Anfang Dezember findet der Mainbernheimer Holzstrich statt. Dafür ließ Förster Achim Volkamer, der den Mainbernheimer Wald betreut, etwa 3000 Bäume mit einen Durchmesser von etwa 20 Zentimetern fällen. Etwa eineinhalb Tage brauchten die Arbeiter dazu – Holzfäller aus Rumänien, denn auch im Wald fehlen die Fachkräfte. Was sich besonders bei der Aufforstung bemerkbar macht. Ein Gespräch im Wald über Holz, Psychologie und das 50-Pfennig-Stück.
Achim Volkamer: Es gibt genügend, aber heuer ist ein Ausnahmejahr. Durch die Energiekrise ist die Nachfrage extrem nach oben geschnalzt. Und die vergangenen Jahre hatten wir nicht das Problem, dass wir zu wenig Brennholz gehabt hätten. Alle haben jetzt Panik wegen der Gas- und Ölpreise. Auch der Pelletspreis war und ist hoch, teilweise höher als der Ölpreis.
Volkamer: Auf jeden Fall doppelt so viele. Als Gesprächsthema hat sich Brennholz bestimmt verdreifacht. Wenn man zurzeit mit jemanden spricht, geht es gleich ums Holz.
Volkamer: Der Brennholzpreis ist extrem gestiegen. Brennholz ist meist von geringer Qualität. Ein Baum ist aus rein wirtschaftlicher Sicht nachwachsender Rohstoff mit verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten. Als Beispiel die Kiefer: Das untere Stück ist das schönste. Da wird Bauholz daraus gemacht. Aus der Mitte macht man Palette, also Verpackungsholz. Oben geht das Holz entweder in die Spannplatte oder es wird Brennholz. Der minderwertigste Teil ist das Brennholz. Sein Preis hängt immer am Energiepreis. Weil der Energiepreis so hochgegangen ist, sind momentan auch die Brennholz- und Spannplattenpreis so hoch.
Volkamer: Die Stadt Mainbernheim hat einen 20-jährigen Forstwirtschaftsplan, der bis 2031 gilt. Ein Forstsachverständiger geht durch den Wald und schaut, wie viele Festmeter Holz auf einem Hektar stehen. Dazu bekommt er Zahlen aus dem Revierbuch, wie viel Holz in den 20 Jahren zuvor gemacht wurde. Aus diesen Daten ergibt sich der Hiebsatz, wie viel Bäume im Jahr geschlagen werden dürfen. Und dann schwankt es. In Mainbernheim habe ich jahrelang viel weniger gemacht als ich machen dürfte, aber vergangenes Jahr bin ich darüber gegangen. Das lag daran, dass sehr viele Kiefern schlecht ausgesehen haben. Manchmal ist man drunter, manchmal drüber. Im Schnitt muss es passen. Tendenziell machen wir aber weniger Holz als möglich wäre, um zum Beispiel Totholz anzureichern.
Volkamer: Wir passen uns der Nachfrage an und dieses Jahr ist sie für Brennholz hoch, wie auch der Preis. Deswegen machen wir heuer sehr viel davon. Ich mache aber überhaupt keine Kiefer – ein klassisches Bau- und Verpackungsholz – im Gegensatz zum vergangenen Jahr.
Volkamer: Vor allem Hainbuchen und Eichen aus einer Jungdurchforstung. Dabei werden Konkurrenten, die den weiteren gewünschten Wuchs behindern, entfernt und das ist dann klassisches Brennholz.
Volkamer: Tendenziell hat er recht, der Trend geht zu leicht verarbeitbaremHolz wie der Buche. Früher, ich bin jetzt seit 13 Jahren da, hat es mehr Leute gegeben, die auch unbequemes Holz selber gemacht haben. Oft Landwirte oder Nebenerwerbslandwirte, die mit Schlepper und Spalter in die Rückegasse gefahren sind. Die haben richtig knorziges Holz, krummes Kronenholz und starke Äste, also Holz, das schwer zu bearbeiten ist, gemacht. Das wird immer weniger. Selbst fällen lasse ich kaum noch. Durch den Klimawandel gibt es immer mehr tote Äste in den Kronen und die Arbeit wird immer gefährlicher.
Volkamer: Viele Leute haben die Ausrüstung nicht mehr. Andere sagen, ich will mein Holz an einem Weg, wo ich auch mit meinem Auto hinfahren kann. Vielleicht will man sich auch nicht mehr die Arbeit machen. Eichenholz ist sehr hart. Da plagt man sich schon.
Volkamer: Deutlich über 1000 Euro auf jeden Fall. Die Säge etwa 500 bis 1000 Euro, anständige Stiefel weit über 200 Euro, die Schnittschutzhose kostet auch 100 bis 150 Euro, Jacke und Helm, dazu Spalthammer- und Keile, Beile.
Volkamer: Ja, da kann man einiges kaufen. Spaß gehört auf jeden Fall auch dazu. Bis letztes Jahr war das meist ein Hobby. Man hat sich körperlich betätigt, man war draußen im Wald, man hat etwas Sinnvolles gemacht. Das ist etwas Befriedigendes. Aber in diesem Jahr macht man das nicht nur, weil es einem Spaß macht. Mittlerweile ist es wirklich ein Kostenfaktor.
Volkamer: Ganz viele haben einen kleinen Ofen für die Übergangszeit. Das ist der Klassiker. Manche haben Scheitholzkessel, aber das sind nicht viele.
Volkamer: Da ist viel Psychologie dabei. Es ist ein Grundbedürfnis, dass man es daheim warm hat. Aber: Das Holz, das man beim Holzstrich in Mainbernheim kaufen kann, kann man diesen Winter nicht schüren. Zwei Jahre sollte man es schon trocknen lassen. Für die jetzige Energieknappheit nutzt es also gar nichts. Aber manche haben Angst, dass es so weiter geht und da will man etwas daheim haben.
Volkamer: Wir spüren den Fachkräftemangel auch im Wald. Viele Unternehmen wie die Firma aus Hof, die gerade im Wald arbeitet, beschäftigt häufig Rumänen. Es ist ein Problem, genug Arbeiter zu finden. Es ist auch eine schwere und gefährliche Arbeit.
Volkamer: Da ist das Problem noch größer. Holzernte machen viele gerne, Pflanzungen werden nicht so gerne gemacht. Früher gab es Kulturfrauen, denken Sie an die Rückseite des 50-Pfennig-Stücks. Aber das ist Jahrzehnte her.
Volkamer: Der Wald ist ein wundervoller Arbeitsplatz, ich finde der schönste, und man macht etwas Sinnvolles. Vor allem im Landkreis Kitzingen kämpfen wir mittlerweile um den Walderhalt. Wir machen den Wald zukunftsfähig.