Dass in Iphofen wegen Knauf die Steuereinnahmen nur so sprudeln, ist kein Geheimnis. Die Stadt im Süden des Landkreises Kitzingen gehört zum Finanzadel. Übertroffen wird sie nur von der Großen Kreisstadt Kitzingen, die aber fast fünf Mal so viele Einwohnerinnen und Einwohner hat. Ein Vergleich der Steuereinnahmen auf Basis von Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik von 2023.
Überraschend ist die Reihenfolge der Kommunen, wenn man sich zum Beispiel die Einnahmen aus der Gewerbesteuer pro Kopf anschaut. Dann steht Iphofen im Landkreis unangefochten auf Platz 1. Kitzingen folgt in dieser Reihung noch lange nicht, denn pro Einwohner haben ganz andere Städte und Gemeinden die Nase vor. Das unscheinbare Abtswind (rund 830 Einwohner) liegt bei den Gewerbesteuer-Einnahmen pro Kopf direkt hinter Iphofen auf Platz 2, Kräuter Mix sei Dank. Viele Einnahmen verteilen sich dort auf wenig Bevölkerung.
Die Einwohnerzahl relativiert das Steueraufkommen
Auch interessant: Dettelbach und Wiesentheid haben beide zwar fast gleich hohe Gewerbesteuer-Einnahmen, aber pro Kopf profitiert das kleinere Wiesentheid deutlicher. Noch sichtbarer wird dieser Effekt in Rödelsee. Die Gemeinde hat vergleichsweise durchschnittliche Gewerbesteuer-Einnahmen, aber gemessen an der Bevölkerungszahl gehört die Gemeinde zu den Top 4.
Und bei wem ist Schmalhans Küchenmeister? In absoluten und in Pro-Kopf-Zahlen ist Castell 2023 das Schlusslicht im Landkreis: gewerbesteuerzahlende Betriebe kaum vorhanden. Und auch am zweiten Fürstenhaus-Sitz, in Rüdenhausen, schaut es nicht viel besser aus. Leidensgenossen am unteren Ende der Gewerbesteuer-Einnahmen-Skala sind Buchbrunn und Seinsheim.
Wie aber sieht es aus, wenn nicht die Betriebe im Vordergrund stehen, sondern der Verdienst der Ortsbevölkerung? Bei der Einkommensteuer-Beteiligung liegt in absoluten Zahlen Kitzingen vor Volkach, Dettelbach, Iphofen und Wiesentheid.
Aber pro Kopf verschieben sich die Gewichte erneut: Rödelsee und Sulzfeld liegen in dieser Rangliste vor Biebelried, Großlangheim und Buchbrunn. Ein Erklärungsversuch: In diesen relativ homogen zusammengesetzten Gemeinden haben die Einwohnerinnen und Einwohner gute Einnahmen, auch wenn sie ihre Brötchen in den Wirtschaftszentren im Landkreis oder gar außerhalb verdienen.
Damit wäre auch verständlich, warum Kitzingen bei der Einkommensteuer pro Kopf das Schlusslicht bildet: Zwar gibt es dort viele lukrative Arbeitsplätze, aber in der Großen Kreisstadt wohnen auch viele Geringverdiener. Die Spanne in der Verdienst-Skala reicht hier weit vom oberen bis zum unteren Ende. Das senkt den Durchschnitt.
Der Freistaat mildert Ungleichgewichte zwischen den Kommunen ab
Der Freistaat Bayern versucht, die finanziellen Ungleichgewichte zwischen den Kommunen über sogenannte Schlüsselzuweisungen auszugleichen. Für 2023 erhalten nur Abtswind, Iphofen, Marktbreit und Wiesentheid nichts. Kitzingen bekommt immerhin satte sechs Millionen Euro Staatshilfe und ist damit Spitzenempfänger, mit weitem Abstand gefolgt von Volkach mit 1,5 Millionen Euro. Das Gros der Kommunen erhält zwischen 250.000 und 500.000 Euro.
Sind am Ende also alle Kommunen finanziell gleichgestellt? Darüber gibt die sogenannte Umlagekraft Auskunft. Sie addiert die wichtigsten Steuereinnahmen und die Schlüsselzuweisungen. Unterm Strich liegt hier in absoluten Zahlen Kitzingen vor Iphofen, Volkach und Dettelbach. Und pro Kopf?
Iphofen dominiert erneut. Es folgen Abtswind, Rödelsee, Wiesentheid, Dettelbach, Marktbreit und Kitzingen mit überdurchschnittlichen Werten. Immerhin alle anderen bewegen sich mit den staatlichen Zuschüssen tatsächlich in einer engeren Skala als ohne. Schlusslicht hier im Jahr 2023: Wiesenbronn. Vollständigkeitshalber: Nicht berücksichtigt ist in diesen Werten, welche Schulden Städte und Gemeinden jeweils angehäuft haben.
Was machen die Kommunen mit ihrem Geld?
Das wirft die Fragen auf: Was machen denn die Kommunen nun mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld? Investieren sie fleißig in die Infrastruktur? Treten sie eher auf die Sparbremse? Planen sie zwar eifrig, aber setzen wenig um? Versuchen sie Ausgaben zu vermeiden, um keine Schulden anzuhäufen? Oder sind sie bereit, um ihren Bürgerinnen und Bürgern etwas bieten zu können, finanzierbare Kredite aufzunehmen?
Am Ende muss jeder für sich bewerten, wie zufrieden er mit der Wirtschaftspolitik seiner Kommune ist. Diese Übersicht beschränkt sich zwar lediglich auf ein Jahr, aber auch sie zeigt, dass manche Städte und Gemeinden ein besseres Händchen bei der Ansiedlung von Firmen und Menschen sowie beim Umgang mit den Finanzen haben als andere.
Längst nicht alles ist gottgegeben oder Glückssache. Verantwortungsbewusste, vorausschauende und mutige Kommunalpolitikerinnen und -politiker braucht es schon auch.