Wie es sich anfühlt, nach längerer Zeit wieder mal in der Abendsonne eine Runde um die Becken des Volkacher Freibads zu drehen? Es hat etwas von einem "Lost Place": Verfall paart sich mit leeren Bierdosen und einem Hauch von Romantik. Man stellt sich die Frage, was denn nun aus diesem wunderschönen Ort wird. Doch halt! Das ist doch längst beantwortet. Die Generalsanierung hat der Volkacher Stadtrat im Oktober 2020 beschlossen. Aber warum bewegt sich seit fast einem Jahr nichts im Freibad? Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein hat Antworten – auf diese und weitere Fragen.
Im Oktober 2020 hat der Volkacher Stadtrat für die Sanierung des Freibads gestimmt. Warum tut sich dort nichts?
Im Freibad selbst gehe vielleicht nichts voran, dafür aber im Hintergrund, betont Bäuerlein. "Dieses Vorgeplänkel macht uns unheimlich viel Arbeit, das sieht aber keiner. Wenn tatsächlich die Bagger rollen, sind 70 Prozent der Arbeit schon erledigt." Zahlreiche Vorgaben müssen eingehalten werden, um an die begehrten Fördergelder zu kommen. Diese kommen im Fall des Volkacher Freibads bekanntlich aus zwei verschiedenen Töpfen: 1,4 Millionen Euro gibt es aus einem Bundesprogramm, eine Million Euro vom Freistaat. Rund vier Millionen Euro investiert die Stadt Volkach.
Macht es mehr Arbeit, zwei verschiedene Fördergeber zu haben?
Ja. Das Volkacher Freibad ist wegen der zweifachen Förderung eine Art Musterprojekt. Aus dem Gesamtvorhaben Generalsanierung müssen müssen separate Einzelprojekte hervorgehen, die räumlich und bei der Abrechnung getrennt werden können. Der Bürgermeister hat nach seiner Aussage – ebenso wie das Bauamt und Stadtratskollege Elmar Datzer (Bürgerliste) – "Stunden, Tage Wochen damit verbracht, diese Kosten aufzudröseln und bis zum letzten Kabel aufzuteilen, was zahlt Bund und was der Freistaat".
Wann geht's also konkret weiter?
Im Oktober stellen sich die Architekten und Architektinnen vor, die sich an dem VGV-Verfahren beteiligt haben. VGV ist die Abkürzung für die "Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge“. Ein solches Verfahren ist ab einer gewissen Investitionssumme Pflicht für Kommunen und sehr aufwändig. Die Planungsleistungen hätten die Volkacher gerne aus diesem Wettbewerb herausgenommen und beschränkt ausgeschrieben, um Zeit zu sparen, doch das erlaubten die Fördergeber nicht. Sobald das Büro ausgewählt ist, wird es auch endlich konkreter und für die Öffentlichkeit besser nachvollziehbar.
Wer bestimmt dann, wie das Bad künftig aussehen soll?
Nach der Sommerpause soll sich erstmals die Projektgruppe treffen, die aus Stadtratsmitgliedern und Vertretern und Vertreterinnen der Verwaltung und des Bäderbetriebes besteht, zudem je ein Mitglied des Fördervereins Volkacher Bäder und der Wasserwacht. Diese Gruppe soll mit dem Planungsbüro zusammenarbeiten.
Wie frei sind Planungsbüro und Projektgruppe bei ihren Entscheidungen?
Bäuerlein verweist darauf, dass es, wie bei der Generalsanierung des Volkacher Hallenbades, viele Fixpunkte gebe. Klar ist bislang: Der Stadtrat hatte sich knapp gegen ein Naturbad entschieden. Das Freibad wird auf 80 Prozent der Wasserfläche verkleinert, bekommt Edelstahlbecken und und eine konventionelle Wasseraufbereitung mit Chlor. Zudem soll es barrierefrei gestaltet werden und CO2-neutral funktionieren. Der Bürgermeister sagt: "Es wird letztendlich ein generalsaniertes, neues Bad sein, das eine ganze Reihe bekannter Elemente enthält. Das ist aber auch gut so."
Was könnte anders werden im neuen, alten Freibad?
Das Kleinkindbecken soll voraussichtlich näher an das Nichtschwimmerbecken rücken, ähnlich wie bei dem Modell, das Elmar Datzer als Mitglied des Bäder-Fördervereins im Januar 2019 im Pfarrheim vorgestellt hatte. Für die Kleinsten hatte es bislang einen komplett abgegrenzten, von Hecken umgebenen Bereich gegeben. Das hat es zwar schön ruhig gemacht für die Planscher, für Geschwisterkinder im unterschiedlichen Alter war das aber schwierig. Statt Babybecken könnte sich Bäuerlein "einen schönen großen Spielplatz" vorstellen, doch das zu überlegen wird dann Aufgabe von Planungsbüro und Projektgruppe sein.
Wird das Freibad-Gelände denn derzeit genutzt?
Über "aktuell viele Vandalismus-Schäden" in dem Freibad-Gelände ärgert sich der Bürgermeister. Auch wegen Corona hätten sich dort anscheinend nachts Leute getroffen. Beim Rundgang am Montagabend lagen Decken, leere Bierdosen und Chipstüten im Eingangsbereich. Diesen Müll hat der Bauhof am Dienstag beseitigt. Erlaubt ist nur, die Liegewiese tagsüber bis zum Einbruch der Dunkelheit zu nutzen. Im sogenannten "Bürgerpark" haben Leute im Sommer ab und zu Beachvolleyball gespielt und es gab Angebote von der Stadtbibliothek und der Volkshochschule. In Kürze wird das Gelände dann aber wieder komplett zugesperrt.
Und wann darf endlich wieder geschwommen werden im Freibad?
Laut Heiko Bäuerlein liegt die Stadt nach wie vor im Zeitplan, der vorsieht 2021 mit den Planungen zu beginnen, 2022 die Bauleitungen auszuschreiben und 2022/2023 zu bauen. Zuletzt komplett geöffnet hatte die Freizeiteinrichtung im Sommer 2018. Im Jahr darauf wurde bereits das Schwimmerbecken mit Bauzäunen abgesperrt, da die Sicherheit der Gäste nicht mehr gewährleistet und der Wasserverlust hoch war. Die Wiedereröffnung ist für Sommer 2023 geplant – und somit vier Jahre nach der letzten Planschmöglichkeit im Nichtschwimmerbecken.
in Deutschland muss es dank der Bürokratie immer eine (und besser mehrere) Person geben die sich da durchwühlt (meistens langt eine einzige, z. B. ein fähiger Bürgermeister).
Gibts es das nicht, sei es durch Krankheit oder durch Faulheit oder Beides dann zieht sich alles eben immer Monate lang hin.
So ist es im Privaten Bereich doch auch - man muss immer hinterhersein und alles schnellstmöglich doppelt und dreifach zusammentragen am besten schon weit im Voraus und in größerem Umfang als gefordert.
Es ist und bleibt ein Theaterspiel vieler Akteure.