Gerade hat sich der Kitzinger Stadtrat auf den Haushalt 2022 verständigt. Ein Zahlenwerk mit 500 Seiten und dabei 81,3 Millionen Euro schwer. Mancher hat sich schon an einer solchen Last verhoben. Aber noch hat die Stadt rund 15,4 Millionen Euro auf der hohen Kante liegen; dem stehen 9,4 Millionen Euro Schulden gegenüber, pro Kopf sind das 422 Euro (Landesdurchschnitt: 525 Euro).
In den nächsten vier Jahren werden die Rücklagen Stück für Stück abschmelzen. Die Stadt will von 2022 bis 2025 insgesamt 72 Millionen Euro investieren. Die größten Projekte stellen wir hier vor.
1. Sport und Spiel: Generalsanierung der Sickergrundhalle, 15,6 Millionen Euro
So viele Startschüsse wurden schon abgefeuert, aber passiert ist bislang nie etwas. Seit 2013 wird bei der Stadt um das Millionenprojekt gerungen – da kam der Begriff Generalsanierung erstmals auf den Tisch. Noch älter sind die Probleme mit der 1985 eingeweihten Dreifachsporthalle: Löcher im Flachdach, durch die es bis auf den Hallenboden tropfte, Risse in den Leimbindern der Dachkonstruktion, die zur wochenlangen Schließung der Halle führten, Schäden an Treppen, Böden und Beleuchtung. Jetzt endlich soll es losgehen.
Die Halle bekommt eine zeitgemäße Architektur, die der größten Kitzinger Sportstätte angemessen ist, sowie ein neues Foyer. Die Technik steckt künftig in einem Anbau, aufs Dach kommen Photovoltaik und Solarthermie. An den Dimensionen wird sich nichts ändern: Es bleibt bei 566 Zuschauer- und 140 Parkplätzen, die aber besser beleuchtet werden. Mehr als 15 Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt.
2. Jung und jünger: Neubau Haus für Jugend und Familie, 9,5 Millionen Euro
Als „Leuchtturmprojekt“ mit großer Strahlkraft auf Kinder und Jugendliche sieht OB Stefan Güntner das Vorhaben auf dem Florian-Geyer-Platz. In dem einstöckigen Massivholzbau mit grünem Dach sollen Jugend- und Familienzentrum an einer gemeinsamen Adresse unterkommen. Das benachbarte ehemalige „Radlernest“ wird saniert und zum Seminarbereich ausgebaut. Die Stadt hat als Zielgruppe die Ein- bis 25-Jährigen im Blick.
Für die Jugendlichen wird es neben Freiflächen zum Spielen Raum für Bewegung, ein Café als zentralen Treffpunkt, Räume für Mediennutzung, Bands und Werkstätten geben. Im September soll es mit dem Bau losgehen, der Einzug ist Weihnachten 2024 geplant. Kritisch sahen Teile des Stadtrats, dass bei 9,5 Millionen Euro Baukosten nur mit 1,2 Millionen Euro Zuschüssen zu rechnen ist.
3. Stadt und Fluss: Neugestaltung Oberer Mainkai, 5,9 Millionen Euro
Schon jetzt gilt der Obere Mainkai als eines der teuersten Pflaster der Stadt. Wenn im Juli wie geplant alles fertig ist, werden fast sechs Millionen Euro in den Umbau geflossen sein. Das meiste bleibt verborgen, denn es steckt in den massiven Kaimauern oder einem neuen Kanal. Sichtbar wird die vom Staat großzügig geförderte Maßnahme an der schicken neuen Flaniermeile zwischen Gustav-Adolf-Platz und Bootshaus, die gerade ihrer Vollendung entgegengeht. In den Main auskragende Stadtbalkone, Holzbänke sowie große Pflanzbeete sollen für Flair am Fluss sorgen.
