
Mit der Einweihung der neuen Schiffsanlegestelle im Jahr 2011 ist das Publikum in Kitzingen internationaler geworden. Vor allem Gäste aus Übersee, aus Australien oder Neuseeland, ankerten im Laufe der Jahre am Main.
Der große Boom aber scheint erst einmal vorbei, die Zahlen sind spätestens mit der Corona-Pandemie eingebrochen. Und jetzt hat Kitzingen auch noch eine Diskussion um nächtliche Ruhestörung durch die vor Anker liegenden Schiffe am Hals, die am Ende zum kompletten Aus der Hotelschifffahrt in der Stadt führen könnte.
Der Stadtrat hat am Donnerstag – entgegen der ausdrücklichen Empfehlung von Tourismuschefin Vanessa Feineis – entschieden, dass zwischen 22 und 7 Uhr gar keine Schiffe mehr vor dem Jugendhaus am Main liegen dürfen. Feineis hatte ihre Bedenken damit begründet, dass Kitzingen mit dem Wegfall der Übernachtungsmöglichkeit auf dem Fluss an Attraktivität und Wirtschaftskraft verliere.
"Gerade kleinere Schiffe nutzten die Option auf Übernachtung für ihre Radgäste gerne", schrieb Feineis. Auch größere Schiffe lagen immer wieder vor Anker und buchten laut Feineis hiesige Musiker für ihr Abendprogramm.
Die Klimaanlagen der Hotelschiffe machen nachts Lärm
Das Problem ist der von den Schiffen ausgehende nächtliche Betriebslärm. Zwar dürfen diese während der Liegezeit keine eigenen Generatoren an Bord betreiben, sondern müssen den von der Stadt bereitgestellten Landstrom nutzen. Doch die lärmintensiven Klima- und Lüftungsanlagen können nach Feineis' Worten nachts nicht abgeschaltet werden, da manche Kabinen über keine andere Luftzufuhr verfügen.
Im Dezember 2023 erreichte die Stadtverwaltung die Beschwerde eines Anwohners über den Lärm der Anlegemanöver und der schiffseigenen Aggregate. Bei Messungen stellte man fest, dass die für die Nacht geltenden Grenzwerte an "verschiedenen Messpunkten am Schiff" überschritten wurden.
Bei der Stadt schrillten damit die Alarmglocken – man schlug vor, das An- und Ablegen auf die Zeit von 7 Uhr bis 22 Uhr (bislang 23.30 Uhr) zu begrenzen und ein Ankern der Schiffe am Main nachts gänzlich zu untersagen.
Viele Passagiere gehen hier höchstens einen Kaffee trinken
SPD-Fraktionschef Manfred Paul warf im Stadtrat die Frage auf, ob es überhaupt noch Sinn mache, die Anlegestelle zu halten. Die Stadt lege nur drauf. "Und was haben wir davon? Die Leute gehen hier höchstens mal einen Kaffee trinken."
Auch Tourismusreferent Walter Vierrether (ProKT) tendierte eher dazu, die Segel zu streichen. "Wir haben nicht mehr diesen Zulauf." Und man müsse aufpassen, die Anwohner am Main nicht zu verlieren – sonst könnte das möglicherweise auch Konsequenzen für das Weinfest dort haben.
Zum Auftakt 2011, dem Jahr der Gartenschau, machten jährlich etwa 100 Hotelschiffe in Kitzingen fest. Mittlerweile haben sich die Zahlen halbiert. Schon 2017 waren es nur noch 65, im Jahr 2022 dann 52 und im vergangenen Jahr 56.