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Landkreis Kitzingen
Der eine entging knapp dem Tod, der andere rettete ein Leben: Diese 6 Menschen haben 2023 den Landkreis bewegt
Lebensretter, Senkrechtstarter, Lieblingsbusfahrerin und ein außergewöhnliches Team: 6 Beispiele beeindrucken auf unterschiedliche Weise. Und sind Inspiration fürs neue Jahr.
Mit ihren Geschichten andere Menschen bewegt und inspiriert haben 2023 im Landkreis Kitzingen  (oben von links) Felix Wallström, das Wegweiser-Team und Sabrina Altieri sowie (unten von links)  Ruin Hamkar, Maximilian Leßmann und Peter Sterk.
Foto: Viktor Meshko, Daniel Peter, René Ruprecht, Viktoria Krzyszczyk , Daniela Röllinger, Regina Sterk | Mit ihren Geschichten andere Menschen bewegt und inspiriert haben 2023 im Landkreis Kitzingen  (oben von links) Felix Wallström, das Wegweiser-Team und Sabrina Altieri sowie (unten von links)  Ruin Hamkar, ...
Barbara Herrmann
,  Eike Lenz
 und  Julia Lucia
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:11 Uhr

Die eine hat ein Herz für ihre Fahrgäste, der andere kämpfte wie ein Löwe für die Öffnung einer Straße: Busfahrerin und Bürgermeister sind zwei von sechs Beispielen, mit denen Menschen 2023 im Landkreis Kitzingen andere beeindruckt haben. Sie alle handelten besonders einfühlsam, mutig oder hilfsbereit – und bieten mit ihren Geschichten Inspiration für das neue Jahr.

1. Maximilian Leßmann aus Obernbreit gibt nur dem Maibaum die Schuld

In Obernbreit ist am 30. April der Maibaum auf Maximilian Leßmann gefallen und hat ihn schwer verletzt. Der junge Mann half danach sogar anderen, das Unglück zu verarbeiten.
Foto: Daniela Röllinger | In Obernbreit ist am 30. April der Maibaum auf Maximilian Leßmann gefallen und hat ihn schwer verletzt. Der junge Mann half danach sogar anderen, das Unglück zu verarbeiten.

Es war ein großes Unglück bei einer beliebten Tradition: Beim Aufstellen des Maibaums in Obernbreit ist dieser umgestürzt und hat zwei Menschen verletzt, den 22-jährigen Maximilian Leßmann schwer. Beeindruckend ist, wie der junge Mann hinterher mit diesem Unfall umgegangen ist. Statt nach Schuldigen zu suchen, sagte er später: "Da kann keiner was dafür, nur der scheiß Baum." Und statt sich nur auf sich zu konzentrieren, half er anderen, diesen schrecklichen Abend zu verarbeiten.

Kaum war er aus der Klinik zurück, war er im Kindergarten zu Besuch, um mit den Mädchen und Jungen über das Gesehene zu sprechen. "Ich habe gemerkt, dass ihnen ein Stein vom Herzen gefallen ist", spürte Leßmann dabei. Zu diesem Zeitpunkt liefen längst Spendenaktionen, das Dorf rückte zusammen – und verbrannte beim Sonnwendfeuer schließlich gemeinsam  den "scheiß Baum". (bh)

2. Der "Wegweiser" hilft dort, wo viele Menschen lieber nicht hingehen

Der Main-Post-Preis der Aktion 'Zeichen setzen!' ging 2023 an das Team vom 'Wegweiser' im Kitzinger Notwohngebiet. Schirmherrin Ilse Aigner (links) und Redakteurin Barbara Herrmann (rechts) freuten sich mit (von links) Liselotte Lutz, Gaby Tripp, Margit Dotterweich und Teamleiterin Nicole Girreser.
Foto: Daniel Peter | Der Main-Post-Preis der Aktion "Zeichen setzen!" ging 2023 an das Team vom "Wegweiser" im Kitzinger Notwohngebiet.

Es ist ein sozialer Brennpunkt in der Kitzinger Siedlung: Im Notwohngebiet engagiert sich ein Team von acht Frauen und zwei Männern im "Wegweiser". Einmal wöchentlich öffnen sie dessen Türen und bieten so viel mehr als einen Ort der Begegnung. Um das zu ermöglichen, gehen die Ehrenamtlichen einkaufen, putzen in ihrer Freizeit am Wochenende das Bad, backen Kuchen, sortieren Hosen und Schuhe, organisieren Mittagessen.

Für dieses besondere Engagement bekamen sie im November im Beisein von Schirmherrin und Landtagspräsidentin Ilse Aigner den Main-Post-Preis der Aktion "Zeichen setzen!". Wofür das Team das Preisgeld einsetzt, stehe noch nicht fest, aber wahrscheinlich werde man damit das Mittwochscafé am Laufen halten, informiert Leiterin Nicole Girreser. Rund 200 Euro seien dafür monatlich nötig, finanziert nur aus Spenden. Und noch ein Wunsch soll davon bezahlt werden: "Auf jeden Fall wollen wir für einen Bewohner ein paar Winterschuhe kaufen." (bh)

3. Peter Sterks beherzter Kampf macht ihn zum Helden der Panzerstraße

Großlangheims Bürgermeister Peter Sterk hat sich mit Erfolg für die Öffnung der Panzerstraße eingesetzt.
Foto: Regina Sterk | Großlangheims Bürgermeister Peter Sterk hat sich mit Erfolg für die Öffnung der Panzerstraße eingesetzt.

