
Es gibt einen Film aus den Siebzigerjahren: Eine entführte U-Bahn rast in irrwitzigem Tempo durch den New Yorker Untergrund. Die Fahrgäste sind in Panik, nur ein älterer Herr bleibt gelassen. Das System, beschwichtigt er, sei so ausgelegt, dass der Zug beim ersten roten Signal automatisch gestoppt werde. "Es gibt nur ein Problem", entgegnet ein anderer Fahrgast. "Die Signale sind alle grün!"
In Kitzingen spielen sich auf den 3,8 Kilometern der B 8 zwischen westlicher und östlicher Stadtgrenze ähnliche Dramen ab. Filmreif sind auch sie. Autofahrer, die rot sehen – und das seit Jahren. Ein Mitglied des Kitzinger Stadtrats beschreibt die Realität entnervt so: "Wir brauchen nicht noch mehr rote Ampeln."
Die Ampeln auf der B 8 stiften eher zusätzliche Verwirrung
Täglich rollen Tausende Fahrzeuge durch Kitzingen, es gibt Staus und Behinderungen. Zum morgendlichen Stress, zur abendlichen Hektik kommen acht Ampeln, die das auf knapp vier Kilometern tobende Chaos steuern und regeln sollen; aus Sicht nicht weniger Autofahrer stiften sie aber eher zusätzliche Verwirrung. Acht Ampeln, die ein bizarres Eigenleben zu führen und unter offensichtlicher Rot-Grün-Schwäche zu leiden scheinen.
Als leuchtende Beispiele waren sie gepriesen, als man sie vor mehr als zehn Jahren mit einem Verkehrsrechner kurzschloss. Einem genialen Hirn, das die Verkehrsströme erfassen und sie mittels intelligenter Schaltung kanalisieren sollte. Doch von Anfang an gab es Probleme. Von einer "Einlaufphase" war die Rede, und es ist nicht ganz klar, ob diese Phase noch immer anhält.

Das Staatliche Bauamt in Würzburg ist zuständig für die Ampelregelung entlang der Bundesstraße. Fragt man dort nach, dann heißt es: "Die Ampeln sind über den Verkehrsrechner miteinander vernetzt und werden entsprechend synchronisiert." Seit einigen Jahren befindet sich der Rechner im Gebäude der Straßenmeisterei im Kitzinger Goldberggebiet. Alle Fäden laufen dort zusammen. Über Induktionsschleifen, die im Fahrbahnbereich der Ampeln verbaut sind, werde der Rechner ständig mit aktuellen Verkehrszahlen gespeist, so teilt es das Amt mit. Die Detektoren unter dem Asphalt messen, wie viele Autos aus jeder Richtung auf die Kreuzung zufahren. An diesen Informationen richten die Ampeln dann ihr Farbenspiel aus.
Die grüne Welle auf der B 8 fällt regelmäßig in sich zusammen
Auf die Schwächen und Probleme bei der Steuerung geht die Behörde nicht ein – es ist noch nicht einmal klar, ob sie die aktuelle Schaltung als Problem sieht. Im Kitzinger Rathaus kennt man die Grenzen des Systems. Dort heißt es: "Geregelt ist eine grüne Welle vom Texasweg bis zur Jahnstraße, die im Normalverkehr auch funktioniert. Nicht reagieren kann der Verkehrsrechner, wenn ein Bagger oder ein ähnliches Gefährt mit verminderter Geschwindigkeit auf der B 8 fährt."
Funktioniert die grüne Welle also tatsächlich, oder fällt sie regelmäßig in sich zusammen? Die Frage führt direkt zu Harald Heinritz. Der Hellmitzheimer nutzt seit 38 Jahren fast täglich die B 8, um morgens auf die Arbeit und abends nach Hause zu kommen. Über drei Jahre – von März 2016 bis Mai 2019 – hat er tagtäglich akribisch Buch geführt: Wann musste er halten, wann hatte er freie Fahrt? Er erstellte Diagramme mit roten und grünen Kreuzen, schickte seine Erkenntnisse an die Behörde nach Würzburg. Er sprach mit Experten des Staatlichen Bauamts und ließ sich in die Geheimnisse des Verkehrsrechners einweihen. Aber durchdrungen hat er das System bis heute nicht ganz.
Trotz Durchfahrtsverbot auf der B 8 häufen sich die schweren Lkws
Sein Fazit: Am Verkehrsfluss hat sich in den vergangenen Jahren wenig geändert. Seine 100-Tage-Auswertungen belegen, dass er bei 700 durchfahrenen Ampelanlagen in fast 50 Prozent der Fälle Rot hatte. Zu bestimmten Zeiten in der Früh oder am Abend herrsche immer noch "gepflegtes Chaos". Seit dem Ausbau der A 3 kämen auch immer mehr Lkws hinzu. Dabei gilt für den schweren Durchgangsverkehr auf der B 8 ein Fahrverbot, das anscheinend kaum kontrolliert wird. Die aus Heinritz' Sicht offensichtlichste Schwäche: Der Verkehrsrechner sei mit manchen Situationen schlicht überfordert.

