
Gaslieferungen werden eingeschränkt, Energiepreise steigen: "Wir können die Lage nicht ändern, aber wir müssen lernen, damit umzugehen", findet Herbert Stapff. Der 69-Jährige ist stellvertretender unterfränkischer Vorsitzender des Verbandes Wohneigentum, bundesweit der größte Verband für selbst nutzende Wohneigentümer. Wenn es ums Heizen und um Energieverbrauch geht, weiß der Würzburger, wovon er redet. Stapff war in seinem Berufsleben viele Jahre Kaminkehrermeister und später Energieberater.
Trotz der aktuellen Energiekrise sieht er für Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus Möglichkeiten, einigermaßen unbeschadet durch die kalte Jahreszeit zu kommen – wenn man das Energiesparen nicht nur oberflächlich angeht. "Sicher ist der Umgang, also unser Nutzerverhalten, mitentscheidend, aber viel wichtiger sind meines Erachtens erst mal die Grundeinstellungen von Warmwasser und Heizung", sagt Stapff.
Und da kommt es für ihn auf die Details an: "Einen Duschkopf zu drosseln, spart zwar Wasser, aber nicht wirklich auch Energie. Denn das heiße Wasser wird zum Duschkopf gepumpt und dort nicht rausgelassen. Man kann den Heizkörper drosseln, aber was nutzt es, wenn das ganze System überheiß ist. Dann ist keine Energie gespart", sagt er und meint: "Wir müssen das Problem anders anpacken."
Wie und wo das gehen kann, weiß Stapff aus seiner langen Berufserfahrung. Seine Empfehlungen hat er in 17 Tipps zusammengefasst:
1. Vom Heißduscher zum Warmduscher werden

Sie sollen sich nicht vom Warmduscher zum Kaltduscher wandeln, aber vielleicht vom Heißduscher zum Warmduscher. Wie warm ist Ihr Duschwasser tatsächlich? Nehmen Sie mal ein Thermometer mit in die Dusche. Oder fangen Sie Wasser auf und halten es rein. Nehmen wir an, es sind 36 Grad. Nun gehen Sie in den Heizraum: Wie warm ist das Wasser im Speicher? Er steht auf 60 Grad? Reduzieren Sie auf 50 Grad, duschen Sie weiter. Immer noch warm genug? Reduzieren Sie auf 45 Grad. Irgendwann ist es zu kalt, dann erhöhen Sie wieder, bis es passt.
2. Warmwasser nicht überall und zu jeder Zeit bereithalten

Nehmen Sie einen Kalender mit Stundenangaben für jeden Tag. Kreuzen Sie eine Woche lang an, wann die Familie wirklich Warmwasser braucht. Selten werden dies 24 Stunden am Tag sein. Schauen Sie die Schaltzeiten an: Ihre Anlage hält den ganzen Tag den Speicher auf Temperatur? Also Aufheizzeiten und Bedarfszeiten abgleichen. Über Legionellen reden wir später. Warmwasser an jedem Waschbecken? Gästezimmer, -toiletten und ähnliches brauchen kein Warmwasser. Drehen Sie das Eckventil ab. Die Kaltwasserleitung heizt sich allein so auf, dass es zum Händewaschen reicht.
3. Wasserarmatur auf die kalte Seite drehen

Früher hatte man für Kalt und Warm zwei Hähne, man musste ständig drehen, bis man die optimale Temperatur am Wasserhahn hatte. Heute haben wir Einhebelmischer. Betrachten Sie ihn mal: Wo steht der Hebel? Meist in der Mitte, so dass beim Öffnen immer Warmwasser kommt. Aber braucht man auch immer Warmwasser? Also den Hebel zur Seite auf Kalt drehen. Das in der Leitung stehende Wasser ist trotzdem warm genug fürs Händewaschen.
4. Braucht man wirklich eine Zirkulationsleitung?

Wie weit ist es vom Heizraum zum Bad? Brauchen Sie wirklich eine Zirkulationsleitung? Ist das Bad über der Heizung, das heißt es gibt nur senkrechte Leitungen, braucht es keine Zirkulation. Bei langen waagerechten Leitungen ist es etwas anderes. Nehmen Sie Ihr Protokoll zur Hand. Wann wird wo Warmwasser gebraucht? Also reicht es doch, wenn während dieser Zeit die Zirkulationspumpe läuft. Wenn das Programm keine Einstellung zulässt, eine billige Zeitschaltuhr in die Steckdose einsetzen. Ist die kleine Pumpe uralt? Hat sie mehr als 25 Watt, sollte sie erneuert werden.
5. Spül- und Waschmaschine an die Warmwasserleitung anschließen

