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Kitzingen
8 Standorte stehen zur Wahl und alle fallen durch: Wo die baufällige Kitzinger Stadtbücherei jetzt unterkommen soll
Der Luitpoldbau an der B8 ist so baufällig, dass Stadtbücherei und Vhs schon bald ausziehen müssen. Im Rathaus prüft man Alternativen. Und jetzt wird es kompliziert.
Im Kitzinger Luitpoldbau an der B8 sind Stadtbücherei und Volkshochschule untergebracht. Sie müssen demnächst aus dem Gebäude ausziehen.
Foto: Moritz Lenz | Im Kitzinger Luitpoldbau an der B8 sind Stadtbücherei und Volkshochschule untergebracht. Sie müssen demnächst aus dem Gebäude ausziehen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 26.02.2025 02:43 Uhr

Man kann die jüngere Geschichte der Kitzinger Stadtbücherei von mehreren Seiten erzählen. Die Leiterin Sheena Ulsamer berichtet von "spannenden Entwicklungen" und "eindrucksvollen Zahlen", Bauamtsleiter Oliver Graumann spricht von einem Sanierungsfall, und für die jährlich 35.000 Besucherinnen und Besucher ist die Bibliothek ein Ort der Zerstreuung. Aber egal von welcher Warte aus man die Sache betrachtet – sicher ist: Bücherei und Volkshochschule müssen demnächst raus aus dem Luitpoldbau, besser heute als morgen. Im Rathaus hat längst die Suche nach alternativen Standorten begonnen, und jetzt wird es kompliziert.

Eigentlich hat sich der Stadtrat Ende 2024 auf eine Lösung verständigt, die von manchem schon als Win-win-Situation verkauft wurde. Die Bücherei zieht in das ehemalige Bareiss-Lagerhaus am Main, das seit geraumer Zeit leer steht. Der Immobilienunternehmer Wolfgang Rosentritt hatte es einst für Größeres auserkoren, ein Hotel sollte an dieser Stelle entstehen. Aber dann kam Corona, und als die Seuche besiegt war, waren die Baupreise derart in die Höhe geschnellt, dass sich das Projekt erledigt hatte.

Rosentritt hat seine Pläne an dieser Stelle überarbeitet und neulich im Rathaus präsentiert. Für die Schrannenstraße 33 ist im Erdgeschoss ein Lokal vorgesehen, und in den zwei oberen Etagen könnte sich auf 900 Quadratmetern die Stadtbücherei ausbreiten. Ein guter Deal, wie Bauamtschef Graumann schon Ende 2024 fand. Der Stadtrat aber wollte von Graumann Alternativen geprüft wissen, und das Ergebnis dieser Prüfung lag jetzt dem Bauausschuss vor.

Von den acht Standorten sind alle acht durchgefallen

Acht Standorte hatte das Bauamt genauer unter die Lupe nehmen lassen. Die Friedrich-Bernbeck-Schule, der Bahnhof oder das ehemalige Stadtmuseum waren ebenso darunter wie die städtischen Gebäude in der Herrnstraße 18, Schrannenstraße 57 oder Kaiserstraße 44. Achtmal lautete das Ergebnis: in Größe, Form oder Qualität nicht als Stadtbücherei geeignet. Viele der Objekte seien zu klein, manche aktuell nicht verfügbar.

Das ehemalige Bareiss-Lagerhaus in der Schrannenstraße soll künftig die Kitzinger Stadtbücherei beherbergen.
Foto: Eike Lenz | Das ehemalige Bareiss-Lagerhaus in der Schrannenstraße soll künftig die Kitzinger Stadtbücherei beherbergen.

Für Stadtrat Klaus Sanzenbacher ist das nicht nachvollziehbar. Er sagt: "Ich sehe nicht ein, dass wir als Stadt als Mieter von Herrn Rosentritt einspringen." Mit der Miete, die man 20 Jahre lang für das Lagerhaus bezahle, könne die Stadt den Bahnhof sanieren. Graumann widersprach im Bauausschuss. Der Bahnhof eigne sich in Struktur und Statik überhaupt nicht als Bücherei und sei "so verschlissen", dass die Sanierungskosten "jenseits von 20 Millionen Euro" lägen. Die Stadt, so Sanzenbachers Einwand, müsse den Bahnhof doch sowieso herrichten und habe das Geld dann wenigstens nicht verbrannt.

Auch ein Neubau neben dem Staatsarchiv wurde geprüft

Für Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) wäre "am zügigsten" die Lösung umzusetzen, die als einzige auf einen Neubau zielt. Dazu müsste auf einem 1240 Quadratmeter großen Grundstück in der Alten Poststraße, in Nachbarschaft zum künftigen Staatsarchiv, das marode Wohnhaus abgebrochen werden. Auf "mindestens fünf Millionen Euro" schätzt die Verwaltung die Kosten des Projekts, und das bei kritischer Kassenlage. "Da hätten wir wenigstens was Eigenes", sagt Sanzenbacher. Güntner erinnerte in der Debatte daran, dass die Stadt auch bei dem Rosentritt-Gebäude am Main die Option prüfe, Eigentümerin zu werden.

Sind Bücherei und Vhs erst einmal draußen, soll der Luitpoldbau einer umfassenden Sanierung unterzogen werden. Vor allem beim Brandschutz und der Elektrik gibt es laut Graumann erhebliche Defizite, auch am Dachgebälk muss nachgebessert werden. Im Keller hat die Stadt bereits Stahlträger einziehen lassen. Die Bücherei soll nicht wieder zurück in das Gebäude an der B8, stattdessen könnte dort die Musikschule unterkommen. Die Vhs soll ins alte Stadtmuseum ziehen, das in Teilen gerade noch von der Polizei genutzt wird. Ein munteres Hin und Her. Stadtrat Timo Markert (CSU) sagt: "Wir stopfen ein Loch mit dem anderen."

 
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  • Peter Koch
    "Güntner erinnerte in der Debatte daran, dass die Stadt auch bei dem Rosentritt-Gebäude am Main die Option prüfe, Eigentümerin zu werden."

    Um nach dem Kauf festzustellen, dass das alte Gebäude leider ein altes Gerütsch ist und für 20 Millionen saniert werden muss?
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