Etwa 1900 geflüchtete Menschen leben derzeit im Landkreis Kitzingen, und die Zahl wird in nächster Zeit rasant steigen. Die Regierung von Unterfranken hat dem Landratsamt am Dienstag mitgeteilt, dass sie "noch eineinhalb ihrer Häuser in Kitzingen komplett und rasch" mit geflüchteten Menschen füllen werde, berichtete Landrätin Tamara Bischof am Mittwoch im Kreistag. Zudem sei man gehalten, weitere Unterkünfte zu suchen. Eine erste Notunterkunft für Geflüchtete hat der Landkreis vor kurzem bereits eingerichtet – auf dem ehemaligen Bären-Schmidt-Gelände in Mainbernheim. Untergebracht ist dort noch niemand, doch das kann sich schnell ändern.
Wohin mit neuen Flüchtlingen und dem Familiennachzug?
Die Regierung betrieb im Landkreis Kitzingen bislang fünf Gemeinschaftsunterkünfte: zwei im Innopark, eine im Corlette Circle, eine am Oberen Mainkai in Kitzingen und eine in Kleinlangheim. Nun kommen im Innopark noch einmal zwei Häuser mit insgesamt 306 Betten dazu, 67 sind bereits belegt. Damit gibt es im Landkreis Kitzingen 1002 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften.
Hinzu kommen dezentrale Unterkünfte, wobei mehrere Mietverträge auslaufen – auch die Unterkunft im ConneKT, so dass der Landkreis die Menschen, die dort leben, verlegen muss. Aber wohin? Das ist die große Frage bei denen, die schon da sind. Von Neuankömmlingen gar nicht zu reden. Und auch nicht vom Familiennachzug. Laut Landrätin gibt es mehrere Anträge von derzeit noch allein hier lebenden Männern, deren bis zu acht Kinder nachziehen dürfen. "Wir wissen nicht, was wir mit denen machen sollen", so Bischof.
Der Landkreis hat der Regierung gemeldet, dass er nicht aufnahmefähig sei. Nützen wird ihm das wenig. Denn: "Das Ankunftsgeschehen ist sehr dynamisch", sagte Sachgebietsleiter Christian Därr. Es müssten zeitnah möglichst viele Unterbringungsmöglichkeiten angeboten werden. Um wie viele Menschen es geht, sei schwierig zu sagen. Auf Nachfrage sprach die Landrätin von zehn bis zwanzig Personen pro Woche. "Aber das sind nur Schätzungen. Das kann in ein paar Tagen ganz anders sein", fügte Därr an. Klar ist jedenfalls für alle: Es wird eine große Herausforderung. Die Landrätin wird deshalb die Bürgermeister anschreiben und um Unterstützung bitten.
44 Prozent Fehlbeleger müssten die Unterkünfte verlassen
Dass keine Kommune so tun kann, als ginge sie das Thema nichts an, machte eine Aussage von Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner sehr deutlich. In den Unterkünften leben viele Menschen, die dort rein rechtlich nicht mehr leben dürften, aber keine andere Wohnung finden. "Fehlbeleger" werden sie genannt, und die Quote ist mit 44 Prozent sehr hoch. Momentan werden sie nicht auf die Straße gesetzt, sondern geduldet.
Wer keine Wohnung hat, ist obdachlos. Und für die Unterbringung von Obdach- oder Wohnungslosen sind die Kommunen zuständig. Was, so fragte Güntner, wenn die Regierung, weil sie den Platz braucht, die Fehlbeleger als Obdachlose vors Rathaus stellt? Es sei ein klares Zeichen an die höhere Ebene nötig. "Es funktioniert nicht. Es reicht!", erklärte der Kitzinger Oberbürgermeister. Bischof teilt diese Meinung. Sie habe schon viele Schreiben nach Berlin geschickt und sei auch schon vor Ort gewesen, so die Landrätin. "Es hat bislang nicht viel gebracht."
Die Kapazitäten der Verwaltung sind erschöpft
Fehlender Wohnraum ist das eine Problem, der verwaltungstechnische Aufwand das andere. Der ist mit dem derzeitigen Mitarbeiterstab im Landratsamt nicht zu schaffen, wie Bischof und Därr deutlich machten. Die Abteilung sei völlig überlastet. Drei Stellen seien ausgeschrieben, eine davon eine Bestandsstelle sowie zwei neue. Allerdings gibt es aufgrund des Fachkräftemangels nur wenige Bewerber. Fachfremde wie Kaufleute einzustellen sei schwierig, weil die Mitarbeiter grundlegende Kenntnisse in der Rechtsanwendung haben müssen, hieß es auf Nachfrage von Kreisräten.
Ob die Integrationslotsenstelle erhalten bleibt, wollte Astrid Glos wissen. Das Thema werde in der nächsten Ausschusssitzung behandelt, so die Ankündigung. Stimmen die Kreisräte zu, wird es künftig 1,5 Stellen geben.