesamten Lage überhaupt nichts. Und das jetzt auf den Torbäck zu beziehen, ist kein guter Schachzug. Die Demokratie bei uns sehe ich zwar nicht gefährdet, dennoch müssen wir aufpassen, was in den nächsten Wochen und Monaten passiert und wie sich die politische Lage entwickelt. Es ist wichtig, dass die Pächter ein Statement nach außen gebracht haben und damit zeigen: Hey, so geht's nicht."
4. Edeltraud (67) und Peter (73) Schramm aus Volkach: "Menschen aufklären und die mutigen Pächter unterstützen"

Edeltraud Schramm: "Drohbriefe sind grundsätzlich feige, vor allem anonyme. Ich finde, man muss sein Gesicht zeigen. Dann kann man darüber reden. Aber so etwas abzuschicken, ist einfach unterste Schublade. Ich sehe unsere Demokratie sehr wohl in Gefahr. Ich bin bei 'Omas gegen Rechts' in Kitzingen aktiv. Es werden inzwischen einfach Dinge gesagt, die vor zehn Jahren noch unsagbar waren. Deshalb ist es so wichtig, die Menschen aufzuklären."
Peter Schramm: "Die Pächter sind sehr mutig. Daher unterstütze ich sie gerne, indem ich dort noch einmal mehr essen und trinken gehe. Es war richtig, dass sie diesen Drohbrief an die Öffentlichkeit getragen und angezeigt haben."
Nein, die Demokratie sehe ich nicht in Gefahr.
Wir sind - auch das gehört zum verrohten Ton - derzeit recht schnell, darin das Ende der Demokratie herauf zu beschwören, sobald uns etwas nicht passt.
Ich sähe sie dann in Gefahr, wenn die Kommunikation einseitig würde, wenn keine andere Meinung mehr geduldet würde.
Auch das meine ich nicht explizit in eine Richtung.
Und ja. Die sozialen Medien tragen daran sicher einen Anteil.
Der Ton macht eben nicht nur Musik.
Weder die CDU/CSU, noch die SPD, die FDP, oder die Grünen haben in den vergangenen Regierungen effektiv etwas FÜR die Bevölkerung getan. Jetzt stehen Bürger auf, lassen sich aufstellen, kandidieren - und werden geschasst weil "die drecks Politiker ja alles Verbrecher sind"??
Gebt den kleinen Parteien endlich mal eine Chance!! Wenn es mit dem alten Besen nicht mehr gut kehrt, holt man sich einen Neuen. Und wenn der nun eben ÖDP, PARTEI, Bayernpartei oder wie auch immer heißen möge - probieren geht über studieren.
Andernfalls schlage ich vor, dass diejenigen die meckern und motzen - aber nicht wählen gehen - haltet den Mund! Ihr habt nichts zur Demokratie beigetragen, also habt ihr still und stumm die Politik gut gehießen.
Ich habe fertig!
Würde mich nur interessieren, wie diese Unterstützer handeln würden, wenn statt der Grünen Partei die AFD der Grund für den Drohbrief gewesen wäre. Dann wär’s wohl nicht so weit mit der vielgelobten Demokratie gewesen . Is nur ne rein hypothetische Annahme .😉
Alle wollen gelebte Vielfalt und Toleranz …… aber nur in den Bereichen, die ihnen gefallen. Ich bin absolut gegen Rechtsextremismus, finde es aber wichtig, dass auch eigene nationalen Interessen nicht vergessen werden.
Wenn wir in D nicht langsam aufwachen und anfangen, mehr an diejenigen zu denken, die diesen Staat mit ihren Händen geschaffen haben und mit ihren Steuern am Leben halten, werden wir bei den nächsten Wahlen unsere Quittung bekommen.
Unserer freiheitliczen Demokratie ist nicht gedient, wenn Hass und Hetze verbreitet werden. Beginnend leider auch bei Plitikern in Bierzeltreden. Solches motiviert dann einfache oder auch allzu komplizierte Gemüter.
Toleranz und Mut sind auch der Bürgerinnen und Bürger gefragt, sich nicht wegzuducken oder wegzuschauen, sobald sich allzu häufig extrem menschenfeindliche Positionen in ihrem näheren Umfeld auftun.
Zur Erinnerung:
Die Anschuldigungen damals waren, wie sich später herausstellte und Gil Ofarim zugeben musste, Fake von der übelsten Sorte.
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Noch ist nichts bewiesen und daher auch nicht 100%ig auszuschließen, dass die Betreiber, Grüne, Sympathisanten oder sonst wer sich das Ganze erdacht haben könnten. Die medialen Auswirkungen und Solidaritätsbekundungen zeigen ja, dass es durchaus ein Motiv gäbe. Insbesondere jetzt, wo "nicht gewünschte Umfragewerte", aufgeheizte politische Stimmung und Wahlkampf aufeinander treffen.
(PS: Nicht falsch verstehen, ich unterstelle nichts. Jedoch zeigt die Erfahrung, dass bei fehlenden klaren Beweisen vorschnelles Urteilen und Aktionismus nicht immer so treffgenau sind, wie man sich das wünscht. Hoffentlich klärt sich bald auf, was wirklich Sache ist, dass man sich eine fundierte Meinung bilden und Schlüsse ableiten kann.)
Wenn überhaupt, klärt sich erst hinterher, was eine mehr oder weniger kreative, aber falsche Theorie ist, und was der Impuls zur heißen Spur.
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Überlegen wir mal, welche Seite denn etwas von der anonymen Drohung hat.
Seit dem Bekanntwerden gibt´s den medialen Hype.
Reichlich Solidarität für die lokalen Grünen und den Torbäck. Womöglich sogar mehr Gäste als zuvor (kann ich nicht beurteilen).
Und was hätte ein fiktiver Grünen-Hasser, bei dem der Tatverdacht jetzt verortet wird, oder ein Konkurrent des Torbäck von der Aktion ? Außer dem Schuss in den Ofen...
Ich meine, gewisse Zweifel am ersten Impuls sind immer angeraten.
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Was wäre denn, wenn Gil Ofarim so clever gewesen wäre, sich über einen gefakten anonymen Drohbrief zu echauffieren, statt über einen angeblichen Vorfall beim Einchecken, bei dem er aber dummerweise/glücklicherweise gefilmt und so entlarvt wurde ?
Aber hat die Zeitung im selben Umfang berichtet und sich genauso positioniert, als das Hotel/Gasthof Augsfeld wegen Anfeindungen und organisierten Stornierungen gezwungen wurde, einen politischen Vortrag abzusagen ?
Und haben/hätten die Befragten da ebenfalls den Wirten Unterstützung bekundet ? Oder doch eher den Tätern Beifall geklatscht ?
Denn da ging es um einen Redner aus dem anderen Parteienspektrum.
Den muss man auch nicht gut finden, aber dennoch ist es glasklar undemokratisch, eine politische Veranstaltung - von wem/welcher Partei auch immer - zu verhindern.
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Eine wahre Demokratie muss vielfältige Meinungen aushalten können.
Eine gute Politik muss durch Regieren im Sinne des Wählers erreichen, dass sie Mehrheiten behält.
Das tatsächlich praktizierte gegen Wählerwillen zu regieren und Gegner dauernd bashen (medial unterstützt) wird das Gegenteil bewirken.
Also ja, die Demokratie ist akut in Gefahr !