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Volkach
Am Rande bemerkt: Die Volkacher verstehen es zu feiern – sogar den Abschied des Freibads
Im Freibad in Volkach das Schwimmen gelernt? Am Sonntag ist Zeit für Erinnerungen an schöne und vielleicht auch nicht so schöne Stunden. 
Foto: Barbara Herrmann (Archiv) | Im Freibad in Volkach das Schwimmen gelernt? Am Sonntag ist Zeit für Erinnerungen an schöne und vielleicht auch nicht so schöne Stunden. 
Daniela Röllinger
 |  aktualisiert: 30.06.2024 02:33 Uhr

Wer Ordnung halten will, kennt das Prinzip: Soll was Neues her, muss was Altes weg. Dieses Vorgehen ist Grundlage dafür, dass der Kleiderschrank nicht platzt und alle Vorratsdosen in die Küchenschränke passen.

Klingt logisch, erfordert aber Zeit und einen starken Willen. Schublade auf und Inhalt in die Tonne kippen – das kann vielleicht ein Ordnungsberater, aber selten jemand, dem die Dinge selbst gehören.

Wenn die Erinnerungen die Gedanken erobern und den Verstand verdrängen

Das Kleid, das man beim ersten Date mit dem Silberhochzeitsgatten getragen hat. Das Buch, das einem mit 15 so gut gefallen hat. Die Schuhe, mit denen man für den ersten Halbmarathon trainiert hat, den man aber doch nie gelaufen ist. Das Foto vom ersten Sommerfest im Kindergarten – der eine war eine Wurst beim Singspiel, der andere ein Käse und der dritte ein Brokkoli. Ob sie heute Metzger, Vegetarier und Veganer sind? Gedankenspiele über Menschen, die man längst aus den Augen verloren hat. Soll man das Bild wirklich wegwerfen?

Wenn es um Baumaßnahmen geht, ist die Altes-weg-Neues-her-Regel meist kein Kann, sondern ein Muss. Das kann positiv sein: Wo einst eine verlassene Tankstelle ihr Dasein fristete, wird in Marktbreit das Mainufer umgestaltet. Oder negativ: Wo ein Park mit alten Bäumen stand, ist jetzt ein Betonklotz namens Staatsarchiv zu finden. Entwicklung hat scheinbar ihren Preis.

Viel Beton umringt von Grün: die Baustelle des Staatarchivs im Juni 2024.
Foto: Diana Fuchs | Viel Beton umringt von Grün: die Baustelle des Staatarchivs im Juni 2024.

Auch in Volkach muss was Altes weg. Das Freibad nämlich. Es vegetiert schon lange vor sich hin. Nach Jahren des Überlegens, Entwerfens und Entscheidens geht es jetzt an die Umsetzung der mit 9,5 Millionen Euro veranschlagten Runderneuerung.

Erinnerung an die Freiheit der Jugend: Ein Freibad ist ein Stück unseres Lebens

So ein Freibad ist nicht irgendwas. Es ist ein Stück unseres Lebens. Wie viele Freundschaften wurden dort geschlossen und wie viele sind zerbrochen. Wie herzlich wurde beim gemeinsamen Blödeln im Nichtschwimmerbecken gelacht. Wie viele Tränen der Enttäuschung wurden vom Strahl der Dusche getarnt, weil der oder die Angebetete einen nicht beachtet hat. Da wurden Ehen gestiftet und Kinder erzogen. Ein Freibad ist Freiheit – zumindest war es das für mich immer. Ein Freibad ist Erinnerung.

Am Sonntag, 30. Juni, hält Volkach eine Überraschung parat: Die Stadt veranstaltet für alle, die dem Bad verbunden sind, eine "Auf Wiedersehen Freibad!-Abriss-Party". Mit Musik und Bratwurst, mit Picknick auf der Liegewiese und viel Spaß. Nur ohne Schwimmen, aber das kann jeder nachvollziehen.

Ein Fest der Vergangenheit und der Zukunft – eine schöne Idee. Nur leider funktioniert sie nicht überall. Beim Staatsarchiv sind zumindest Zweifel angesagt, ob man überhaupt Leute gefunden hätte, die diese Veränderung hätten feiern wollen. Aber das sei nur nebenher erwähnt. Der Ordnung halber. 

 
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