
Die Sympathien waren klar verteilt am Montagabend auf dem Volkacher Marktplatz: Zahlreiche Menschen wollten demonstrieren, dass sie die in Volkach geplante Unterkunft für 90 Geflüchtete ablehnen. Diese stand als Bauantrag erstmals auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. Kurz vor deren Beginn setzte jedoch ein Volkacher einen Gegenpunkt: Sebastian Kleinau schwenkte eine Europa-Regenbogen-Fahne vom Rathausbalkon und erntete dafür Pfiffe und Buh-Rufe.
Diese winzige Szene zeigte vorab, was sich später in der Sitzung wiederholen sollte: Statt "Wir schaffen das" bestimmte die Stimmung eher ein "Wir haben Angst – das ist zu viel". Und die Rufe von draußen – sicher nicht nur von Einheimischen – waren noch eindeutiger. "Kein Asylheim in Volkach", forderten Sprechchöre, während der Bauausschuss erste Tagesordnungspunkte bei hohem Lärmpegel schnell durchzog.
Auftakt für weitere Infos zum Thema Gemeinschaftsunterkunft
Ruhiger wurde es erst nach ernsten Ermahnungen und als die zweistündige Diskussion zu dem "sensiblen Thema" begann, wie Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) es eingangs formulierte. Da hatten sich rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer in den Saal gedrängt und hörten von ihm die erste wichtige Info: Beschlossen werden solle an dem Abend zu dem Wohnheim nichts, nur beraten.

Mehrmals betonte Bäuerlein, dass die Sitzung nur der Auftakt sei für weitere Erläuterungen und Veranstaltungen zu dem Thema. Viele Fragen beantworteten Maria-Antonette Graber und Lothar Menzel von der Regierung von Unterfranken allerdings direkt. Diese will die Unterkunft betreiben, errichtet von einem Bauträger auf dem Privatgrundstück eines Investors "Im Seelein 40".
Damit ist schon der Rahmen gesteckt für einen Vorgang, bei dem die Stadt Volkach am kürzeren Hebel sitzt. "Wir hätten dort auch lieber einen Gewerbebetrieb, der Gewerbesteuern zahlt", schickte der Bürgermeister voraus, ehe er die Runde für Stadtratsmitglieder eröffnete.
Die Meinungen zu dem Thema fielen unterschiedlich aus. So sagte Andrea Haupt (CSU): "Ich verstehe, dass die Bevölkerung Angst hat", und kritisierte die Anzahl von 90 Menschen in der Unterkunft als zu hoch. Auch Julian Eibicht (SPD) warnte: "Wir schaffen uns da einen gewissen Brennpunkt." Ähnlich sah das Cengiz Zarbo (FWG), der ankündigte, sich für eine Reduzierung auf maximal 60 Personen einzusetzen. Das passe besser zu den 5500 Einwohnern der Kernstadt Volkach.

Dieser Idee erteilten die Experten der Regierung eine klare Absage. Bei weniger als 90 Plätzen sei die Investition nicht wirtschaftlich. "Die machen das natürlich, um Geld damit zu verdienen", sagte Lothar Menzel. Gleichzeitig versicherte er, dass eine Nachverdichtung, also eine Erhöhung der Personenanzahl, nicht geplant sei.
Doch es gab auch ganz andere Stimmen. Klaus Leckel und Dritte Bürgermeisterin Gerlinde Martin (beide CSU) erinnerten an die gelungene Integration von rund 150 Geflüchteten in Privatunterkünften in Volkach in den vergangenen Jahren. Und Herbert Römmelt (FWG) forderte: "Ich bitte, das Ganze auch als Chance zu sehen. Wir sollten nicht zu ängstlich sein."
Genau so wirkte allerdings die Grundstimmung bei den Gästen, denen der Stadtrat erlaubte, Fragen zu stellen. Um ihre Sicherheit als alleinstehende Frau auf dem Heimweg sorgte sich eine Volkacherin, ein anderer befürchtete eine Erweiterung der Unterkunft und wieder ein anderer fragte nach den Auswirkungen auf den Tourismus.
Stadtrat plant "gemeinsame Erklärung gegen auswärtige Rechtsradikale"
Dazu hatte ein Bürger beim Verlassen des Rathauses eine klare Meinung: "Die Nazis sind sicherlich schlechter für den Tourismus als die Flüchtlinge." Damit meinte er vermutlich den rechtsextremen AfD-Politiker Daniel Halemba, der die Diskussion an der Tür stehend stumm verfolgte und anscheinend Gefolgsmänner mitgebracht hatte.
Eine Tatsache, die Moritz Hornung (Grüne) eine "gemeinsame Erklärung gegen auswärtige Rechtsradikale" fordern ließ. "Wir müssen uns stark machen gegen diese Nazis, die nichts mit Volkach zu tun haben." Dafür gab es volle Zustimmung des Stadtrats und Applaus.
Als Frau habe ich IMMER Angst, nachts alleine unterwegs zu sein. Das liegt nunmal leider in der Natur der Sache. Liest man mal die Kriminalstatistiken, wie viele Frauen Opfer von Gewalttaten werden, müssten gerade in Volkach die Angst mehr umgehen ob der Betrunkenen Männer, die tagtäglich durch die Gassen streichen, als vor ein paar Geflüchteten.
Ich denke es ist keiner von dieser Unterkunft begeistert, aber wenn sie doch kommt werden die Volkacher die "Gäste" hoffentlich herzlich aufnehmen und akzeptieren.