Schließen Sie die Spülmaschine am Warmwasser an. Spülwasser mit dem Heizkessel warm zu machen, ist günstiger als mit Strom. Gleiches gilt für die Waschmaschine. Nur braucht es hier ein Vorschaltgerät mit Warm- und Kaltanschluss oder eine neue Waschmaschine, die hat dann schon zwei Anschlüsse. Die Kochwäsche haben wir uns schon lange abgewöhnt, denn sie muss wirklich nicht sein.
6. Die Maschinen ruhig vollpacken

Was haben Spül- und Waschmaschine, Kühlschrank, Gefriertruhe und Auto gemeinsam? Je voller sie sind, desto weniger Energie brauchen sie. Klingt paradox, ist aber so. Beim Auto sollte nur der unnötige Ballast im Kofferraum entfernt werden.
7. Die Vorlauftemperatur reduzieren

Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur, die der Heizkessel in die Heizleitung schickt, um oben den Heizkörper warm zu machen. Sie haben als Energiesparer oder Energiesparerin bestimmt schon ein kleines Infrarotmessgerät für Oberflächentemperaturen: Wie heiß ist denn der Heizkörper am Rohreingang? Können Sie es noch anfassen? Reduzieren Sie die Vorlauftemperatur. Dies geschieht unterschiedlich je nach Regelungssystem. Heizkurve, Raumtemperatur, Außentemperatur sind hier im Spiel. Es nutzt nichts, hier müssen Sie sich einlesen. Ziel: Die Vorlauftemperatur muss runter. Wie beim Duschen immer ein bisschen, bis es zu kalt im Raum wird.
8. Rücklauftemperatur immer unter 42 Grad

Wie warm kommt das Heizwasser zurück? Wenn die Rücklauftemperatur nur ein wenig niedriger ist als die Vorlauftemperatur, dann passt es. Sie haben einen Gasheizkessel mit Brennwerttechnik? Achten Sie darauf, dass die Rücklauftemperatur immer unter 42 Grad liegt, damit Sie auch die Kondensatwärme der Brennwerttechnik nutzen können. Der Kondensatablauf muss immer laufen. Wenn er trocken ist, ist die Rücklauftemperatur zu hoch, Sie verschenken die Kondensatwärme.
9. Alte Thermostatventile austauschen

Hand aufs Herz: Wie alt sind die Thermostatventile? Älter als 20 Jahre? Dann raus damit ohne Ansehen. Es rentiert sich wirklich. Sind die Ventile hinter einem Vorhang oder abgedeckt? Freilegen, damit sie richtig arbeiten können.
10. Heizkörper freilegen und Spinnweben entfernen

Vor dem Heizkörper hängt ein schöner Vorhang? Weg damit oder auf Fensterbretthöhe abschneiden. Die schönen Heizkörperverkleidungen aus den 70ern abbauen. Bei Gliedergussheizkörpern kann man durchschauen, man sieht die Spinnweben. Bei Rippenheizkörpern (Blech) ist der Korpus geschlossen, oben nur ein Gitter. Legen Sie mal einen Spiegel unter den Heizkörper und leuchten oben in den Heizkörper, aber erschrecken Sie nicht. Also Verkleidung abbauen und auswaschen. Staub und Spinnweben behindern die freie Luftdurchströmung. Unterschätzen Sie nicht, wie stark sich die Heizleistung dadurch reduziert.
11. Heizleitungen im Keller dämmen

Warum wird der Heizkörper warm? Weil vom Heizkessel eine Leitung mit Heizwasser hinführt. Befühlen Sie mal diese Leitungen in Ihrem kalten Keller. Sind sie warm? Dann sollten sie schnell gedämmt werden. Wir wollen die Wärme im Wohnzimmer, nicht im Keller. Dämmungen mit Gipsschalen waren vor 50 Jahren mal angesagt, taugen heute aber nichts mehr. Wie dick soll die Dämmung sein? Mindestens so dick wie der Rohrdurchmesser. Und Abzweige, Armaturen und mehr nicht vergessen.
12. Heizwasserzufluss zum Heizkörper steuern

Die Umwälzpumpe schickt das Heizungswasser im Verteilsystem herum. Naturgemäß geht es den Weg des geringsten Widerstandes, fließt lieber auf kurzem Weg in die ersten Heizkörper nach der Heizung als in die weit entfernten. Diese Hydraulik kann man lenken. Jeder Heizkörper hat ein Thermostatventil. In dessen Innern kann man einstellen, wieviel Heizwasser der Heizkörper bekommen soll. Dies ist abhängig vom Durchfluss, vom Wärmebedarf des Raumes und von der Leistung des Heizkörpers.
13. Heizung von Fachpersonal checken lassen

Hier lassen Sie sich vom Kaminkehrer oder Heizungsbauer helfen. Gemeinsam betrachten Sie Ihre Anlage hinsichtlich Einstellungen, Zustand, Verbrennungsluft, Verluste durch Abstrahlung, Abgas, Stillstand. Wie oft lassen Sie Ihr Auto checken? Und wann war der Check der Heizung? Schätzen Sie mal, wer mehr Energie verbraucht.
14. Beim Pool die Wärmequelle ändern

