
Dieser Geruch nach verkohltem Holz und verschmortem Plastik – er wäre ja noch auszuhalten. Aber mit dem Gefrierschrank ist auch das Essen darin verbrannt. In dessen Nähe zieht der Gestank von verdorbenem Fleisch in die Nase – und dicke Fliegen an. Uwe Hartmann hatte davor gewarnt und eine FFP2-Maske für die Reporterin bereitgelegt. Damit schützen auch er und seine Frau Birgit sich, wenn sie in ihrem Haus im Kitzinger Stadtteil Etwashausen nach wichtigen Unterlagen oder Andenken suchen, die das Feuer überstanden haben.
Zwei Wochen sind seit dem Brand am Samstag, 10. Juni, nun vergangen. Der anfängliche Verdacht, es könnte wieder ein Brandanschlag gewesen sein, wie im Februar 2022 auf das Auto des Kitzinger Stadtrats und Kreisrats, war schnell ausgeräumt. Das war dem Bayernpartei-Politiker zufolge "eine große Erleichterung". Am enormen Schaden ändert es nichts. Von außen fallen an dem Haus in der Oberen Neuen Gasse vor allem die Planen auf, die das kaputte Dach vor Wind und Regen schützen sollen. Wie verheerend das Feuer war, zeigt sich erst beim Gang durch das verschachtelte Gebäude.

Im Eingangsbereich hinter dem hohen Tor lehnen die Photovoltaik-Platten vom Dach an der Wand, auf einem der Kartons steht "Winterjacken Uwe". Von dem Vorraum aus geht es rechts über einige Stufen in das Wohnhaus, geradeaus gelangt man ins Nebengebäude. Darin habe sich früher eine Einliegerwohnung befunden, erklärt Uwe Hartmann bei dem Rundgang. Und dort sei nun das Feuer ausgebrochen, ausgelöst von einem technischen Defekt des Elektroherds.
Flammen haben sich vom Nebengebäude bis ins Dach gefressen
Mit welcher Wucht sich die Flammen von dem Herd aus durch das Nebengebäude bis hinüber ins Dach des Wohnhauses gefressen haben, zeigen die verbeulten Kühlgeräte, die völlig verrußten Wände und Decken. An mehreren Stellen hat die Last des Löschwassers das Übrige getan: Decken kommen einem entgegen und hängen nach unten durch.

Ob das Haus zu retten und zu sanieren sein wird, wissen die Hartmanns noch nicht. Und sie sind sich aktuell auch nicht sicher, ob sie das überhaupt wollen. Letztlich würden das die Fachleute entscheiden, "ob es sich rentiert oder nicht", sagt Uwe Hartmann. "Neu aufbauen wäre uns lieber vom Seelischen her."
Verlorene Erinnerungen: Der Videofilm von der Hochzeit ist zerstört
Feuer und Wasser haben nicht nur das Haus unbewohnbar gemacht, sondern auch viele Erinnerungen vernichtet: den Videofilm ihrer Hochzeit vor 20 Jahren, die Protokollbücher des Rassegeflügelzuchtvereins seit 1889. Geschrieben unter anderem von den beiden Großvätern Uwe Hartmanns. Der erfolgreiche Kleintierzüchter, der mit seiner Frau einen Deutschen Meistertitel innehat, spricht "von einem unschätzbaren ideellen Wert".

Eigentlich seien sie jetzt in einem Alter, um sich langsam auf den Ruhestand zu freuen, findet der 60-Jährige. Aber seine 63-jährige Frau offenbart ihre Gefühlslage: "Es ist furchtbar, die Nerven liegen blank, alles ist kaputt." Hinzu kommt die Bürokratie, die nun abgewickelt werden muss – und die zusätzlichen Stress verursacht.
Zwar ist das Paar in der Einliegerwohnung ihres Trauzeugen untergekommen, aber der ältere Herr habe weder Internet noch Computer. So versucht sich Uwe Hartmann mit seinem Handy bestmöglich durch Anträge und Formulare zu kämpfen. Ein Beispiel: "Versuchen Sie mal, die GEZ zu kündigen – und das ohne Schreibtisch und Computer – das ist quasi unmöglich."

Er lobt "die freundliche Dame von der Hausratversicherung", die schon dagewesen sei. Aber für die Gebäudeversicherung benötige er Baupläne, Auszüge vom Katasteramt, Grundbucheinträge. "Man fühlt sich wie mitten in einem Burnout und versucht es irgendwie auf die Reihe zu kriegen", beschreibt der 60-Jährige seine Verfassung.
Stadtratskollege Georg Wittmann bietet sofort eine Wohnung an
Einen kleinen Lichtblick gibt es immerhin: Am Wochenende schaut sich das Paar eine vielversprechende Wohnung an. Ein anderes, spontanes Angebot von Hartmanns Stadtratskollegen, des Immobilienentwicklers Georg Wittmann, musste Uwe Hartmann wegen zu vieler Treppenstufen bis zur Wohnung ausschlagen. Aber das sei "ein feiner Zug" gewesen.

Ebenso freuen er und seine Frau sich über viele Hilfsangebote. Das Problem sei, fügt Hartmann hinzu: "Du weißt ja gar nicht, was Du überhaupt brauchst." Aber 17 Freunde seien vor kurzem da gewesen, um die wichtigsten Sachen "und Herzensdinge" aus dem Haus zu räumen. "Das war gewaltig", zeigt sich der Etwashäuser dankbar. Nun hofft das Paar, dass die Versicherung zügig entscheidet, wie es weitergeht. "Mir persönlich läuft's zu langsam, aber das scheint normal zu sein", sagt Uwe Hartmann dazu.
Dieser Satz passt ebenso gut zur Aufarbeitung des Brandanschlags vor 17 Monaten. Der mutmaßliche Täter, der den Anschlag gestanden hat, hätte am 12. Juli endlich vor Gericht stehen sollen, doch dieser Termin sei nun wieder auf unbestimmte Zeit verschoben. "Wir wären froh, wenn es mal zum Abschluss käme", sind sich die Hartmanns einig. "Aber eigentlich ist nach dem Hausbrand sogar das in den Hintergrund geraten."
Mainpost gehypt?
Jeder andere ist nur ne Nummer.
Er hat einen technischen Fehler.
Nichts mehr und nicht weniger
Man muss da nicht mehr reininterpretieren