
So ein Haushaltsplan ist ein weites Feld mit vielen Furchen und Verwerfungen. Nicht jeder Stein lässt sich umdrehen, nicht überall kann man in die Tiefe gehen. Doch als der Kitzinger Stadtrat jetzt Investitionen im Wert von fast 30 Millionen Euro auf den Weg brachte, blieb der Blick an mancher Zahl und manchem Projekt hängen.
1. Hotelschifffahrt am Main: Wird bald kein Schiff mehr kommen?

Auch am Main bei Kitzingen gehörten die Hotelschiffe lange zum vertrauten Bild. Inzwischen scheint die Luft raus zu sein. "Wir haben nicht mehr diesen Zulauf", erklärte Tourismusreferent Walter Vierrether schon im vorigen Sommer. Und da die Stadt seit jeher Verluste mit ihrer Schiffsanlegestelle schreibt, ist nun wieder die Frage aufgetaucht: Lohnt sich der ganze Aufwand noch? Die Kosten, die durch Strom- und Wassergebühren anfallen, sind nicht einmal zur Hälfte gedeckt. Das Defizit im vergangenen Jahr lag bei 28.000 Euro, "Tendenz steigend", wie Manfred Paul (SPD) im Stadtrat sagte. Noch hat man den Daumen im Rathaus nicht endgültig gesenkt – vielleicht, weil sich das Thema aus Sicht von OB Stefan Güntner (CSU) "eh erledigen" wird. "Zu uns wird bald keiner mehr kommen." Schon heute dürfen aus Lärmschutzgründen nach 22 Uhr keine Schiffe mehr an- oder ablegen und auch nicht über Nacht ankern.
2. Ratten ja, Schaben nein: Wem städtisches Personal zu Leibe rücken darf

Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist: 1000 Euro stehen bis 2028 jährlich für den Kauf von Köderboxen zur Rattenbekämpfung im Haushalt bereit. Dies veranlasste Stadtrat Werner May (UsW) zu der Frage, ob das städtische Personal neben Ratten auch sonstiges Ungeziefer bekämpfen dürfe. Die Antwort gab Dieter Pfrenzinger vom Bauhof der Stadt: Schaben, Ameisen oder Mäusen rücke man seitens der Stadt nicht zu Leibe, "weil wir sonst den Schädlingsbekämpfern ins Gehege kommen". Für den Kampf gegen Ratten, sowohl in dunklen Kanälen als auch oberirdisch, gebe es geschultes Personal. "Wir haben vier Leute, die das dürfen."
3. Keine Fahrräder für die Grundschulen: Einspringen sollen die Eltern

Ein neues Lernkonzept soll Grundschülern in Bayern den Weg zum Radlführerschein erleichtern. Dazu gab es im Haushalt ein Budget: 3000 Euro für den Kauf dreier Fahrräder an der Siedlungsgrundschule, 20.000 Euro gar für einen Klassensatz an Fahrrädern und Rollern an der St.-Hedwig-Grundschule. Doch mit großer Mehrheit hat der Stadtrat diese Mittel gestrichen. "Es ist nicht Aufgabe einer Kommune, Kindern das Fahrradfahren beizubringen", sagte der Oberbürgermeister. "Dafür gibt es Eltern." Güntner, selbst Trainer einer Jugendfußballmannschaft, hat beim Nachwuchs große motorische Defizite erkannt: "Wenn Kinder nicht einmal auf einem Bein stehen können, ohne umzufallen, wird es schwierig." Auch der Bayerische Gemeindetag rate vom Kauf der Räder ab.
4. Logik und Luftbild reichen nicht: Stadt hat (noch) keinen Plan für dritte Grundschule

Dass Kitzingen eine dritte Grundschule braucht, ist hinlänglich bekannt – nur: wo? "Wenn wir uns in diesem Raum hinsetzen und aufs Luftbild schauen, wo andere Schulen sich befinden, dann sagt uns die Logik, wo der Standort sein muss", erklärte der OB vor dem Stadtrat. "Aber das traut man uns offenbar nicht mehr zu." Im Haushalt gibt es deshalb ein Budget von 40.000 Euro für die Erstellung eines "Schulentwicklungsplans" – so will es dem Vernehmen nach die Regierung von Unterfranken. Wichtig ist Manfred Paul (SPD), dass sich in der Sache überhaupt etwas tut. "Sonst kommen die Kinder mit der Schultüte aus der Kita und stellen fest, dass sie keine Schule haben, in die sie gehen können. Das wäre peinlich."
5. Zu viel Grau am Main und in der Stadt: Bäume auf Rädern sollen helfen

Das wird nicht nur die Stadtgärtner freuen: Mit knapper Mehrheit hat der Stadtrat Geld für mehr Grün in Kitzingen lockergemacht: immerhin 50.000 Euro. Die Mittel werden der unbestimmten Masse des Haushalts entnommen und in 2025 vorgezogen. "Wir hatten ja schon Geranien", sagte Werner May (UsW), "nur haben die nicht lange gehalten." Hier gehe es nicht um Geranien, entgegnete Klaus Sanzenbacher (Grüne), sondern um "mobiles Grün", also Bäume oder Sträucher in verschiebbaren Blumenkübeln. Sie sollen etwa am Mainkai zum Einsatz kommen, wo nach dem millionenteuren Umbau "viel Beton" dominiere.