Bis zum nächsten Supermarkt sind es keine fünf Minuten zu Fuß, die Volkacher Altstadt ist gut einen Kilometer entfernt. Beste Wohnlage in einer Stadt mit Wohnungsnot also? Mitnichten. Das Privatgrundstück, auf dem Volkachs erste Gemeinschaftsunterkunft (GU) für Geflüchtete entstehen könnte, grenzt an die Staatsstraße und liegt am Rand des Gewerbegebiets "Im Seelein".
Dort ist normalerweise keine Wohnbebauung erlaubt. Für "amtliche Unterbringungen", so der Fachjargon, gilt dieses Verbot allerdings nicht. Geflüchtete Menschen dürfen dort also einquartiert werden. Viele weitere Details zur geplanten GU, betrieben von der Regierung von Unterfranken (RUF), erläuterten deren Mitarbeiter Maria-Antonette Graber und Lothar Menzel in der Stadtratssitzung am Montagabend. Die wichtigsten Fakten.
Wie soll das Gebäude aussehen?
Das dreistöckige Wohngebäude soll "Im Seelein 40" in Modulbauweise von einem Bauträger errichtet werden und maximal 90 Menschen Platz bieten. Es hat, so die Sitzungsvorlage für den Stadtrat, "die aktuellen Brandschutz- und Energiestandards und wird mit einer ansprechenden Fassade und Außenanlagen versehen". Stehen soll es sieben bis maximal zehn Jahre, erläuterten die beiden Experten in Sachen Flüchtlingsunterbringung. Menzel betont, es sei "eine Rückbauverpflichtung im Mietvertrag enthalten".
Das Innenleben des Hauses funktioniert ähnlich wie ein Studentenwohnheim: Kleine Wohngemeinschaften von bis zu vier Personen teilen sich eine Dusche und Küchenzeile. Diese sind laut Plan von zwei Doppelzimmern umgeben. Draußen sind Stellplätze für Autos und Fahrräder sowie ein Spielplatz vorgesehen.
Wer wird in die Gemeinschaftsunterkunft einziehen?
Menschen, die nach ihrer Flucht in Deutschland ankommen, werden zuerst auf die Ankerzentren verteilt. Wer in Volkach künftig einziehen könnte, wurde zuvor in der Anker-Einrichtung in Geldersheim registriert. Dort befinden sich laut Maria-Antonette Graber vor allem Geflüchtete aus den Herkunftsländern Algerien, Armenien, Elfenbeinküste, Somalia und Afghanistan.
Die Regierung achte bei der Belegung darauf, dass Familien und Alleinreisende gemischt werden. Letztere seien allerdings in der Überzahl, weshalb man von 65 bis 70 Prozent alleinreisenden Männern ausgehe. Eine Vollbelegung ist den Experten nach meist bei 80 Prozent erreicht, weshalb man in Volkach von rund 70 Bewohnerinnen und Bewohnern ausgehe.
Um diese kümmern sich dann eine Vollzeitkraft für Verwaltung und Hausmeister-Tätigkeiten plus stundenweise Mitarbeiter der Caritas. Ein Sicherheitsdienst ist nicht vorgesehen und sei normalerweise auch nicht nötig. "Das Zusammenleben in solchen Häusern ist deutlich harmonischer als in den großen Unterkünften", versichert Graber.
Warum ist überhaupt eine solche Unterkunft in Volkach nötig?
Das Wohnheim wäre eine sogenannte Anschluss-Unterkunft, von denen die Regierung Graber zufolge bereits 49 in Unterfranken betreibt. Die bestehenden Unterkünfte sind allerdings ausgelastet, weshalb die Regierung ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten ist. "Und alle Landratsämter melden, dass sie keine kleinen, dezentralen Unterkünfte mehr finden", berichtet Lothar Menzel.
Hinzu kommt noch ein Ungleichgewicht innerhalb des Landkreises Kitzingen: Über 800 Menschen leben in Kitzingen in Gemeinschaftsunterkünften, in Volkach als zweitgrößter Stadt des Landkreises bislang kein einziger.
Wie geht es jetzt weiter mit der Planung?
Je nachdem, wie der Stadtrat über den Bauantrag entscheidet, könnte der Bau bereits nach dem Winter beginnen. Sollte Volkach das ablehnen, könnte es passieren, dass das Landratsamt als Genehmigungsbehörde das Einvernehmen der Stadt ersetzt. Dieses Wohnheim auf Privatgrund wird also wohl auf die eine oder andere Weise genehmigt werden.