Ein bisschen Luxus braucht jeder, aber muss im Herbst der Pool beheizt werden? Legen Sie einen Solarkollektor dafür aufs Dach oder stellen eine kleine Wärmepumpe hin. Das ist allemal besser und preiswerter als dafür die Gasheizung anzuwerfen. Und oft sind die unterirdischen Leitungen vom Heizraum zum Pool miserabel gedämmt. Lässt sich nicht mehr ändern, also ändern wir die Wärmequelle. Ganz einfach oder?
15. Erneuerbare Energie für die Sauna

Eine Sauna braucht nun mal viel Wärme und Energie. Was wiegt mehr? Das muss jeder für sich entscheiden. Aber vielleicht kann man hier auch mit erneuerbarer Energie nachhelfen.
16. Wie man Legionellen bei geringerer Wassertemperatur vorbeugt

Die Keime kommen durch vernebeltes Wasser in die Lunge. Sie leben am liebsten im abgestandenen Süßwasser bei 30-45 Grad in Kunststoffleitungen. Eisen-, Zink- oder Edelstahlleitungen mögen sie weniger und 60 Grad Temperatur überleben sie nicht. Wir wollen Energie sparen und senken die Temperatur. Gut für die Energie, aber auch gut für die Keime. Aber bitte nicht in Panik verfallen. Im Haus gibt es wenige Leitungen, die verbracken. Nach der Urlaubszeit spült man die Leitungen durch. Das Steuerprogramm des Warmwasserspeichers heizt jede Woche einmal auf 60 Grad hoch. Dies passiert am besten früh, wenn der Warmwasserspeicher sowieso hochgefahren wird. Kann es das System noch nicht allein, tun Sie es manuell.
17. Beim Gassparen auch ans Flüssiggas denken

Erdgas kommt aus der Erde. Und Flüssiggas? Es wird aus Erdgas oder Erdöl hergestellt. Also macht es doch auch Sinn, Flüssiggas zu sparen. Natürlich will keiner den Grillmeistern den Spaß verderben und Heizbeginn und Grillende ergänzen sich. Einzig die Heizpilze (und andere Heizgeräte) wachsen dann wieder. Aber müssen die unbedingt sein?
Bitte um Reaktion des zuständigen Redakteurs der Main Post.
Die Zeit der Made in Speck ist vorbei!
denn wenn der Strom wg. Netzüberlastung ausfällt, brennen höchstens noch die alten "Dreckschleudern" von Öfen weiter, die dafür keinen Netzanschluss brauchen.
Also vielleicht besser, Omas Kohleofen aus dem Keller zu holen und Briketts einzukaufen statt noch einen Heizlüfter, gg...
Wie ist der denn da reingekommen
Dass ich meinen Bediensteten sagen soll, die Hofeinfahrt im Winter nicht mit dem Gas-Flammenwerfer abzutauen, ist nicht sonderlich hilfreich. Diese Lebensrealität trifft wohl nur auf wenige der 40 Millionen Gaskunden in Deutschland zu.
Ansonsten: "Einen Duschkopf zu drosseln, spart zwar Wasser, aber nicht wirklich auch Energie." Wieso spart man keine Energie, wenn man anstatt 20 Liter Warmwasser nur zehn Liter verbraucht?
"Beim Auto sollte nur der unnötige Ballast im Kofferraum entfernt werden." Je schwerer ein Auto, desto geringer der Benzinverbrauch? Regelmäßig Luft in die Reifen pumpen bringt bestimmt mehr. Beim Rad fahren spürt man das sofort.
Und jetzt nochmal Spartipps für Mietwohnungen.
VDE und DVGW warnen, dass es aufgrund übermäßiger Nutzung von Heizlüftern zu einer Überlastung kommen KÖNNTE. Solche Überlastungen werden LOKAL erkannt und die Stromnetze werden KONTROLLIERT abgeschaltet. Infrastruktur wird dabei nicht zerstört. Es wird darauf hingewiesen, dass auf jeden Fall genügend Gas zum Heizen vorhanden ist und Heizlüfter nicht benötigt werden. Trotzdem ist es bei den Heizlüftern wie mit dem Klopapier: Die Leute kaufen sich die Dinger für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle und nicht, um ihre Gasheizung damit zu ersetzen.
Zu großflächigen oder gar wochenlangen Stromausfällen, wie Sie es sich offensichtlich wünschen, wird und kann es gar nicht kommen.
Hier die original Pressemitteilung von VDE/DVGW:
https://www.vde.com/de/presse/pressemitteilungen/2022-07-27-boom-bei-heizluefter