Manchmal war Peter Sterk im Sommer reif für die Insel, und es gab Zeiten, da musste er sich wie auf einer solchen fühlen. Der Weg nach Norden – nach dem Abbruch der Autobahnbrücke gekappt; der Weg nach Westen – wegen der Erneuerung der Staatsstraße dicht; der Weg nach Osten – aufgrund der Brückenbaustelle bei Feuerbach teilweise gesperrt.

Großlangheim im Spätherbst 2023, ein Dorf, das quasi von der Außenwelt abgeschnitten war. Wie ein Löwe kämpfte der Bürgermeister deshalb für eine Öffnung der sogenannten Panzerstraße. Damit die Wege nach Kitzingen und Schwarzach nicht unnötig lang würden, drängte er darauf, die Passage durch den Wald für den Verkehr freizugeben und ließ sich bei Ämtern und Behörden nicht abwimmeln. Es war ein harter und zäher Kampf, und dass die drei Kilometer lange Straße im November doch noch geöffnet wurde, war auch Sterks Hartnäckigkeit zu verdanken. (elz)

4. Ruin Hamkar rettete ein Leben und spürte "Wärme im Herzen"

Ruin Hamkar hat einen Mann aus dem eisigen Main in Kitzingen gezogen und wurde dafür von Ministerpräsident Markus Söder mit der Christophorus-Medaille geehrt.
Foto: Viktoria Krzyszczyk | Ruin Hamkar hat einen Mann aus dem eisigen Main in Kitzingen gezogen und wurde dafür von Ministerpräsident Markus Söder mit der Christophorus-Medaille geehrt.

Es war im Februar 2022: Ruin Hamkar kam spätabends von der Arbeit heim und sah zwei betrunkene Männer an der Mainpromenade in Kitzingen. Als einer von beiden ins eiskalte Wasser fiel, holte der Kitzinger eine Stange aus seiner Garage, um zu helfen. Währenddessen sprang der Zweite in den eiskalten Fluss. Diesen konnte der 30-Jährige retten, der erste Mann ertrank. Eine Tragik, die Ruin Hamkar lange beschäftigte.

Etwa ein Jahr nach dem Unfall lag ein Brief mit einer Einladung zur Verleihung der Christophorus-Medaille im Briefkasten von Ruin Hamkar. Damit gerechnet hatte er nicht, erlebte dann aber eine spannende Zeremonie in der Münchner Residenz mit 47 anderen Lebensrettern: „Es waren krasse Geschichten dabei. Das hat mir eine Wärme im Herzen geschenkt." (bh)

5. Sabrina Altieri ist Deutschlands Lieblingsbusfahrerin – mit Krönchen

Ein Leben ohne Busfahren ist möglich, aber für Sabrina Altieri sinnlos. Die 30-Jährige fährt ihren Bus 'Giovanni' für ein Unternehmen in Geesdorf.
Foto: René Ruprecht | Ein Leben ohne Busfahren ist möglich, aber für Sabrina Altieri sinnlos. Die 30-Jährige fährt ihren Bus "Giovanni" für ein Unternehmen in Geesdorf.

Sabrina Altieri hat Benzin, besser gesagt Diesel, im Blut. Die 30-Jährige ist als Busfahrerin für das Geesdorfer Unternehmen Bus Classic unterwegs und das mit soviel Leidenschaft, dass sie zu Deutschlands Lieblingsbusfahrerin gewählt wurde. Eine würdige Preisträgerin, denn genauso sehr wie für ihren Bus, den sie liebevoll Giovanni nennt, hat sie ein Herz für ihre Fahrgäste. Sie wartet auf Stammgäste, wenn sie nicht rechtzeitig an der Haltestelle stehen, verteilt Extra-Fahrscheine an die ganz kleinen Mitfahrer und jeder, wirklich jeder, wird von ihr begrüßt.

Wie beliebt sie ist, zeigen die vielen gemalten Kinderbilder, die sie im Bus aufgehängt hat und die kleine Plastikkrone, die ihr ein Gast geschenkt hat: für die Prinzessin der Straße. Wer große Maschinen mag, aber keine Menschen, wird Lkw-Fahrer. "Wer dazu noch Menschen mag, der wird Busfahrer", philosophiert Altieri. Und auch wenn sie sich manchmal über zurückgelassen Müll im Bus, unhöfliche Fahrgäste oder rücksichtslose Verkehrsteilnehmer ärgert, ist sie sich sicher: "Ohne Bus bin ich kein Mensch." (jul)

6. Der Senkrechtstarter Felix Wallström zündet die nächste Stufe 

Den Einzug in den Landtag hat Felix Wallström knapp verpasst, doch den nächsten Karrieresprung hat er schon vollzogen.
Foto: Ivana Biscan | Den Einzug in den Landtag hat Felix Wallström knapp verpasst, doch den nächsten Karrieresprung hat er schon vollzogen.

Man ist geneigt, von einem Wunderkind zu sprechen, aber mit Wundern allein ist der erstaunliche Aufstieg des Felix Wallström nicht zu erklären. Mit Anfang 20 leitete er das Fusionsprojekt zwischen Juliusspital und Missio-Klinik in Würzburg, mit 23 wurde er Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands Kitzingen – und mit 28 wäre er um ein Haar im bayerischen Landtag gelandet.

Den Einzug für die Freien Wähler ins Maximilianeum verpasste er denkbar knapp. Doch Wallström verschnaufte nur kurz, ehe er zum nächsten atemraubenden Karrieresprung ansetzte. Zum 1. Januar 2024 wechselt er als Geschäftsführer an die Klinik Hallerwiese und Cnopfsche Kinderklinik nach Nürnberg. Der studierte Gesundheitsmanager und Betriebswirt wird dort Chef eines Zweifach-Krankenhauses mit etwa 1000 Beschäftigten. (elz)

 
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