Der Volkacher Kabarett-Sommer ist eine Erfolgsgeschichte, entstanden in einer Zeit, in der es selbst für so erfolgreiche Künstler wie Volker Heißmann wegen der Corona-Pandemie nur wenig zu lachen gab. Nun möchte der Kabarettist und künstlerische Leiter der Veranstaltungsreihe sich bei Volkach dafür bedanken, dass es ihn und seine Kolleginnen und Kollegen mit so offenen Armen empfangen hat.
Im Interview verrät er, warum er das nicht für selbstverständlich hält, weshalb er mit einem schweren Winter für die Kultur rechnet – und wovon die Leute überrascht sein werden, die ihn bislang nur als Waltrauds Freundin Mariechen kannten.
Volker Heißmann: Vor zwei Jahren in der schweren Zeit ging wegen Corona gar nichts und genau da haben die Volkacher – Stadtrat, Bürgermeister, Marco Maiberger und die Volkacher Bevölkerung –, uns am Weinfestplatz Programm machen lassen, ohne große Miete am Anfang. Innen konnte man damals überhaupt nicht spielen und draußen wusste man nicht, vor wie vielen Leuten. Aber in Volkach hieß es einfach, macht mal.
Heißmann: Man war glücklich, wenn man vor 200 Leuten spielen durfte. Martina Schwarzmann tritt sonst vor 1000 oder 1500 Leuten auf, aber als sie in Volkach vor (dann schon) 400 Menschen auftreten konnte, hatte sie Tränen in den Augen. Wir haben gemerkt: Wir fehlen dem Publikum genauso wie das Publikum uns. Und es war natürlich auch wichtig, wieder Geld zu verdienen.
Heißmann: Ja, dann man kann auch mal einen Abend für die Leute spielen, die sich das nicht leisten können - oder wollen. Gerade weil man nicht weiß, wie der Herbst wird. Trotzdem wollen wir am Sonntag einen vergnügten Abend haben für alle, die nicht im Urlaub sind.
Heißmann: Ich bin sehr gespannt, ob nur 200 Leute da sein werden oder ob es voll wird. Ich glaube, die Leute sind noch sehr satt von den vielen Veranstaltungen und viele Volkacher fahren nach dem Weinfest ja erstmal in den Urlaub. Und wenn es doch so sein sollte, dass es aus allen Nähten platzt, dann kann man ja noch Bänke holen, die Leute können sich hinstellen oder auf den Boden setzen. Ich glaube nicht, dass wir den Platz sperren müssen. Den Weinfestkult hat Volker Heißmann noch nicht erreicht (lacht).
Heißmann: Ich bin Komödiant mein Leben lang und ich komme von der Singerei. Die Leute, die mich nicht als Sänger kennen, werden überrascht sein, was in dem Mariechen für eine Stimme steckt. Ich singe wahnsinnig gerne Musicals, Schlager, Chansons. Peter Alexander, Frank Sinatra und Harald Juhnke waren meine Vorbilder. Und in der Richtung mache ich "Locker vom Hocker" eine Samstagabendshow von 1980. Das Pavel-Sandorf-Quartett ist dabei, zu dem ich singe, Sketche und Parodien mache.
Heißmann: Hauptsache eine Bühne! Ich bin ein Bühnentier. Wenn ich mal 14 Tage Urlaub mache, scharre ich am Ende schon mit den Hufen. Das ist für mich Therapie und es stärkt die Abwehrkräfte, wenn ich da oben stehe. Das möchte ich machen bis ins hohe Alter wie Johannes Heesters - und mit 103 werde ich dann aus Eifersucht in einer Bar erschossen. Das ist, was ich mir wünsche.
Heißmann: Jeder Abend ist anders, man kann sich nie auf dem Applaus des Vortags ausruhen. Man muss sich sein Publikum immer erobern und darf die Leute nicht enttäuschen. Das Schöne bei Martin Rassau und mir ist, dass wir sehr spontan sind und viel improvisieren. Wenn jemand was reinschreit, dann freue ich mich, weil dann kann ich schon wieder was daraus machen. Es wird ein spannender, lustiger, romantischer Abend am Weinfestplatz.
Heißmann: Die Leute haben in diesem Sommer ihre ganzen verlegten Konzerte und Veranstaltungen abgesessen und jetzt weiß man nicht, wie es weitergeht. Lauterbach beschwört das Killervirus hervor und wir hören jeden Tag irgendwelche Schreckensmeldungen. Die Leute warten jetzt erstmal noch ab, was mit der Heizung passiert und was man sich noch leisten kann. Das wird ein schwerer Herbst und Winter für die Kultur. Wir müssen mit weniger Zuschauer rechnen und können nur hoffen, dass die Leute sagen, jetzt gönnen wir uns eine Eintrittskarte und gehen mal wieder richtig schön zum Lachen.
Heißmann: Genau, gerade auch für die Anwohner. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass man das erträgt, das ist ja auch eine Lärmbelästigung rund um den Weinfestplatz. Da wollte ich mich einfach mal dafür bedanken, auch weil ich mich in Volkach wahnsinnig wohlfühle. Das ist ein schönes Miteinander und das ist die Stadt der kurzen Wege: Wenn man Hilfe braucht, bekommt man sie sofort. Volkach ist was ganz Besonderes. Deswegen sage ich da am Sonntag Dankeschön – aus tiefstem Herzen.
Sonntagabend: Einlass auf den Weinfestplatz ist um 18 Uhr, das Programm "Locker vom Hocker" beginnt um 19 Uhr. Keiner benötigt ein Ticket, es gilt die freie Platzwahl. Infos gibt es unter www.volkach.de oder bei der Touristinformation Volkacher Mainschleife, Tel.: (0 93 81) 4 01 12.