"Größter Bremsklotz" für Heinritz: die Ampel am Eisenbahnviadukt, dem Knotenpunkt von B 8, West- und Nordtangente. Zu Stoßzeiten reiche der Stau bis zum Alten Krankenhaus, nicht selten bis über die Neue Mainbrücke zurück. Das sieht man auch im Rathaus so. "Die wesentliche Schwierigkeit besteht darin, den starken Verkehrsabfluss Richtung Würzburg in den Hauptverkehrszeiten ab der Nordtangente/Westtangente einzubinden. Zu Lasten der drei anderen Richtungen soll dies durch längere Grünphasen auf der B 8 – unterstützt durch die strategische Schleife zwischen Viadukt und Jahnstraße – jetzt optimiert werden." Von dieser Optimierung schreibt das Staatliche Bauamt in seiner Stellungnahme nichts.
Bizarr wird es abends und nachts, zu Zeiten also, wo auf den Straßen wenig bis nichts los ist. Man nähert sich der Kreuzung. Kein Auto, kein Fußgänger weit und breit, und die Ampeln springen auf Rot – für alle vier Richtungen. Bis sie reagieren, dauert es eine halbe Ewigkeit. Fragt man die Experten einer Signalbaufirma, dann schütteln sie ungläubig mit dem Kopf. Das könne eigentlich nicht sein. Fragt man im Staatlichen Bauamt, heißt es: Die Sicherheit des Verkehrs gehe der Leichtigkeit des Verkehrs immer vor.

Aber sind die Kreuzungen ein Sicherheitsrisiko? Dazu bräuchte es den Vergleich mit jener Zeit, als die Ampeln nachts außer Betrieb waren. Kitzingens Polizeichef Jochen Dietrich sagt, selbst seine langjährigen Beamten könnten sich nicht erinnern, dass die Ampeln in den Nachtstunden abgeschaltet waren. Harald Heinritz sagt: "Es ist zwar schon etwas her, aber natürlich waren früher die Ampeln in Kitzingen nachts aus."
Wo liegt der Schlüssel? Heinritz selbst meidet in der Früh die Rushhour und macht sich meist schon vor 7 Uhr auf den Weg. Manchmal kommt er in Kitzingen dann auf einen Rutsch durch, was nach 7 Uhr und nachmittags auf der Heimfahrt die große Ausnahme sei. Und sonst? Verweist er auf die Umgehung Etwashausen, die den Durchgangsverkehr von Nord nach Süd, also von Hörblach nach Hohenfeld, aufnehme und einen "echten Mehrwert" bedeute. "Das", so sagt er, "wünschte ich mir auch für die B 8."
Es wird Zeit das da mal aufgeräumt wird!
Dafür aber gefühlt 1000 Kreisel.
die auch sonntags laufen und auf Rot springen, selbst wenn weit und breit nur ein Auto unterwegs ist, das dann anhalten muss...
Die Sicherheit des Verkehrs...frag mich wann die Leute anfangen bei Rot drüberzufahren, wenn sie weit und breit kein anderes Auto sehen, das steigert dann bestimmt die Sicherheit ungemein!
Es soll & darf KEINE grüne Welle geben.
Die unerträglichen Zustände werden zunehmen u. ab August soll die B8 am Ortseingang
Kitzingen von WÜ aus komplett neu gemacht werden. Dann bricht der Verkehr zusammen !
Dieser superdupi-tolle sogenannte Stadtrat hat es in 30 Jahren nicht geschafft eine vernünftige Ortsumgehung, wie sie jedes "Kaff" (Hoheim, Hohenfeld, Bärna usw.) hat,
auf die Reihe zu kriegen, sondern einige haben sich mit seltsam-heimlichen Gründstückskäufen in der Totgeburt der Südbrücken-Verlängerung richtig verspekuliert.
Die einzige, ortsentlastende Umgehung muss an der GWF u. an Buchbrunn vorbei über den Main führen. Der Kitzinger Stadt beschäftigt sich mit mit allem Möglichen (Fasnacht, Dachgauben.., usw) nur nicht was das ALLERWICHTIGSTE ist ! Durchgangsverkehr RAUS !!
Es soll & darf KEINE grüne Welle geben."
Unsinn. Bauamt in Würzburg ist zuständig für die Ampelregelung entlang der Bundesstraße.
Das Ganze ist nur ein schlechter Witz auf dem Rücken der Autofahrer.