4. Verkehr und Fortschritt: Fertigstellung Nordtangente, 3,7 Millionen Euro
Wer auf der Nordtangente stadtauswärts unterwegs ist, muss früher oder später darauf achten, dass er die Kurve kriegt. Lange verläuft die Straße kerzengerade, doch dann macht sie abrupt einen 90-Grad-Knick – Ende Gelände. Jetzt, elf Jahre nach Eröffnung der Umgehung, will die Stadt an dieser Stelle den Ringschluss hinbekommen und die Nordtangente direkt mit der Staatsstraße 2272 nach Großlangheim verkuppeln. Bei dieser Gelegenheit entsteht gleich auch ein neuer Kreisverkehr auf Höhe des Richthofen Circle. Einer der Arme reicht auch ins Gewerbegebiet ConneKT.
Nach 20 Monaten Bauzeit sollen selbst Gigaliner, also die überlangen Lastzüge der Zukunft, durch den Kreisel rollen können. Dort, wo sich heute die Staatsstraßen 2271 und 2272 treffen, entsteht auf dem alten Teilstück der Großlangheimer Straße eine Sackgasse. Die Fläche wird benötigt, um das künftige Gelände der Kitzinger Schützen zu erschließen.
5. Straße und Schiene: Umbau Bahnhofsvorplatz, 3,45 Millionen Euro
Der Kauf des Bahnhofs war ein erster Erfolg des frisch ins Amt gekommenen Oberbürgermeisters Stefan Güntner. Kurz vor Weihnachten hat der Stadtrat dann die Weichen für den Umbau des Vorfelds gestellt. Eine Gaststätte mit Biergarten im Süden, ein Brunnen mit kleinen Wasserspielen vor dem Eingang, Fahrradstellplätze und öffentliche Toilette im Norden, dazu ringsum Parkplätze und ein Busbahnhof mit Rendezvous-Verkehr. Von diesem Drehkreuz des ÖPNV aus sollen Zugreisende im Stundentakt vom Bahnhof abgeholt und in acht Linien zum gewünschten Ziel befördert werden.
Noch existiert all das nur als Vorentwurf; wann es in die Umsetzung geht, ist nicht klar. Den einen oder anderen Grundsatzbeschluss hat der Stadtrat aber bereits gefasst: zum Beispiel dass es kein Parkdeck geben wird und dass die Kleingärten im Norden dem Fortschritt geopfert werden. Dort ist eine Direktanbindung zur Inneren Sulzfelder Straße geplant.
6. Jung und ganz jung: Neubau Kita Alemannenstraße, 3,03 Millionen Euro
Auf einem Foto zum Spatenstich vom Herbst 2021 sieht man zwei Damen und sechs Herren mit entsprechendem Gerät im Sand wühlen. Das Bild soll Aufbruch signalisieren, und den wird es auch brauchen, damit die Stadt ihren Auftrag erfüllen kann. Noch immer fehlt es an Betreuungsplätzen. Stefan Güntner hatte das Thema zu einem Schwerpunkt im OB-Wahlkampf erklärt.
Jetzt entstehen in der Alemannenstraße 24 neue Krippenplätze, ein erster Schritt gegen den Kita-Notstand. Der Bau grenzt direkt an den bestehenden Kindergarten und soll möglichst schon am Jahresende von den zwei neuen Gruppen bezogen werden. Klar ist aber auch: Wenn es OB und Stadt ernst meinen mit ihrer Initiative, kann das Dreimillionen-Euro-Projekt erst der Anfang sein. Weitere Schritte werden folgen müssen.
7. Auto und Arbeit: Sanierung Parkplatz Bleichwasen, 2,07 Millionen Euro
Viele Pendlerinnen und Pendler, die in der Stadt arbeiten, nutzen regelmäßig das Areal diesseits des Mains, aber: Ein Vergnügen ist das Parken auf dem Schotterparkplatz am Bleichwasen selten. Entweder man steht in größeren Pfützen, oder man bekommt die volle Ladung Staub ab; und wenn es dunkel wird, sollte man besser seine eigene Taschenlampe dabeihaben. Jetzt soll das Provisorium, errichtet 2011 für die Gäste der Kleinen Gartenschau, zur sauberen und sicheren Sache werden.
