
Volker Heißmann kennt man in Veitshöchheim - ist er doch mit dem Witwen-Duo "Waltraud und Mariechen" Stammgast bei "Fastnacht in Franken". Wenn er am Dienstag, 24. Mai, die Gemeinde besucht, tut er dies mit einem ganz anderen Programm: "Introitus Interruptus - das andere Kirchenkonzert: Lieder, Lachen, Lobgesang", heißt es auf der Ankündigung. Begleitet vom Pavel Sandorf Quartett singt der Komödiant geistliche und weltliche Lieder und erzählt aus seinem Leben. Im Interview mit dieser Redaktion spricht Heißmann über Krisen, Kirche und Lachen.
Volker Heißmann: Ich war 30 Jahre Kirchenvorstand in St. Paul in Fürth, meiner Heimatgemeinde. Da gab's die Bitte, einen barrierefreien Eingang zur Kirche zu schaffen. Um das zu finanzieren, wollte ich ein Benefizkonzert machen und habe überlegt, wie ich das nenne. "Introitus" bedeutet Eingangslied, der Eingang – und "interruptus" unterbrochen. Die Herrschaften mit Rollstuhl und Gehbehinderung hatten ja einen unterbrochenen Eingang in die Kirche, daher der Titel "Introitus Interruptus". Da gab’s natürlich Diskussionen, ob man das so nennen darf – wegen der Ähnlichkeit zu "coitus interruptus". Damit hat das Ganze aber nichts zu tun.
Heißmann: Man muss sich immer ein bisschen abheben, und wenn ich jetzt hinschreibe "Volker singt Lieder über Gott und die Welt", bleibt das natürlich nicht so im Kopf hängen wie dieser Titel.
Heißmann: Es ist ein sehr persönliches Konzert, in dem ich erzähle, wie ich zu dem geworden bin, was ich heute bin. Seit vier Jahren machen wir diese Art von Konzert, wir haben es zirka 30 Mal gespielt. Für mich ist es immer ein ganz besonderer Abend, weil ich erzählen kann, was ich mit der Kirche, mit Jesus Christus erlebt habe – und wie mir das als Komödiant hilft, auch in schwierigen Zeiten den Leuten immer wieder das Lachen zu schenken.

Heißmann: Ja, natürlich. Viele schimpfen ja, "was will der denn in der Kirche, steht das Mariechen jetzt auch noch auf der Kanzel, das geht ja gar nicht!" Aber das Konzert ist für jedermann, es ist zum Nachdenken gedacht, wie man sein Leben gestalten kann. Dass man mit der Zuversicht lebt, dass Lächeln und Lachen auch nach schweren Schicksalsschlägen zurückkommen.
Heißmann: Was man auch Schlimmes erlebt – irgendwann findet der Mensch immer zum Lachen zurück. Lachen löst Depressionen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass, wenn man über längere Zeit die Mundwinkel nach oben zieht und sich quasi zum Lächeln zwingt, Glückshormone im Körper ausgeschüttet werden. Der Blutdruck sinkt, Panikattacken können vermieden werden, Angstzustände werden weniger, Schlaflosigkeit verschwindet – und das alles durchs Lachen und Lächeln.
Heißmann: Für mich schon. Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit der Kirche, ich bin da groß geworden, ich hab' da alles lernen können.
Heißmann: Ich bin in keiner reichen Familie groß geworden, mein Vater war Handwerker, wir hatten nicht viel. Im Sommer musste mein Vater durcharbeiten – da waren die Kirche und die Freizeiten, die ich dort gemacht habe, für mich das Paradies. Ich hab' da meine ganzen Freunde gehabt, die mich dann auch am Anfang meiner Karriere unterstützt und mir geholfen haben: Sie haben die Scheinwerfer bedient, mitgetanzt, Sketche mitgespielt, waren Bühnenpartner. Ohne die Gemeinde St. Paul und die Kirche dahinter, wäre ich nicht da gelandet, wo ich heute bin.
Heißmann: Wie man damit umgeht, die Aufarbeitung, das ist etwas, was ich an der katholischen Kirche verurteile. Dass man nicht viel früher viel offener mit den Missbrauchsfällen umgegangen ist. Man kann aber auch nicht sagen, die katholische Kirche ist generell schlecht. Missbrauch passiert in unserer Gesellschaft, und er passiert in der Kirche, und da muss ich schauen, dass ich diese Menschen stelle und auch einsperre. Missbrauch ist ein Verbrechen, und die Täter gehören aus dem Dienst gezogen.
Heißmann: Das Zölibat und dass Frauen nicht predigen dürfen, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Heißmann: Die Kirche müsste wieder näher an den Menschen sein: Dazu müsste man Barrieren abbauen, weg vom hohen Ross kommen. Es wäre wichtig, dass der Pfarrer und auch der Bischof zu ihren Gemeindemitgliedern gehen, ihre Probleme sehen und ernst nehmen. Dass man also nicht in die Kirche gehen muss, sondern die Kirche zu den Menschen geht. Oft bleibt vor lauter Verwaltung keine Zeit mehr für die Seelsorge – das muss anders werden. Die Kirche sollte außerdem mehr ihre Vorteile zeigen: dass sie viele Kinderkrippen, Kindergärten, Pflege- und Behinderteneinrichtungen betreibt, die ohne die Kirche gar nicht möglich wären. Man müsste zeigen, wo die Kirchensteuer hinfließt – zum Beispiel in die Seelsorge.
Heißmann: Ich lebe nach den Werten meiner Eltern, die mich christlich erzogen haben. Wenn ich auf Tournee bin, gehe ich in die Kirche der jeweiligen Stadt und komme zu mir. Ich tanke da Kraft, bete, werde wieder geerdet. Das sind alles Kraftorte. Auch die Kirchenkonzerte sind ein wichtiger Bestandteil in meinem Jahresablauf. Es kommt dabei so viel zurück, auch vom Publikum, man kommt zur Ruhe, wenn man in dieser Umgebung Lieder singen darf.
Heißmann: Die Symbiose zwischen dem Publikum, dem Pfarrer, der auch immer da ist, und mir. Dann das Publikum selbst – es kommen die unterschiedlichsten Leute: die mit der Kirche gar nichts am Hut haben, die ausgetreten sind, Evangelische, Katholische, Andersgläubige. Das ist eine tolle Gemeinschaft, die wir an dem Abend haben, das spürt man auch.
Heißmann: Unser Jesus Christus nimmt uns so, wie wir sind. Er weiß, dass wir auch Fehler haben und nicht perfekt sind. Wir dürfen unsere Sünden in der Kirche lassen, uns wird vergeben. Außerdem kann ich mich in allen Lebens- und Gemütslagen auf den Glauben und auf Jesus Christus verlassen. So kommt man mit viel mehr Zuversicht durchs Leben.
Volker Heißmann tritt am Dienstag, 24. Mai, um 19 Uhr, zusammen mit dem Pavel Sandorf Quartett mit dem Konzert "Introitus Interruptus" in der Veitshöchheimer Kuratiekirche auf. Tickets online unter www.comoedie.de oder bei der Tourist-Information Veitshöchheim, Tel.: (0931) 78090025.
Genau das selbe Konzert!