Nach dem Ausbau könnten dort 179 Autos parken, dazu sieben Busse. Den Busparkplatz hinter dem Feuerwehrhaus am Main will die Stadt dann auflösen. Doch in der letzten Stadtratssitzung ist noch einmal Dynamik in die Sache gekommen. Manfred Paul (SPD) schlug den Bau einer Parkpalette vor, einer Art Parkdeck light, und bezog sich auf einen CSU-Antrag vom Juni 2020. Die CSU will von diesem Antrag allerdings nichts mehr wissen und argumentiert, die Entscheidung sei längst in die andere Richtung gefallen.
Kommt es wie beschlossen wird der Parkplatz mit öffentlichem WC, Ladesäulen für E-Bikes sowie Gepäcksafe ausgestattet und von bis zu 150 Bäumen beschattet werden. Klingt gut, wären da nicht die Kosten: Bei 2,07 Millionen Euro sind das 11 500 Euro pro Stellplatz.
8. Gast und Rast: Umbau Touristinfo, 1,05 Millionen Euro
Für den immer wichtigeren Dienst am Gast investiert die Stadt gerade eine Million Euro. Die Touristinfo bleibt zwar am alten Standort, dem Aufgang zur Alten Mainbrücke; Vieles aber wird nach dem Umbau völlig neu sein. Wände und Decken wurden eingerissen, Fenster ersetzt, Heizung und Technik erneuert. Während das zehnköpfige Team den oberen Stock bezieht, empfängt es seine Gäste künftig in einem „Welcome-Center mit Wohlfühlatmosphäre“, wie es zuletzt hieß.
Hell und modern sollen die Räume sein – genau so, wie sich auch die Stadt gerne präsentieren möchte. Bis spätestens Herbst soll alles fertig sein. Nur eines wird es nicht geben: einen Balkon mit Blick auf den Main. Der Stadtheimatpfleger war dagegen, weil es ein zu großer Eingriff in das denkmalgeschützte Gebäude gewesen wäre.
9. Bildung und Zukunft: Umsetzung Digitalpakt Schulen, 850 000 Euro
Die Stadt macht Schule – indem sie alle fünf von ihr getragenen Bildungsstätten mit digitaler Infrastruktur ausstatten will. Gelingen soll der Aufbruch in eine Zukunft, die anderswo längst begonnen hat, mit modernen Endgeräten und vor allem leistungsfähiger Internetanbindung. Das umfassende Digitalpaket lässt sich die Stadt insgesamt 850 000 Euro kosten, verteilt auf mehrere Jahre und großzügig gefördert vom Freistaat – gut angelegtes Geld, wie auch der Stadtrat findet, da es direkt in die Bildung fließt.
Stolz vermeldete der Freistaat, dass es in Bayern schon jetzt mehr als 50 000 digitale Klassenzimmer gebe; eine Zahl, die erst für Ende 2023 anvisiert war. Diese Räume hätten einen digitalen Lehrerarbeitsplatz, Beamer oder Großmonitor, eine Dokumentenkamera sowie ein Funknetzwerk (W-Lan) und somit schnurloses Internet. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bislang erst ein kleiner Teil der Fördergelder abgerufen ist.
10. Feuer und Flamme: neues Drehleiterfahrzeug, 740 000 Euro
Immer öfter geht es für die Feuerwehr hoch hinaus. Im Jahr 2019 waren die beiden Drehleitern 69 Mal im Einsatz, ein Jahr später schon 125 Mal, durchschnittlich also an jedem dritten Tag im Jahr. Das Spektrum der Einsätze hat sich im Lauf der Zeit deutlich erweitert, die flexiblen Leitern werden längst nicht mehr nur bei Bränden angefordert, sondern zum Beispiel auch bei der Rettung von Mensch und Tier.
Doch sie sind in die Jahre gekommen: 35 Jahre alt die eine, 25 Jahre die andere. Mängel und Reparaturen nehmen zu. Deshalb soll nun ein neues Fahrzeug her. Auch wenn eine Dreiviertelmillion Euro viel Geld ist: Der Stadtrat sieht den Kauf als Investition in die Sicherheit der Bevölkerung.